Einleitung Das Perlenbachtal liegt in der Niederung zwischen Höfen und Kalterherberg und ist Teil des 339 ha großen Naturschutzgebietes „Perlenbach- und Fuhrtsbachtal“. Der namensgebende Perlenbach ist ein rechter Nebenfluss der Rur, in dem die selten gewordene Flussperlmuschel vorkommt. Sie ist in ihrem Bestand stark gefährdet. Bis zur Franzosenzeit war das Sammeln von Muschelperlen ein Privileg des Adels und zur Abschreckung von Räubern wurde 1746 ein Galgen errichtet. Die Flussperlmuschel wurde u.a. durch Übernutzung, Verschlammung der Bachsohle und Nahrungsmangel fast ausgerottet. Nur durch Nachzucht und intensive Naturschutzbemühungen konnte das Vorkommen gerettet werden.
Kulturlandschaftliche Entwicklung Das Tal wurde wahrscheinlich um das 12. Jahrhundert gerodet. Die gerodeten Täler wurden schon früh zur Heugewinnung genutzt und einjährig gemäht. Die Mahd fand zwischen Mitte Juli und Mitte August statt. Der Zeitpunkt richtete sich nach den Witterungsverhältnissen, denn es musste abgewartet werden, bis der Boden abgetrocknet war. Danach wurden die Flächen gelegentlich nachbeweidet. Diese vermutlich über Jahrhunderte praktizierte Wirtschaftsweise führte zu einer Verarmung der ohnehin kargen Böden. Um dem entgegenzuwirken, wurden kleine Gräben (Flüxgräben) angelegt. Über diese leitete man notgedrungen das Bachwasser mit seinen organischen und mineralischen Schwebstoffen in die Wiesen. Diese Schwebstoffe lagerten sich dann in den Wiesen ab. Außerdem wurde durch diese Technik der Wiesenboden erwärmt, was zu einem früheren Austrieb von Gräsern und Kräutern führte. Diese Technik wurde angewandt, da der geringe Viehbestand der Region nicht genügend Dünger lieferte, und ist seit dem 15. Jahrhundert belegt. (s.h. RVDL S:12 ff.). Seit den 1950er Jahren wurde die Heugewinnung aus Rentabilitätsgründen aufgegeben und das Tal teilweise mit Fichten aufgeforstet. Dadurch wurden die artenreichen und charakteristischen Talwiesen immer seltener und dort, wo sie noch vorhanden waren, veränderte sich der ökologische Zustand durch die fehlende Mahd und den damit verbundenen Nährstoffentzug. 1976 wurde das Gebiet unter Naturschutz gestellt und ab 1979 kauften die Loki Schmidt Stiftung und später die NRW-Stiftung Flächen auf, um sie mit Hilfe von Naturschützern wieder in einen naturnahen Zustand zu versetzen.
Ökologie In der Talsohle des Perbachtales finden sich noch Relikte der historischen Kulturlandschaft in Form von ausgedehnten, artenreichen Mähwiesen. Es handelt sich um blütenreiche Wiesen, die sich aus Frischwiesen, Feucht- und Nasswiesen sowie kleinflächigen Borstgrasrasen zusammensetzen. Diese sind vereinzelt von kleinflächigen Niedermooren mit Bruchwaldresten durchsetzt. Im Bereich wassergefüllter Senken und Bäche kommen Weidengebüsche und Auengehölze vor. Daraus ergeben sich folgende besonders schutzwürdige Lebensräume: Fließgewässer mit Unterwasservegetation, Borstgrasrasen der Mittelgebirge, Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiesen, Bergmähwiesen, Übergangs- und Schwingrasenmoore, Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation und Moorwälder. Hier wurden 360 Farn- und Blütenpflanzenarten, über 70 Moosarten, 45 Schnecken- und Muschelarten, 13 Libellenarten, 41 Köcherfliegenarten, 35 Tagfalterarten, 85 Vogelarten und 42 Säugetierarten nachgewiesen. Etwa 20 Prozent der nachgewiesenen Arten sind landes- oder bundesweit gefährdet.
Tourismus Das Gebiet ist touristisch erschlossen. Besonders viele Besucherinnen und Besucher kommen zur Blütezeit der wilden Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) in das Perlenbachtal und seine Nebentäler. Seit den 1980er Jahren wird anlässlich der Blüte im Frühjahr das Narzissenfest gefeiert.
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