Der „Mathias Sauerbrunnen“ war eine schon am Beginn des 19. Jahrhunderts bekannte Austrittsstelle von kohlensaurem Wasser in den Wiesen rechts der Ahr, die aber bei einem Hochwasser verschüttet worden ist. Das wusste natürlich Josef Hardt.
Die Anfänge
Die Konsolidierung
Die Zäsur des Krieges und die Nachkriegszeit
Bad Bodendorfs touristischer Werdegang von „Träumen und Alpträumen“
„Bad“, aber kein Heilbad mehr
Internet, Quellen, Literatur
Die Anfänge
Wie seinerzeit in Neuenahr mit dem Georg Kreuzberg zu verdankenden Apollinaris Brunnen und Badehaus entstanden in Bodendorf ebenfalls ein Abfüllbetrieb für Mineralwasser (1927) und für Kohlensäure (1919) sowie Badeeinrichtungen und ein Kurhaus (1924/25). Die Abfüllung von Kohlensäure und Mineralwasser stellte in Bodendorf den einzigen Industriebetrieb dar.
Fremdenverkehr bedeutete für Bodendorf einen völlig neuen Erwerbszweig am Ort. Die größeren Investitionen im Tourismus tätigten vornehmlich Zugezogene, während die ansässige Bevölkerung durch Privatzimmervermietung an Kurgäste gerne, aber gemäß ihren wirtschaftlichen Verhältnissen wesentlich bescheidener in das neue Geschäft einstieg.
Die Konsolidierung
In Bodendorf ist dieses Phänomen gut im Detail nachweisbar, da einige der frühen Gastgeberverzeichnisse erhalten sind: In den ersten Jahren nach der Ergänzung von 5 (1925), dann weiteren 6 (1927) und 11 (1932) Badezellen bei seiner 1924 erbauten quellnahen Gaststätte, die zudem seit 1927 einige und nach einer Erweiterung 1933 46 Gästebetten besaß, boten neben Josef Hardt nur eingesessene Bürger im alten Ortsbereich weitere Zimmer an, so dass es in dem etwas über 600 Einwohner zählenden Dorf anfangs der 1930er Jahre in 4 Gasthäusern, 7 Privatpensionen und 2 Logierhäusern 84 Gästebetten gab. 1936 waren es noch immer 4 Gasthäuser, aber schon 13 Privatpensionen, davon 4 auf den bisher gänzlich freien Wiesen und Feldern im Umfeld der Quelle von Zugezogenen neu gebaut, und 5 Logierhäuser, die 1939/40 zusammen 219 Gästebetten aufwiesen. Die touristische Inwertsetzung der Kulturlandschaft spiegelt sich im Fall Bodendorfs vor allem in der Entstehung einer neuen, die alte Ortsgrenze überwindenden Siedlungsachse, welche die grüne Talaue quert und in dem bisher ausschließlich agrarisch genutzten, bis 1940 für Fuhrwerke nur durch eine Furt erreichbaren Areal den Grundstein für ein künftiges „Kurviertel“ legte. Ein seit 1937 in einen kleinen Kurpark eingebettetes Thermal-Freischwimmbad und Spazierwege durch die Auewäldchen wie über den benachbarten, bewaldeten Mühlenberg sind weiterer Ausdruck der touristischen Inwertsetzung der unmittelbaren Umgebung der Quelle. Im alten Ortskern bestand auf der Grundlage einer deutlich schwächeren andersartigen Quelle durch das Engagement eines zugezogenen „Magnetopathen und Psychotherapeuten“ zwischen 1929 und 1939 ein zusätzlicher kleiner Badebetrieb.
1937 entstand in Bodendorf eines der ersten Thermal-Freischwimmbäder im Deutschen Reich.
Die Zäsur des Krieges und die Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es eine Weile, bis in Bodendorf, wie in anderen Kurorten auch, der Fremdenverkehr erneut aufleben konnte. 1952 wurde Bodendorf offiziell zum Heilbad und durfte sich fortan Bad Bodendorf nennen.
Statistiken (HAFFKE 2009, S.200) belegen den etwa 15 Jahre andauernden Aufschwung Bodendorfs, das jederzeit den größten Teil im Fremdenverkehrsaufkommen Sinzigs auf sich vereinte und sich damals auch der für klassische Badeorte typischen langen durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von über 10 Tagen erfreuen konnte, und führen dann einen etwa 25 Jahre lang dauernden langsamen, nach 1990 aber dramatischen touristischen Niedergang des Dorfs vor Augen (mehr).
In Bad Bodendorf gestalteten sich Aufstieg und Niedergang des Badebetriebs aufschlussreich für die Beantwortung dieser Frage: Warum ist das Winzerdorf auf dem Weg zum Badeort stecken geblieben und heute als reiner Wohnort keines von beiden?
Eigentlich hatte es ab 1949 gut angefangen: Von 19 Vermietern 1951 hatten 16 schon in den Vorkriegsjahren Gästebetten angeboten. Bereits 1953 gab es mehr Betten (206) als jemals zuvor und ihre Zahl stieg bis zum ersten Höhepunkt 1961 auf 477, stagnierte etwa 10 Jahre, um 1971 mit 489 den absoluten Gipfel zu erreichen. Von nun an ging´s bergab auf 305 (1980), 194 (1990), 126 (2000), zwischenzeitlich unter 60 und nach Eröffnung eines grundlegend sanierten ehemaligen Sanatoriums/Hotels 2009 wieder etwas aufwärts auf 106 Gästebetten, was quantitativ dem Angebot von etwa 1935 entspricht. Stärker noch als die Bettenzahlen schwankte die Zahl der Beherbergungsbetriebe. Von 19 Vermietern 1951 wuchs ihre Zahl auf 48 (1961), stagnierte eine Weile und stieg auf 54 (1970). Dann sank die Zahl auf 35 (1980), 10 (1990), 7 (2000) und 3 (2009). Alle Daten sind unmittelbar den Gastgeberverzeichnissen Bodendorfs entnommen, enthalten also nicht die Gästebetten Sinzigs, die immer in den Zahlen des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz enthalten sind. Lückenlos von 1951 bis 2002 sind die separaten Daten Sinzigs und Bodendorfs bei HAFFKE (2002, S.41/42) dokumentiert und visualisiert.
Bad Bodendorfs touristischer Werdegang von „Träumen und Alpträumen“
Auf die Frage, welche Kräfte sich hinsichtlich der touristischen Inwertsetzung in Bad Bodendorf engagiert haben und wie sich das in der Siedlungsentwicklung ausgewirkt hat, gibt eine nach Betriebstypen und innerörtlichem Standort differenzierte Betrachtung der Betriebszahl und des Bettenangebots Aufschluss. Der über die Talweitung ausgebreitete Ort gliedert sich in drei Bereiche: das alte „Dorf“ bis zur Bundesstraße, die „Aue“ zwischen Bundesstraße und Ahr, das „Kurgebiet“ rechts der Ahr. Bis 1920 umfasste die Bebauung ausschließlich die Dorflage, die Gaststätte des Quellerbohrers war 1924 das erste Wohngebäude im Kurgebiet, dem bald die ersten Häuser in der Aue folgten. Zum Beginn 1951 besaßen Dorf und Kurgebiet fast die gleiche Bettenzahl, aber im Dorf lag der Schwerpunkt bei den Pensionen und im Kurgebiet bei den Hotels. Voraussetzung für die Entwicklung des Kurviertels war der Bau einer festen Brücke 1953. Und dieses entwickelte sich kräftig: 1961 befanden sich hier nicht nur mit Abstand die meisten Betten, sondern auch die meisten Hotelbetten. Die ab 1955 entstehenden 4 Hotels im Kurviertel wurden ausnahmslos von zugezogenen professionellen Hoteliers errichtet. Zwei Sanatorien (1952 und 1960) ebenfalls zugezogener Ärzte, hier unter „Hotels“ gezählt, fanden ihren Standort dagegen am Fuß der aufgelassenen Weinberge an der Sonnenseite des Dorfs. Überall wuchs die Zahl der meist von Einheimischen betriebenen Pensionen etwas, ihr Schwerpunkt blieb jedoch im Dorf, wie auch die Betten der Privaten. Selbst im Bereich der Aue gab es jetzt 11 Betriebe mit 65 Betten. Denn zahlreiche Einheimische erleichterten die Finanzierung des Neubaus ihres Eigenheims durch die Vermietung einiger Gästebetten, ohne deswegen in größerem Stil auf einen Pensionsbetrieb zu zielen. Während die Hotels jeweils etwa 20-30 Betten anboten, waren es in den Pensionen um die 10 und bei den Privaten selten mehr als fünf. In den 1960er Jahren erfolgten verstärkte Bemühungen, offiziell den „Bad“-Titel zu erhalten, was die Zahl der Vermieter bis 1970 noch einmal etwas ansteigen ließ. Dieses Ziel wurde am 12. Mai 1972 erreicht. Das Kurgebiet war jetzt eindeutig von den Hotels dominiert, im Dorf verteilten sich die Betten fast gleichmäßig auf die drei Betriebstypen, in der Aue deutete sich schon das Pensionensterben des folgenden Jahrzehnts an. Ab Mitte der 1970er Jahre schrumpfte das bis dahin auch als solches erkennbare Kurgebiet bis 1980 auf weniger als die Hälfte seines Bettenbestandes, besonders durch die Aufgabe mehrerer Hotels. Die Aue verlor bald jede touristische Bedeutung. Dagegen blieben die Zahlen im Dorf zunächst stabil, obwohl auch hier die meisten Pensionen schlossen, jedoch ein Hotel beträchtlich expandierte. Seitdem sank die Zahl der Betriebe von 35 (1980) auf gegenwärtig 3 (2009), davon sind 2 Hotels, wobei das größere im Dorf liegt. Tourismus spielt im gesamten Ort keine Rolle mehr, nachdem er etwa von 1950 bis 1975 durchaus ein die Dorfentwicklung in vielerlei Aspekten prägender Faktor war. Verständlicherweise begab sich das führende Hotel Bad Bodendorfs in seiner Werbung um Gäste auch unter den Schirm Bad Neuenahr-Ahrweilers, bis auch dieses Haus 2021 im Gefolge der Corona-Pandemie und Ahrflut seinen Betrieb einstellt.
Der bis in die Gegenwart positiven Entwicklung der Einwohnerzahlen Bad Bodendorfs kann man diesen Niedergang des Fremdenverkehrs nicht ansehen, wie man auch den Zuwachs der Einwohner in der Blütezeit des Badebetriebs nicht allein dem gedeihenden Tourismus zuschreiben kann. Der Ort war mit dem allgemeinen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in den Pendlereinzugsbereich von Bonn und Köln geraten. Im Zuge der Suburbanisierung erlebte das Dorf, das auf dem breiten Talboden relativ viel Bauland bot und bietet, einen verstärkten Zuzug verschiedener Bevölkerungskreise, der noch immer anhält. Die differenzierte Betrachtung der Anbieterseite des aufstrebenden und schrumpfenden Badeorts weist jedoch die Pilotfunktion der zugezogenen, professionellen Kräfte nach, die mit ihren Hotels und Sanatorien in einer Größenordnung investierten, die den Einheimischen mangels Kapitals, fehlender touristischer Ausbildung, geringerer Risikobereitschaft oder schlicht wegen anderer privater Lebensplanung nicht möglich oder nicht erstrebenswert schien, an die sie sich jedoch gemäß ihren Kräften „dranhängten“. So schnell wie sie in der Phase des Aufblühens gekommen waren, ebenso schnell waren die meisten Professionellen bei dem sich abzeichnenden Niedergang wieder weg, während die Einheimischen noch ein Weilchen weitermachten, dann nach und nach aus dem Fremdenverkehr ausstiegen und ihre Häuser nur geringfügig umbauen mussten, um sie der neuen Situation anzupassen. In der gesamten Fremdenverkehrsgeschichte von Bad Bodendorf seit 1925 hat es rund 100 Häuser mit Gästebetten gegeben. Den weitaus meisten ehemaligen Pensionen und Häusern mit Privatzimmern sieht man ihre touristische Vergangenheit nicht an. Im Grunde genommen ist Bad Bodendorf eine weitgehend verdeckte „touristische Wüstung“, deren zeitweilig blühende Vergangenheit vor allem noch im seit 1976 ruinösen Zustand des Ursprungsbaus seines Fremdenverkehrs, dem „Kurhaus“ (2010 abgerissen) mit dem Badehaus, als sinnfälliges Denkmal aufschien. Ähnlich wie in der Gründungsphase des Bades Neuenahr war der Initiator des Tourismus in Bad Bodendorf ein Einheimischer gewesen. Auch wenn er keine Aktiengesellschaft für den Ausbau des Bades geschaffen hat, waren - wieder wie in Neuenahr - erst die kommunale Erschließung des Kurgebiets durch Brücken- und Straßenbau und das finanzielle Engagement auswärtiger Investoren die entscheidenden Voraussetzungen für das Aufblühen des Badebetriebs.
Bad Bodendorf war nie auf Sozialkuren ausgerichtet gewesen und besaß somit auch keine größeren Kurkliniken, die man infolge des touristischen Niedergangs mit neuem Leben hätte füllen müssen. Sechs der sieben ehemaligen Hotels des Kurgebiets, darunter auch die Kurhausruine, und eines der Sanatorien im Dorf sind seit 1974 nach und nach von einem florierenden Seniorenheim übernommen worden. Das Kurgebiet ist zu einem Wohngebiet mit einem besonderen Schwerpunkt für alte Menschen geworden. Lediglich das Schwimmbad, das den Charme seiner Entstehungszeit vor 70 Jahren gar nicht verleugnen wollte, erfreute sich noch einer touristischen Nachfrage. Hier trafen sich Einheimische mit Tagesgästen aus dem Köln-Bonner Raum und Wohnmobilisten, für die man 1997 und 1999 in unmittelbarer Nähe zwei Standplätze eingerichtet hatte. Im alten Badehaus, seit 1997 geschlossen, befinden sich auch Einrichtungen zur Abfüllung von Kohlensäure aus den 1920er Jahren, die inzwischen als technisches Denkmal gelten. In der noch zugänglichen Trinkhalle von 1955 erinnert eine Fotoausstellung an Bad Bodendorfs Fremdenverkehrsgeschichte, die allerdings ein Kapitel enthält, das keinerlei Spuren im Ort und seiner Landschaft gezeitigt hat: Die Nichtbaugeschichte.
Üblicherweise dokumentieren Chroniken Erfolgsgeschichten. Das ist zunächst auch in Bad Bodendorf so. Mit dem unaufhaltsamen Verfall des Kurhauses seit 1976 schärfte sich jedoch das Bewusstsein, dass sich in manchen Fällen trotz guten Willens und viel Geduld kein Erfolg einstellt. Daraus erwuchs die Erkenntnis, dass als Gründe für den augenscheinlichen Verfall nicht unbedingt nur Untätigkeit oder Interesselosigkeit anzunehmen sind, sondern sich auch gescheiterte Alternativen dahinter verbergen können. Bad Bodendorfs touristische „Nichtbaugeschichte“ erscheint ungewöhnlich vielfältig und legt dar, was der Kulturlandschaft in den letzten 50 Jahren alles erspart geblieben oder vorübergehend zugemutet gewesen ist:
1960 | Plan zum Bau eines achtgeschossigen Hotel- und Appartementbaus im Kurgebiet |
1964 | Ein zweigeschossiger Sanatoriumsrohbau in einem Ahrauewäldchen von 1964 bis zu seinem Abriss 21 Jahre später, 1985 |
1966 | Plan zum Bau eines Hallenbades in Zusammenarbeit der Eigentümerfamilie des Bades mit der Gemeinde Bodendorf und den Nachbarstädten Remagen und Sinzig |
1970/71 | Plan zum Bau eines bis zu 13-geschossigen Kurzentrums im Kurgebiet |
1972/73 | Verkauf des Kurgeländes aus dem Besitz der Gründerfamilie an die Münchener Firma „Wetterstein-Seniorenwohnheime“, die drei miteinander verbundene 25-, 20- und 15-geschossige Gebäude mit umfangreichen Badeanlagen errichten möchte. Den Wünschen dieses Investors gemäß erhebt die Stadt Sinzig Widerspruch gegen den Plan, die vierspurige Verbindungsstraße zwischen der Autobahn 61 und der B 9 auf einem Damm durch die Ahraue verlaufen zu lassen, was so 1966 vom Bodendorfer Gemeinderat beschlossen worden war. Tatsächlich wurde dieses Vorhaben bald aufgegeben und bis heute nicht wieder aufgegriffen. Im August 1973, glücklicherweise kurz vor dem ersten Spatenstich, ist die Firma Wetterstein zahlungsunfähig und hinterlässt nicht wie lange Zeit in Vallendar einen Hochhausrohbau als Andenken. |
1974 | Wettersteins Architekt für das Bad Bodendorfer Projekt ersteigert das Gelände aus der Konkursmasse und kündigt für 1977 den Bau des „Naturheilparks RHEINAHR Sinzig-Bad Bodendorf“ an. Es geschah jedoch nichts. |
1980 | Pläne für ein Saunazentrum und eine Tennishalle im Ahruferbereich |
1982 | Pläne für eine Campinganlage oder einen „Duftgarten“ in der Ahraue |
1982/83 | Pläne einer Karlsruher Investorengruppe für „Rhein-Ahr-Thermen“ mit Kurhotel, Seniorenresidenz, Tagungshotel, Kurmittelzentrum mit kleinem Hallenbad, Außenbecken und medizinischer Therapieabteilung |
1990/92 | Beschlagnahmung des Kurgeländes wegen Zahlungsverzugs des Eigentümers und Weiterverkauf an eine Mannheimer Aktiengesellschaft, die 10 Jahre lang keine Pläne vorlegt |
1994 | Plan zum Bau eines 80-Betten-Hotels durch einen Freiburger Unternehmensberater, der von der Unterahr stammte |
1995 | Plan für den Bau eines kleinen Kurmittelhauses auf dem Schwimmbadgelände durch den Pächter des Bades |
1996 | Plan zum Bau einer 80-100 Betten Apalliker-Klinik durch die Wittgensteiner Kuranstalt GmbH auf Vermittlung eines örtlichen Bundestagsabgeordneten |
1998 | Plan zur Einrichtung einer „Wohlfühllandschaft mit Kuranwendungen“ in den Gebäuden des Seniorenheims im Kurgebiet |
2003 | Weiterverkauf des Kurgeländes an die Eigentümer des Seniorenwohnheims im Kurgebiet, die einmal ein „Vitalzentrum mit ansprechendem Ambiente“ bauen möchten |
2004 | Plan der Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig, die Aue der Unterahr für die rheinland-pfälzische Landesgartenschau 2008 touristisch inwertzusetzen |
Weder ein Kartenbild noch das Landschaftsbild selbst lassen etwas von dieser Geschichte der touristischen Inwertsetzung der Bad Bodendorfer Ahrauen und des Kurviertels mit seinem Kurgelände im engeren Sinne erahnen. Am 19. Juni 2013 hat Bad Bodendorf den Status als „Heilbad“ verloren, weil es die Bedingungen zur Führung dieses Titels seit langem nicht mehr erfüllte. Den Namen „Bad“ durfte es jedoch aus Gründen des Gemeinwohls beibehalten. „Kurpark wird Wohnpark. In Bad Bodendorf geht das Kur- und Bäderkapitel zu Ende. 70 neue Wohnungen sind in der Planung“, hieß es in der Tagespresse (General-Anzeiger, Ausgabe Rhein-Ahr, 06. Februar 2019). Der Journalist Victor Franke sprach darin von einer „Zäsur“ und erkannte damit die Konsequenz der noch unverbindlichen Pläne des Kurpark-Eigentümers (Seniorenresidenz Maranatha) für die Geschichte des Badeorts Bodendorf. 16 Jahre nach dem Kauf des Geländes 2003 zeichnete sich ab, dass es keine Investitionen mehr in den Kur-Tourismus geben werde. Im Februar 2020 stimmte der Sinziger Stadtrat einer Investition von 2,1 Millionen € in die Sanierung des „Nostalgiebades“, wie man es gerne nannte, zu. 2022 sollten die Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Aber dann kam die Flutkatastrophe der Ahr am 14./15. Juli 2021, die in Bad Bodendorf fast die gesamte Ahraue, einschließlich des Kurparks und Schwimmbads unter meterhohes Wasser setzte. Das ohnehin sanierungsbedürftige Schwimmbad, das dadurch weitere schwere Schäden erfuhr, soll nach dem Willen der Stadt Sinzig mit Mitteln des Wiederaufbauplans Ahrtal wieder hergerichtet werden. Ob der Eigentümer des Kurparks angesichts der erlebten Überflutung und der baurechtlichen Ausweisung als Überschwemmungsgebiet seine Pläne zu dessen Bebauung weiter verfolgt, ist bisher nicht bekannt.
(Jürgen Haffke, Bonn, 2024)
Quelle
General-Anzeiger, Ausgabe Rhein-Ahr, 06. Februar 2019, Kurpark wird Wohnpark