Industriestandort Dreistegen bei Monschau

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Monschau
Kreis(e): Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 32′ 53,91″ N: 6° 13′ 51,65″ O 50,54831°N: 6,23102°O
Koordinate UTM 32.303.835,68 m: 5.603.258,43 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.516.417,83 m: 5.601.424,36 m
  • Firmenkomplex Dreistegen (2012)

    Firmenkomplex Dreistegen (2012)

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    Gabriele Harzheim
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  • Südliche Zufahrt zum Firmenkomplex Dreistegen (2012).

    Südliche Zufahrt zum Firmenkomplex Dreistegen (2012).

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  • Stauwehr am Perlenbach in Dreistegen (2012)

    Stauwehr am Perlenbach in Dreistegen (2012)

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  • Wehranlage am Perlenbach oberhalb Dreistegen (2012)

    Wehranlage am Perlenbach oberhalb Dreistegen (2012)

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  • Alter Wasserkanal zwischen dem Stauwehr am Perlenbach und Dreistegen (2012)

    Alter Wasserkanal zwischen dem Stauwehr am Perlenbach und Dreistegen (2012)

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  • Dreistegen vor dem Zweiten Weltkrieg

    Dreistegen vor dem Zweiten Weltkrieg

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Lage:
Dreistegen ist ein Fabrikkomplex aus mehreren Bauten, die sich am Zusammenfluss von Perlenbach und Rur am rechten und linken Ufer des Perlenbachs gruppieren. Er befindet sich südlich der Altstadt von Monschau an der Monschauer Straße (B 258), die Richtung Höfen führt.

Geschichte:
Die Ursprünge der gewerblichen Tätigkeit an diesem Ort reichen ins 18. Jahrhundert zurück. 1778 ließ die Firma Matthias Schlösser & Sohn hier den Einbau eines Wasserrades für eine Walke und andere Fabrikationsgebäude konzessionieren. Matthias Schlösser war ein Stiefsohn Johann Heinrich Scheiblers und ebenfalls in der Tuchproduktion aktiv. 1837 kaufte Alexander Scheibler (d. Ältere, 1804-1877) die Fabrikationsstätte an Dreistegen. Er war der Urenkel von Johann Heinrich Scheibler und in direkter Linie Nachfolger der alten Firma, die von Johann Heinrich Scheibler in Monschau gegründet worden war. Da es am alten Standort am Roten Haus Probleme mit der Konzessionierung und dem Betrieb eines Wasserrades gab, verlegte Alexander Scheibler schließlich den Firmensitz nach Dreistegen.

Alexander Scheibler erkannte, dass die große Zeit der Feintuchproduktion ihrem Ende entgegenging. Er war innovativ genug, neue Dinge auszuprobieren. So gab er 1856 die Wolltuchproduktion auf und stellte auf die Herstellung von Wollfilzhüten um, die er fortan in Dreistegen betrieb. Daneben erwarb er mehrere Schieferbrüche, um ein zweites Firmenstandbein zu haben. Die Herstellung von Dachschiefer erwies sich allerdings schnell als wirtschaftliches Fiasko. Die Produktion von Filzhüten war zu Beginn ein voller Erfolg, sodass auch der Export nach Übersee anlief. Allerdings währten diese günstigen Bedingungen nicht lange. Trotz größter Sorgfalt bekam die Firma Probleme mit Mottenbefall, der nicht zu beherrschen war. Dabei verlor Alexander Scheibler den größten Teil seines Vermögens. Dennoch machte er weiter und begann 1863 als einer der ersten in Deutschland Kunstwolle zu produzieren. Diese wurde aus zerrissenen Wollabfällen, aus denen man wieder spinnfähiges Material gewann, hergestellt. Damit hatte die Firma durchschlagenden Erfolg. Sie blieb auch die nachfolgenden Jahrzehnte in Familienbesitz.

Die heute noch teilweise erhaltenen massiven Bruchsteingebäude stammen aus dem Beginn der 1880er Jahre. 1882 wurde in Dreistegen die erste Dampfmaschine installiert, 1886/87 gab es vor Ort die erste private elektrische Beleuchtung in Monschau.

Die Umstellung der Produktion von der Feintuchherstellung auf Kunstwolle brachte in der Stadt auch eine soziale Veränderung mit sich. Sowohl in der Seidenproduktion (ab 1889 in Monschau) als auch den Kunstwollfabriken wurden viel mehr Frauen als Männer beschäftigt. So arbeiteten bespielweise 1881 in der Scheiblerschen Kunstwollfabrik in Dreistegen 14 Männer, aber 172 Frauen, davon 31 im Alter von 14-16 Jahren. Dennoch konnte sich die Textilherstellung auf Dauer nicht in Monschau halten. Immer mehr Fabrikationsgebäude standen leer bzw. wurden abgerissen. In Dreistegen lief die Nutzung der Bauten noch eine Zeitlang weiter.
Vor dem Zweiten Weltkrieg ließ der Aachener Unternehmer Herff in einem Teil der Gebäude Lumpen entfärben und danach wieder neu färben. Nach dem Krieg pachtete der Unternehmer Dieners vor Ort Gebäude, um dort Lohnappretur von Wollstoffen durchzuführen. Die Firma „Appreturanstalt Monschau Reinhold Dieners oHG“ arbeitete in Dreistegen bis in die 1960er Jahre. Dann erwiesen sich die Anlagen als zu klein. Deshalb zog die Firma nur wenige hundert Meter weiter Richtung Monschau in die ehemalige Tuchfabrik „Friedrich Müller & Co. oHG“ auf dem Röttgen und baute sie aus. In Dreistegen erlosch damit die Produktion.

Seit 2008 ist neues Leben in die historischen Gebäude eingezogen. Eine Firma, die sich auf die Beschichtung und Veredelung von Metalloberflächen, unter anderem von großen Bauteilen, spezialisiert hat, übernahm einen Teil der Gebäude und baute eine moderne Produktionsstätte unter weitgehender Erhaltung der alten Bausubstanz auf.

Hinweis
Das Objekt „Industriestandort Dreistegen bei Monschau“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Monschau, Oberes Rurtal (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 215).

(Gabriele Harzheim, 2025)

Literatur

Barkhausen, Ernst (1925)
Die Tuchindustrie in Montjoie, ihr Aufstieg und Niedergang. Aachen.
Hermanns, Franz Wilhelm (1993)
Montjoie - Monschau Von Häusern und Menschen. Von Häusern und Menschen. Monschau.
Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus Monschau (1994)
Das Rote Haus in Monschau. Köln.

Industriestandort Dreistegen bei Monschau

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Dreistegen 3-11
Ort
52156 Monschau - Dreistegen / Deutschland
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1778, Ende nach 1965

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Gabriele Harzheim (2025): „Industriestandort Dreistegen bei Monschau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356246 (Abgerufen: 10. Mai 2025)
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