Josef Hardt und Bad Bodendorfs Gründungsjahre 1900-1931

Josef Hardt, Landwirt und Bürgermeister aus Bodendorf

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Fachsicht(en): Landeskunde
  • Josef und Maria Elisabeth Hardt 1927

    Josef und Maria Elisabeth Hardt 1927

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  • Josef und Peter Hardt am 1900 erbohrten „Ahrquell“ in Bodendorf

    Josef und Peter Hardt am 1900 erbohrten „Ahrquell“ in Bodendorf

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Josef Hardt war die entscheidende Persönlichkeit, der in erster Linie die Entstehung des Heilbades Bodendorf zu verdanken ist. Er war Landwirt und Bürgermeister der Gemeinde Bodendorf. Die Beobachtungsgabe für Geschehnisse in der Natur gepaart mit wirtschaftlichem und unternehmerischem Gespür brachte ihm die entscheidende Idee, jenseits der Ahr auf seinen Feldern nach Kohlensäure zu bohren. Dabei hatte er nicht den Gedanken, ein Kurbad, das es bereits in Bad Neuenahr gab, zu schaffen, sondern Kohlensäure zu gewinnen und zu verkaufen.
Alles begann 1899 mit der ersten Bohrung nach Kohlensäure und erst nach dem Ersten Weltkrieg konnte er diesen Gedanken realisieren. Was danach kam, war dann wie ein Selbstläufer. Hardt und später seine Söhne verstanden es, die sich bietenden Möglichkeiten erfolgreich weiter zu entwickeln.

Vom Landwirt zum Unternehmer
Josef Hardt wurde als drittes Kind seiner Eltern Heribert Hardt und Clara, geborene Winzen, am 19.11.1848 in Bodendorf/Ahr geboren. Sein Vater war von Beruf Ackerer.
Josef Hardt, verheiratet mit Maria Elisabeth, geborene Bauer, war Landwirt, Winzer und Gemeindevorsteher in Bodendorf/Ahr. Aus der Ehe mit Maria Elisabeth gingen 10 Kinder hervor.
1899 gründete er mit den zwei Teilhabern, Dr. Herzfeld aus Fürth und Herrn Feldmann aus Köln, die Gesellschaft „Bodendorfer Sprudel G.m.b.H.“.

Der Erbohrer und Versandhändler des Bodendorfer Sprudel und Kurentwickler
Josef Hardt besaß in den Ahrauen jenseits der Ahr Felder. Aus Überlieferungen wusste er, dass beim Ahrhochwasser von 1804 die offene Quelle des Matthäus-Sauerbrünnchen überspült und unter Kies verschüttet wurde. Aus eigenen Erfahrungen wusste er, dass Bereiche in den Ahrauen nicht nutzbar waren, weil dort ein Gas das Überleben unmöglich machte und viele Tiere in einem Wassertümpel verendeten. Analysen, die er anfertigen ließ, bestätigen dies und wiesen Kohlensäure nach.

1899 gründete Josef Hardt mit zwei Teilhabern, Dr. Herzfeld aus Fürth und Herrn Feldmann aus Köln, die Gesellschaft „Bodendorfer Sprudel G.m.b.H.“. Sie beantragten die Bohrrechte für Kohlensäuregas. Im Herbst 1899 begannen sie mit der Bohrung im östlichen Bereich des heutigen Thermalfreibades von Bad Bodendorf.
Am 29. November 1900 trafen sie in 54 Meter Tiefe auf 34°C warmes Wasser, welches in einer 5-6 Meter hohen Fontäne aus dem Boden schoss. Aber der Kohlensäureanteil war so gering, dass eine wirtschaftliche Nutzung nicht möglich war.

Am 15. Januar 1913 brachte die zweite Bohrung von Josef Hardt in der Nähe der ersten Bohrstelle einen weiteren Brunnen mit 30 Zentimeter Durchmesser. Stündlich brachte die Quelle etwa 20 m3 Mineralwasser vermischt mit ca. 120 bis 130 Kilogramm Kohlensäure (CO2) Leistung.

Durch falsche Verrohrung wurde die Quelle stark gedrosselt und erst mit einer Sprengung durch das Pionierkommando 8 aus Koblenz freigemacht. In den Wintermonaten 1913/14 wurde die Bohrung dann fortgesetzt und im Februar 1914 erfolgreich beendet.

Infolge des 1914 beginnenden Krieges blieb die Quelle bis 1919 ungenutzt. Erst dann wurde mit dem Aufbau der Gebäude und dem Einbau der Maschinen begonnen. Die Anlage kostete seinerzeit 60.000 Reichsmark. Die Gesamtkosten summierten sich, auch durch die beginnende Inflation begründet, auf letztendlich 160.000 Reichsmark.
Im Herbst 1919 wurde die Kohlensäureverflüssigungsanlage dann in Betrieb genommen.

Der erste lukrative Geschäftsabschluss, Lieferungen von CO2 nach Belgien, wurde einvernehmlich eingestellt, weil durch die Inflation das Geschäft unwirtschaftlich und die Lieferkosten höher als die vertraglich vereinbarten Einkaufserlöse waren.

Der Erbohrer der Thermalquellen und Gründer des Heilbades von „Bad Bodendorf“
Auch war in den Jahren der Inflation an eigene Investitionen nicht zu denken. In dieser Zeit wurde das CO2 nur in kundeneigenen Flaschen abgefüllt, was die Entwicklungsmöglichkeit der Bodendorfer CO2-Produktion stark behinderte. Die Konkurrenz, der Kohlensäureverband (Westkontor-Koblenz), war aber so beunruhigt, dass er sich mit Josef Hardt im Jahre 1922 einigte und monatlich eine Abfindung zahlte. Josef Hardt verpflichtete sich, keine Kohlensäure mehr an andere Kunden zu liefern und die Kohlensäure nur noch für den Bodendorfer Thermalsprudel zu verwenden.

1924/25 wurden die ersten Badezellen errichtet und der Badebetrieb begann in Bodendorf. 1927 wurde die Anlage erweitert und es standen dann 11 Badezellen zur Verfügung.

1930 wurde die dritte Bohrung niedergebracht mit 80 Meter Tiefe, die als St. Josef Sprudel die Grundlage für den Quellschutz, die Anerkennung der Gemeinnützigkeit im gleichen Jahr und die Verleihung des Heilbäderstatus im Jahr 1935 war.

(Josef Erhardt, Heimatarchiv Bad Bodendorf, 2024)

Quellen
Aufzeichnungen des Josef Hardt jr. vom 25.02.1948; Signet-Nr. Heimatarchiv Bad Bodendorf 0001_C_1-07

Josef Hardt und Bad Bodendorfs Gründungsjahre 1900-1931

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Josef Erhardt (2024), „Josef Hardt und Bad Bodendorfs Gründungsjahre 1900-1931”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-356362 (Abgerufen: 16. Juni 2025)
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