Bunte Schätze unter Tage
Im Gegensatz zum großen Lüdericher Gangzug verfügt der hier ausbeißende Leibnitz-Gang vor allem über bunte Kupfererze, wie dem grünen Malachit. Darüber hinaus ist blauer Azurit außergewöhnlich reich vertreten, was unter Mineraliensammler zur Bezeichnung „Blaue Halde“ geführt hat. Für den frühen Bergbau dürfte nicht nur die die Gewinnung von Kupfer, sondern mehr noch die von Farbpigmenten wichtig gewesen sein, denn diese waren noch um ein vielfaches wertvoller als das Metall.
Leider haben unerlaubte, sehr intensive Schürftätigkeiten von Mineraliensammlern in den letzten Jahrzehnten zu großen Zerstörungen in den alten Halden geführt. Dabei wurden zum Teil auch römische und germanische Scherben des 1. bis 2. Jahrhunderts freigelegt und später der Bodendenkmalpflege gemeldet. Die meisten Funde stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert, nur ein einzelner Fund ist älter. Der Bergbau dieser Zeit dürfte mit der Verleihung der Bergrechte am Lüderich durch den Bergischen Herzog vom 5. Juli 1518 in Verbindung stehen, denn diese galt ausdrücklich für den gesamten Berg und alle dort befindlichen Erze. Detektorbegehungen durch ehrenamtlich Helfende der LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland brachten verschiedene Werkzeuge dieser Zeitstellung hervor.
Bergbau in der Frühen Neuzeit
Die älteste historische Nachricht über den Bergbau „am Heiden Keller“ stammt aus dem Jahr 1720. Nachdem der Bergbau im Bergischen Land im 17. Jahrhundert bedingt durch Kriege und einhergehenden wirtschaftlichen Niedergang weitgehend zum Erliegen gekommen war, sorgte die neue Jülich-Bergische Bergordnung vom 31. März 1719 für einen neuen Aufschwung. Der Steiger Johann Christoph Kayser war von 1720 bis 1740 auf der Grube „Heiden Keller an der Sülz“ verantwortlich.
Einige Jahre später, von 1750 bis 1758, wird der Freiherr von Hundheim als Betreiber eines Kupfer-, Blei- und Silberbergwerkes am Hausacker erwähnt, dessen Erze in Lehmbach verhüttet wurden. Der Freiherr war somit einer der zahlreichen Adligen und hohen Beamten, die ab der Mitte des 18. Jahrhunderts vom aufstrebenden bergischen Bergbau zu profitieren suchten.
Der industrielle Grubenbetrieb
Im Zuge der industriellen Revolution wurde der Grubenbetrieb wieder aufgenommen. Wenige Wochen nachdem am 20. September 1838 „auf Heidekeller Besichtigung abgehalten“ worden war, erfolgte ein Mutungsgesuch des Dr. Christian Wöllner für den Kupfererzgang unter dem Namen „Cäcilia“. Die Aufschlussarbeiten für das neue Bergwerk erfolgten in den folgenden Monaten mit nur zwei Mann Belegschaft. Am 20. Februar 1839 teilte Wöllner mit, dass man auf mit dem neu aufgewältigten tiefen Stollen jetzt den „von den Alten“ betriebenen Gang angetroffen habe. Die weiteren Bemühungen erwiesen sich als wenig ergiebig, spätestens im März 1841 wurde der Grubenbetrieb beendet und das Bergwerk wieder „ins Freie“ gestellt.
Zwölf Jahre später unternahm die „Rheinische Bergwerksgesellschaft Saturn zu Cöln“ im Mai und September 1853 zwei erfolglose Mutungsgesuche. Die Kölner Gesellschaft, deren wichtigster Betrieb die Grube Blücher bei Herkenrath war, versuchte nun auch, vom Boom des bergischen Bergbaus zu profitieren, denn aus diesem hatten bis dahin vor allem belgische und französische Geschäftsleute ihren Nutzen gezogen. Für das zweite Gesuch, bei dem der Name Sophia für die Grube vorgesehen war, ist der Verleihungsriss erhalten. Diese Kartierung gibt das Erscheinungsbild der Grube in der Mitte des 19. Jarhunderts sehr genau wieder.
Erst ein drittes Mutungsgesuch der Saturn AG war am 2. Juli 1854 von Erfolg gekrönt. Die Verleihung für den Abbau der Kupfererze erfolgte unter dem Namen „Leibnitz“, und führte zu einem kurzzeitigen Betrieb, der schon 1857 wieder eingestellt wurde. Nachdem im Juni 1867 eine Erweiterung der Verleihung auf Blei und Zink erfolgt war, wurde auch der Name Leibnitz & Dante gebräuchlich, der einen weiteren Nebengang berücksichtigte.
Das Ende des Heidenkellers
An der geringen Rentabilität des Grubenbetriebes änderte sich aber nichts. Der Abbau wurde spätestens 1869 eingestellt, als die Saturn AG in Zahlungsschwierigkeiten geriet und die Grube an die „Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stollberg“ überging. Es gibt aus den folgenden Jahren aber keine Hinweise, dass diese auch gefördert hätte.
Der industrielle Bergbau am Heidenkeller hat dementsprechend nie die besondere Bedeutung erlangt, die der ältere Bergbau hier anscheinend schon hatte. Mit einer Gesamtproduktion von 3703 Zentnern gehörte sie dennoch zu den ergiebigsten Kupfergruben im Bensberger Erzrevier wie auch im Bergrevier Deutz.
(Peter Schönfeld, BGV Rhein-Berg e.V., 2025)