Eisenzeitlicher Ringwall auf dem Lüderich

Wallburg auf dem Lüderich

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde, Archäologie
Gemeinde(n): Rösrath
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 55′ 50,74″ N: 7° 12′ 31,43″ O 50,93076°N: 7,20873°O
Koordinate UTM 32.374.124,58 m: 5.643.653,05 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.585.018,44 m: 5.644.640,10 m
  • Der Ringwall bei der Grube Lüderich in Rösrath (2021).

    Der Ringwall bei der Grube Lüderich in Rösrath (2021).

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    Peter Schönfeld / BGV Rhein-Berg e.V. / CC BY 4.0
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  • Eisenzeitliche Holzspaten vom Lüderich zwischen Overath und Rösrath (2022).

    Eisenzeitliche Holzspaten vom Lüderich zwischen Overath und Rösrath (2022).

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    Jürgen Vogel
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  • Der Ringwall auf der Grube Lüderich in Rösrath in der Kartierung durch Adolph Herrenbrodt (1956).

    Der Ringwall auf der Grube Lüderich in Rösrath in der Kartierung durch Adolph Herrenbrodt (1956).

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    Adolf Herrnbrodt
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  • Profilschnitt durch die Ringwälle bei der Grube Lüderich in Rösrath (1956).

    Profilschnitt durch die Ringwälle bei der Grube Lüderich in Rösrath (1956).

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    Adolf Herrnbrodt / Rheinisches Landesmuseum Bonn / CC BY 4.0
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    Adolf Hernbrodt; Peter Schönfeld
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Der Lüderich bildet mit einer Höhe von 260 Metern über dem Meeresspiegel die höchste Randerhebung der Kölner Bucht, die er weithin sichtbar überragt. Auf der relativ flachen Kuppe befindet sich ein großer, leider nur schlecht erhaltener Ringwall. Dieser nimmt auf bis zu 540 mal 320 Metern eine ovale Fläche von ungefähr 15 Hektar ein und gehört damit zu den größten Wallburgen des Bergischen Landes. Die Länge des Walls beträgt etwa 1,4 Kilometer.

Große Teile der vorgeschichtlichen Verteidigungsanlage sind durch Bergbau, Forstwirtschaft und modernen Wegebau zerstört worden. In den erhaltenen Bereichen ist die Wallanlage gewöhnlich nur schwer als schwache Geländestufe oder Graben zu erkennen. Nur in wenigen Bereichen ist sie noch vollständig mit Haupt- und Vorwall sowie zwei zugehörigen Gräben zu erkennen.

Der Ringwall wurde 1925 erstmals beschrieben, war aber auch da schon schwer zu erkennen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten beabsichtigte die Gemeinde Overath, einen sogenannten „Thingplatz“ für Massenveranstalltungen auf dem Bergrücken einzurichten. Das Rheinische Landesmuseum Bonn ordnete darauf hin an, dass der Ringwall bei den Arbeiten zu schonen sei. Da dessen Lage vor Ort als nicht erkenbar galt, erfolgte 1937 eine erste Vermessung durch das Museum.

Im Südwesten wurden die Wälle und Gräben 1956 durch Adolf Herrnbrodt vom Rheinischen Landesmuseum archäologisch untersucht. Im Bereich des Hauptwalls wurden Reste einer kastenförmigen Holz-Erde-Mauer festgestellt, die ursprünglich 4,5 Meter breit war. Dadurch hatte die Anlage eine starke Verteidigungskraft, auch wenn die Gräben im felsigen Grund nicht viel mehr als 1,5 Meter tief reichten. Kräftige Holzkohlereste im Hauptwall und davor zeigen an, dass Teile der Mauer abgebrannt und anschließend in den vorgelagerten Graben gerutscht waren. Anhand weniger Keramikscherben wurde die Ringwallanlage in die mittlere Eisenzeit, etwa um 500 vor Christus datiert.

1980 erfolgten weitere Untersuchungen durch zwei Grabungsschnitte im Norden der Anlage. Dort konnte aber nur ein einfacher Wall mit Graben festgestellt werden. Weitere aussagekräftige Funde kamen nicht zum Vorschein.

Im Frühjahr 2020 wurden innerhalb der Anlage Detektorbegehungen durch ehrenamtlich Mitarbeitende des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland durchgeführt. Diese erbrachten nur wenige Funde, zu denen ein eisernernes Tüllenbeil und mutmaßliche Teile von Pferdegeschirr gehören. Die Funde verweisen eher in die jüngere Eisenzeit, so dass die Befestigung etwas später datieren könnte als bislang angenommen.

Im Inneren der Anlage haben bis heute keine Ausgrabungen stattgefunden. Es ist deshalb nicht bekannt, ob und in welchem Umfang die prähistorische Burganlage besiedelt war. Da die flachen Kuppe des Lüderich nur eine mäßig starke Verteidigungsanlage erlaubt, scheinen eher andere Standortfaktoren den Ausschlag gegeben zu haben. Dies könnte zum einen die repräsentative Lage auf der markantesten Randhöhe der Kölner Bucht gewesen sein. Zudem enthielt die nur etwa dreihundert Meter entfernte Lagerstätten des Lüderich-Gangzuges in ihren oberen Zonen Eisen- und Silbererze, die wahrscheinlich schon zu dieser frühen Zeit genutzt werden konnten. Im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bensberg befinden sich zwei Holzspaten vom Lüderich, die erst vor wenigen Jahren naturwissenschaftlich in die jüngere Eisenzeit datiert werden konnten (weitere Informationen dazu hier).

Bodendenkmal
Der Franziskaschacht der Grube Lüderich ist als „Bergwerksfeld, Industriewüstung, Pingenfeld, Hohlweg, Franziskaschacht“ eingetragenes Bodendenkmal der Stadt Rösrath (laufende Nummer 2).

(Peter Schönfeld, BGV Rhein-Berg, 2025)

Internet
bodendenkmalpflege.lvr.de: Fund des Monats Januar 2022 (abgerufen 27.06.2025)
roesrath.de: Denkmalliste der Stadt Rösrath (PDF, 37 kB, abgerufen 11.07.2025)

Literatur

Bendel, Johann (1925)
Heimatbuch des Landkreises Mülheim am Rhein. Geschichte und Beschreibung, Sagen und Erzählungen (2. und 3. Auflage). S. 349-350, Köln u. Mülheim.
Gechter, Michael (1996)
Der Ringwall und der Beginn des Bergbaus auf dem Lüderich. In: Die Hoffnungsthaler Berge. Leben und Arbeiten zwischen Sülz- und Aggertal., (Schriftenreihe des Geschichtsvereins für die Gemeinde Rösrath und Umgebung e.V. 27.) S. 25-31. Rösrath.
Gechter, Michael; Göbel, Jennifer (1993)
Vor- und Frühgeschichte im Rösrather Raum. In: Chronik der Gemeinde Rösrath Band 1, S. 21-44. Rösrath.
Marschall, Arthur; Narr, Karl J.; Uslar, Rafael von (1954)
Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Bergischen Landes. (Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 73.) S. 95, Neustadt an der Aisch.
Uslar, Rafael von (1952)
Ein Verzeichnis der Bergischen Ringwälle. In: Romerike Berge 2, S. 145-156. Opladen.

Eisenzeitlicher Ringwall auf dem Lüderich

Schlagwörter
Ort
51503 Rösrath
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde, Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Auswertung historischer Karten, Geländebegehung/-kartierung, Vor Ort Dokumentation, Archäologische Prospektion, Archivauswertung, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn -700 bis -500, Ende -500 bis -300

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Peter Schönfeld: „Eisenzeitlicher Ringwall auf dem Lüderich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271098 (Abgerufen: 21. Juli 2025)
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