Weinberge der Jesuiten - Dicker Stein in Königswinter

Jesuiter Weinbergsterrassen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Königswinter
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 39′ 55,95″ N: 7° 12′ 7,67″ O 50,66554°N: 7,20213°O
Koordinate UTM 32.372.943,45 m: 5.614.174,86 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.585.034,38 m: 5.615.129,81 m
  • Jesuiter Weinberge (2022)

    Jesuiter Weinberge (2022)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Der "Dicke Stein" (2023)

    Der "Dicke Stein" (2023)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Jesuiter Weinberge (1914)

    Jesuiter Weinberge (1914)

    Copyright-Hinweis:
    Siebengebirgsmuseum/ Heimatverein Siebengebirge e. V.
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Jesuiter Weinberge (1957)

    Jesuiter Weinberge (1957)

    Copyright-Hinweis:
    Stadtarchiv Königswinter. Bearbeitung Joern Kling.
    Fotograf/Urheber:
    Angelika Mikusz
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Der "Dicker Stein" (1859)

    Der "Dicker Stein" (1859)

    Copyright-Hinweis:
    Siebengebirgsmuseum/ Heimatverein Siebengebirge e. V.
    Fotograf/Urheber:
    Karstein
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Der Dicke Stein in den Jesuiter Weinbergen (2022)

    Der Dicke Stein in den Jesuiter Weinbergen (2022)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Jesuiter Weinberge (2022)

    Jesuiter Weinberge (2022)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Der "Dicke Stein" (2023)

    Der "Dicke Stein" (2023)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Jesuiter Weinberge (1722)

    Jesuiter Weinberge (1722)

    Copyright-Hinweis:
    Historisches Archiv der Stadt Köln
    Fotograf/Urheber:
    Kölner Jesuitenkolleg
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Jesuiter Weinberge (2022)

    Jesuiter Weinberge (2022)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Der "Dicke Stein" (2022)

    Der "Dicke Stein" (2022)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Weinbergmauer der Jesuiten (2022)

    Weinbergmauer der Jesuiten (2022)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Felsenmeer des Rüdenets und Jesuiter Weinberge (2022)

    Felsenmeer des Rüdenets und Jesuiter Weinberge (2022)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Jesuiter Weinbergterrasse am "Dicken Stein" (2022)

    Jesuiter Weinbergterrasse am "Dicken Stein" (2022)

    Copyright-Hinweis:
    Joern Kling
    Fotograf/Urheber:
    Joern Kling
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Gemauerte Terrassen spielen im Weinbau eine wichtige Rolle. Das Setzen der Trockenmauern als typische und verbreitete „Anonymarchitektur“ verlangte einiges an Qualifikation. Kleinere Mauern wurden wahrscheinlich von den Winzerleuten selbst gesetzt. Größere Maueranlagen benötigten Kapital und wurden in Auftrag gegeben. Dies blieb zumeist den herrschaftlichen und klösterlichen Weinbergen vorbehalten.

So findet sich dann eine erste Darstellung von Weinbergsterrassen am Drachenfels auch auf einer Karte des Kölner Jesuitenkollegs aus dem Jahr 1722. Das Kolleg besaß einen größeren Weingarten unterhalb des Rüdenets. Der auf der Karte rot markierte Weingarten (Nr. 9) in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Wülsdorfer Hof wird durch mehrere parallel verlaufende Mauern gegliedert. Deren explizite Darstellung lässt darauf schließen, dass es sich hier um ein charakteristisches und bedeutsames Element des Weingartens gehandelt hat. Dies spiegelt sich auch in den historischen Quellen der Jesuiten wider, in denen der Mauerbau mehrfach thematisiert wird.

So verdanken wir dem ausführlichen Briefwechsel des damaligen Pächters Heinrich Peters mit dem Kölner Jesuitenkolleg Ende des 18. Jahrhunderts detaillierte Einblicke in die Errichtung bzw. Sanierung mehrerer Mauern in deren Weingärten am Drachenfels. Langwierig ist das Verfahren, in dem der Pächter mit den Pachtherren den Bau aushandeln muss und die zum Mauerbau herangezogenen Fachleute den ihnen zuständigen Lohn eintreiben mussten.

1764 verfasst Peters ein Schreiben an das Jesuitenkolleg, da mehrere Mauern im letzten Winter wohl eingefallen waren. Nach deren Reparatur stellt er höhere Erträge in Aussicht und man könne zugleich das Problem eines fehlenden Zuwegs lösen. Doch erst ab Dezember 1769 waren mehrere externe Arbeiter mit der Neuanlage beschäftigt. Man begann mit vorbereitenden Rodungen und Ausschachtungen und führte sogar Sprengungen durch! Danach errichtete ein qualifizierter Maurermeister mehrere Mauern: „Die erste mauer ist im Winkel maur und ist im Theil lang 34 fuß und 8 fuß hoch und in fundamend 4 fuß dick ober 2 fuß dick ist durchauß 3 fuß dick gemacht worden.“ (HAStK 1769) Dazu kam eine im Winkel gesetzte Mauer, 20 Fuß lang und ebenfalls 8 Fuß hoch. Eine weitere 22 Fuß lange Mauer hatte dagegen nur eine Höhe von 3 ½ Fuß und war entsprechend weniger dick. Letztlich stellte der Meister eine Rechnung über insgesamt 1.016 Fuß Mauerwerk.

Nochmalig werden die Weinberge der Jesuiten 1807 in einer Buchkarte des Jesuiterhofs durch den Ingenieur Joh. Chr. Wiebel dargestellt. Die Karte zeigt bis zu sechs weitgehend parallel verlaufende Terrassenmauern, die von Wegen gekreuzt werden. Die Zeichnung ist so präzise, dass die Parzelle im Urkataster von 1826 wiedergefunden werden kann. Ein Katasterplan von 1957 zeigt, dass selbst die von Wiebel 1807 dargestellten Mauern weitestgehend dem Bestand im Gelände entsprechen. Auch der sogenannte „Dicke Stein“ ist als schwarze Fläche lagerichtig auf der obersten Terrasse eingezeichnet.

Der Dicke Stein, eine große, mehrteilige Felsformation, ist ein Ausläufer des Rüdeneter Felsenmeers. Heute vollständig von Wald umgeben, lag er ehemals am oberen Rand der Jesuiter Weinberge. Aufgrund seiner exponierten Lage mit weitem Blick nach Süden über das Rheintal war der Dicke Stein lange Zeit ein beliebter Aussichtspunkt. Davon zeugt auf seinem Gipfel noch die schmiedeeiserne Halterung einer Parkbank. Das beliebte Ausflugslokal Magdalenenhof lag nur 100 Meter weiter nördlich in den Weinbergen. Ein kleiner Spaziergang von dem Lokal durch die Weinberge bis zu dem markanten Gebilde lag nahe. Eine höhlenartige Passage zwischen den Felsen erlaubte einen gewissen Nervenkitzel und bot einen unbeobachteten Platz.

Bereits 1859 wird der Dicke Stein von dem Königswinterer Künstler August Karstein in einer Sammelvedute des Siebengebirges dargestellt. Der lokale Dichter Wilhelm Thelen schrieb 1931 eine romantische, wenn auch heute etwas schwülstige Sagengeschichte über den Ort. Die örtliche Jugend nutzte den Stein zeitweise als „Tummelplatz“ und hielt dort u.a. „Räuber-, Ritter,- und Festungsspiele“ ab. Dabei wurden zuweilen die Parkbänke verfeuert. Das Problem löste sich im Laufe der Jahre von alleine: So hieß es 1932 im Echo des Siebengebirges, dass der Dicke Stein wegen des schlechten Zugangs nur noch selten besucht würde.

Bis zur Zerstörung des Weingartens beim Bau der vierspurigen B 42 Anfang der 1960er Jahre prägen die ausgedehnten Weinbergsterrassen der Jesuiten die Landschaft am Drachenfels und finden sich auf zahlreichen Postkarten wieder. Beeindruckend ist ein Luftbild aus dem Jahr 1914. Die von einem Zeppelin aus gemachte Aufnahme zeigt schön, wie sich die hintereinander gestaffelten Terrassen von der Waldkante des Rüdenets bis fast an den Rhein den Hang hinabziehen.

Zustand
Die wenigen noch verbliebenen Reste einiger höher gelegener Terrassen fallen dann den Flurbereinigungsmaßnahmen 1979/80 zu Opfer. Versteckt unter einem dichten Wald haben sich heute lediglich am Dicken Stein zwei kleine Terrassenmauern der Jesuiter Weinberge erhalten. Sie bestehen aus eher großen, zugehauenen Trachytblöcken und sind etwas über einen Meter hoch. Deren Gesamtlänge beträgt rund 120 Meter. Noch 1957 können am Drachenfels zwischen dem Rüdenet und dem Domstein gut 1.200 laufende Meter Terrassenmauern nachgewiesen werden. Die Terrassen der Jesuiten am Dicken Stein stellen heute ein letztes Relikt der alten Weinbaulandschaft am Drachenfels dar.

Datierung
18. Jahrhundert

Zugang
Naturschutzgebiet. Der Dicke Stein und ein Stück der verbliebenen alten Weinbergsterrassen der Jesuiten kann bei laubfreien Bedingungen im Winter von den offiziellen Weinbergwegen aus gesehen werden.

Hinweis
Das Objekt „Weinberge der Jesuiten - Dicker Stein in Königswinter“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).

(Jörn Kling, 2024)

Quellen
Dr. Wilhelm Thelen. Die Rheinische Aeols-Harfe. Darin: Der dicke Stein. Echo des Siebengebirges 20.6.1931; Echo des Siebengebirges: Königswinter vor 60-70 Jahren. E. Spindler, 15.9.1932.
Sammelvedute von August Karstein, Lithografie 1859, SGM/HVS
Besitzungen und Einkünfte zu Königswinter. Darin Briefwechsel des Henrich Peters mit dem Jesuitenkolleg, 1769, Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 223 A 127.
Karte des Kölner Jesuitenkollegs (Ausschnitt), 1722, Historisches Archiv der Stadt Köln, Bst. 7101 P 958
Buchkarte einzelner Domänen, darin: Jesuiter Hof, Wolsdorfer Hof, Kucksteiner Hof, aufgenommen von Ingenieur Joh. Chr. Wiebel, 1:1800, 1807. Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, BR-0084-970.

Literatur

Bouillon, Barbara; Kling, Joern; Lamberty, Christiane (2025)
Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge. Teil 3. Wingert und Busch. (Kulturlandschaftspflege im Rheinland.) Köln.

Weinberge der Jesuiten - Dicker Stein in Königswinter

Schlagwörter
Ort
53639 Königswinter / Deutschland
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1722, Ende 1960 bis 1970

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Jörn Kling: „Weinberge der Jesuiten - Dicker Stein in Königswinter”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356194 (Abgerufen: 14. November 2025)
Seitenanfang