Lage Wer heute an der Ausfahrt Königswinter von der vierspurigen B 42 abfährt und die breite Straße in Richtung Ittenbach nimmt, kann sich kaum vorstellen, wie beschwerlich und mühselig die Wegsituation im Siebengebirge noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war. Bis zum Bau der neuen Ittenbacher Landstraße ab 1856 verlief die alte Ittenbacher Landstraße nicht wie heute durch das Mirbesbachtal, sondern über die Höhen vorbei am jetzigen Milchhäuschen. Zu sumpfig und von Überschwemmungen gefährdet waren die Tallagen. Lediglich die schweren Fuhrwerke aus den Stenzelberger und Ofenkuler Steinbrüchen nutzten ab den Ofenkaulen gemeinsam einen ausgefahrenen Transportweg, der dem Talverlauf folgte. Er verläuft von dort abwärts über „Das Tänzchen“, einen felsigen Wegabschnitt, der die Wagen zum „Tanzen“ brachte (im Untergrund befinden sich hier harte erosionsbeständige Quarzite), am Wintermühlenhof vorbei, und verlässt dann den Talboden, um kurz vor Königswinter einen kleinen Höhenrücken aus weichen Tuffen zu queren.
Hier hat sich durch die jahrhundertelange Nutzung die steil abfallende Trasse schluchtartig bis zu 20 Meter tief in die weichen Tuffe eingeschnitten, die sogenannte „Hölle“ oder auch „Höhle“. Durch diese Wegführung sollten die vormals sumpfigen Talabschnitte des unteren Mirbesbachtals umgangen werden. Kurz vor dem Austritt der Hölle in die Rheinebene trifft der Hohlweg auf das kleine Tälchen des Mengaßersiefen. In den 1860er Jahren wird dort ein Wanderweg angelegt und das Tal publikumswirksam von „Hölle“ zum „Nachtigallental“ umbenannt.
Geschichte Aufgrund der immer wieder auftretenden Hochwässer des im Nachtigallental verlaufenden Bachs ist der untere Abschnitt der Hölle problematisch. Regelmäßig treten Wegschäden auf. Auf einer Karte aus dem Jahr 1804 wird die Stelle beschrieben: „Dieser Ort leidet alljährlich Abgang durch Einfall der Höhle.“ Weitere zeitgenössische Beschreibungen wie die des Theologen Hundeshagen (1832) und von Weyden (1837) zeichnen ebenfalls das Bild eines oft über die Ufer tretenden Bachs: „Der Weg läuft ziemlich jäh ab und zeigt an beiden Seiten das obenerwähnte Conglomerat bis zum sogennannten Quegsteine. […] Das Thal engt immer mehr, rauschender stürzt der Bach am Wintermühlenhofe vorbei und dumpf dröhnt die Schlucht, hier die Hölle genannt, der Schaufelräder Gebrause, die zwei Mühlen treiben.“
Der Bürgermeister August Mirbach beschreibt 1852 die Situation an der Hölle. Schwierig ist weiterhin die parallele Führung von Fußweg und Fahrweg. So spielen Schubkarrentransporte damals noch eine große Rolle und es wird befürchtet, dass der Fußweg durch die breiteren, neuerdings vom Wintermühlenhof eingesetzten Fuhrwerke beschädigt werden könnte. So heißt es: Der Weg durch die Hölle könne „der technischen Schwierigkeiten und fortwährenden Abspülungen wegen trotz aller angewandten Mühe auf eine längere Dauer unmöglich fahrbar erhalten werden (...). Ein anderer Weg führt nun oberhalb Königswinter theilweise durch ein Grundwasserufer und meist trockenes Bachbett mit hohen Uferwänden nach Wintermühlenhof, der für alles Steinfuhrwerk vom Stenzelberg und aus den Backofensteingruben berührt wird, und für dieses Fuhrwerk auch passabel ist, der aber für das Fuhrwerk, das H. Mülhens zu fahren beabsichtigt, nicht zu empfehlen, vielleicht gar nicht zu gebrauchen seyn mag.“
Eine 1905 im Zuge von Wegestreitigkeiten angefertigte Zeichnung gibt einen Querschnitt durch die damalige Lage der Wege an der Hölle. Es wird ersichtlich, dass mehrere parallel verlaufende Wegtrassen auf unterschiedlich hoch liegenden Ebenen bestanden. In der Mitte lag der breite Hauptfahrweg, die „große Hölle“. Der rechts liegende, sogenannte „kleine Höllenweg“ schwenkte mit Erreichen des obigen Plateaus nach rechts in Richtung Süden. Links des Hauptfahrwegs liegt etwas höher ein weiterer, deutlich schmalerer Weg. Ein Foto von 1900 zeigt genau diese Situation.
1903 wird durch das verheerende Pfingstunwetter der Weg durch die kleine Hölle komplett verwüstet.
Am Abzweig der Hölle vom Nachtigallental hält man 1925 im Rahmen der Jahrtausendfeier zum Bestehen der Rheinlande einen Waldgottesdienst ab. Dafür wird eigens ein Altar errichtet, dessen Steinplatte aus einem ehemaligen Grabstein der Königswinter Pfarrkirche St. Remigius besteht und noch aus der Vorgängerkirche von 1779 stammen soll.
Nach Anlage der neuen Ittenbacher Landstraße ab 1856 verliert der Weg durch die Hölle an Bedeutung, die neue Trasse verläuft nun etwas weiter nördlich. Bis zum Ausbau der Ittenbacher Landstraße ab 1970 hat diese Wegführung Bestand und wird dann durch den Bau des neuen Straßenkreuzes mit der B 42 obsolet. Von dem Ausbau der Ittenbacher Landstraße ist auch die Hölle betroffen. Der obere, am Wintermühlenhof gelegene Abschnitt wird gekappt und zum Teil verfüllt.
Zustand Heute verläuft immer noch ein Fußweg durch die wildromantisch anmutende Hölle. Hoch ragen die senkrechten Wände beiderseits des Weges auf und man kann streckenweise noch den Verlauf der höheren Wegebenen erkennen, zum Teil dicht von Efeu überzogen. Das vulkanische Gestein besteht aus den weichen, bunten Tuffen des sogenannten Höllentuffs. Sie sind durchsetzt mit Beimengungen nichtvulkanischen Fremdgesteins wie Schiefer. Vor allem nach Frostperioden stürzen immer wieder frische Gesteinsbrocken herab. Zu Bauzwecken ist dieser Stein nicht geeignet. An mehreren Stellen grub man jedoch Weinkeller in die weichen Tuffe. Unter Geologen ist der Aufschluss der Tuffe in der Hölle berühmt und wird in allen geologischen Standardwerken zum Siebengebirge beschrieben. Regelmäßig ist die Hölle Standort geologischer Exkursionen. Der Weg ist durch eine Geowanderung erschlossen (s. Link).
Datierung Mittelalter bis heute
Zugang frei, öffentlicher Weg
Hinweis Das Objekt „Wegeschlucht im Höllental mit Hohlwegen“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).
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