Der „Burgkopf“ ist eine früheisenzeitliche Wallanlage auf der Nordwestseite des Lüderich bei Overath und Rösrath. Hier ragt eine kleinere Nebenkuppe mit dem Flurnamen „Burgkopf“ ins Sülztal hinein, die eine Höhe von knapp 226 m über Normalhöhennull erreicht. Somit liegt die Kuppe etwa 34 Meter unter dem Gipfelplateau des „Hohen Lüderich“ und 135 Meter über dem Sülztal. Auf drei Seiten fällt sie steil und unzugänglich in dieses und die benachbarten Seitentäler ab. Nur im Südosten geht die Kuppe mit sanftem Gefälle in einen Sattel über. Diese Seite wird durch einen markanten, leicht konvex ausbiegenden Abschnittswall mit vorgelagertem Graben vom restlichen Bergrücken abgetrennt.
Der noch auf bis zu 162 Meter Länge erhaltene Wall überragt den davor liegenden Verteidigungsgraben stellenweise um bis zu 2 Meter. Auf der Innenseite wird er teilweise von einem weiteren Graben begleitet, der als zusätzlicher Materialgraben gedeutet wird. Im Nordosten werden Wall und Graben durch einen neuzeitlichen Steinbruch gestört. Das Gelände fällt dort aber bereits relativ steil ab, so dass sie auch ursprünglich nicht viel weiter gereicht haben dürften. Eine Toranlage ist in den erhaltenen Bereichen der alten Befestigung nicht erkennbar.
Die nutzbare Innenfläche der Anlage ist nicht klar abgrenzbar, dürfte aber kaum mehr als einen Hektar betragen. Sie weist überwiegend deutliches Gefälle auf und bietet außer der kleinen, steinigen Kuppe kaum geeigneten Platz für Bebauung und auch künstliche Terrassierungen sind nicht zu erkennen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit dürfte es sich deshalb um eine reine Fliehburg handeln, die nicht dauerhaft besiedelt war.
Datierung
Aufgrund der relativ guten Erhaltung wurde die Befestigung des Burgkopfs gewöhnlich für jünger gehalten als der große eisenzeitliche Ringwall auf der Bergkuppe. Einfache Abschnittswälle dieser Art ohne aufwändige Toranlage wurden von der älteren Forschung gerne dem Frühmittelalter zugerechnet. Auch eine Entstehung im Zusammenhang mit den hochmittelalterlichen Bergbauaktivitäten auf dem Lüderich galt als möglich.
Die Anlage wurde 1925 erstmals beschrieben und 1937 vermessen, musste darüber hinaus aber für viele Jahrzehnte unerforscht bleiben. Im Sommer 2022 führten unsachgemäß durchgeführte Rodungsarbeiten zur Beschädigung des Walls durch tiefe Fahrspuren von „Harvestern“. Eine Untersuchung durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (Außenstelle Overath) sicherte anschließend die freigelegten Strukturen. Der Wall zeigte sich dabei als einfache Anschüttung von Lehm- und Steinmaterial ohne erkennbare Einbauten aus Holz oder Stein. Eine anschließend durchgeführte Detektorprospektion durch ehrenamtlich Helfende ergab keine Funde innerhalb der Anlage.
Ein überraschendes Ergebnis lieferten jedoch zwei Radiokarbondatierungen an Holzkohlestücken aus dem Wallkörper. Diese weisen in das 9. bzw. in das 8.-5. Jahrhundert vor Christus. Der Wall datiert demnach in die frühe Eisenzeit, vielleicht sogar noch an deren Beginn im Rheinland und im Bergischen Land. Die Anlage ist somit offenbar einige hundert Jahre älter als der deutlich größere Ringwall, der sich nur 250 Meter hangaufwärts auf dem Bergplateau befindet. Mit der Eisenzeit kam es in einigen Bereichen östlich des Rheins zu einer deutlichen Bevölkerungszunahme, die anscheinend auch ein gewisses Konfliktpotential mit sich brachte.
Ein bergbaulicher Bezug ist durch dieses hohe Alter weiterhin fraglich, denn zumindest Blei- und Silberbergbau waren in Mitteleuropa zu dieser Zeit noch nicht verbreitet. Jedoch wäre auch schon in dieser frühen Epoche die Gewinnung von oberflächennahen Eisenerzen aus dem „Eisernen Hut“ des Lüdericher Gangzuges oder von Kupfererzen am benachbarten „Heidenkeller“ möglich.
Bodendenkmal
Der Abschnittswall „Burgkopf“ auf dem Lüderich ist eingetragenes Bodendenkmal der Stadt Overath (Nummer 5).
(Peter Schönfeld, BGV Rhein-Berg, 2025)