Der „Vorgebirgsrebell“
Wilhelm Maucher, später auch „Vorgebirgsrebell“ genannt, war Obst- und Gemüsebauer, dessen Familie ursprünglich aus der Region Ulm stammte. Der katholische Glaube prägte seine späteren politischen Standpunkte. So begann er zunächst mit dem Engagement in der katholischen Gemeindearbeit, positionierte sich aufgrund seiner christlichen Überzeugung jedoch schon bald als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Maucher protestierte öffentlich gegen das Regime und verteilte an vielen Orten des Vorgebirges kritische Schriften und Plakate. Zudem entzog er sich dem Kriegsdienst, indem er bis 1945 von einer mit ihm befreundeten Roisdorfer Familie versteckt wurde.
Anfänge des Friedenswegs
Nach dem Kriegsende begann Wilhelm Maucher bereits im Oktober 1945 mit der Anlegung des Friedenswegs, der jedoch erst später diesen Namen bekam. Erstes Element war eine steinerne Statue des „Segnenden Christus“, welche von dem mit ihm befreundeten Bonner Bildhauer Jakobus Linden (1886-1950) kreiert wurde. Auf einer Hinweistafel, die Maucher selbst verfasste, kommt seine christliche Motivation zur Geltung: „Die unglücklichen Zeiten, die wir erlebten, sind die Folgen vom Abfall der Völker von Christus und seinen Geboten. In diesem Sinne soll diese Christusstatue alle Besucher mahnen und lehren.“
Die „10 Gebotssteine“ gegen Krieg und Unrecht
1978 ergänzte Wilhelm Maucher den Friedensweg um zehn mit Inschriften versehene Natursteinplatten, die an die Zehn Gebote der Bibel erinnern und alle Politiker der Welt mahnen, nach ihnen zu handeln. Die Gebote sind ähnlich einer gemeinschaftlichen Litanei in Gottesdiensten formuliert:
- Von Atom- und Neutronen-Bomben befreiet uns.
- Von Chemiegiften, Strahlen und Napalm bewahret uns.
- Von Auf- und Wettrüsten erlöset uns.
- Von Militaristen und Nazis befreiet uns.
- Von Arbeitslosigkeit und Aussperrung errettet uns.
- Vor Volksverdummung durch Massenmedien bewahret uns.
- Von Unrechtsgesetzen und Unrechtsjustiz erlöset uns.
- Anstatt Strafen nur noch Umerziehung, Besserung und Wiedergutmachung bescheret uns.
- Vor Milliarden-Steuerverschwendung bewahret uns.
- Vor Diktaturen und Schikanen behütet uns.
2022 wurden die Gebotssteine von Unbekannten mit schwarzer Farbe beschmiert und beschädigt, so dass eine durch Spenden finanzierte Restaurierung notwendig wurde.
Ehrenstein für Bertha von Suttner und „Rebellen op Jück“
Das letzte von Wilhelm Maucher hinzugefügte Element des Friedensweges stellt ein Gedenkstein zu Ehren der Pazifistin und ersten weiblichen Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (vgl. hier) dar und wurde 1993 aufgestellt. Vervollständigt wird er durch einen Stein mit der Inschrift „Nur absolute Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer und Deserteure sind echte und wahre Helden für den Frieden und Märtyrer gegen alle Kriege auf Erden“.
Der Panorama-Rundweg „Rebellen op Jück“ soll unter anderem an den Widerstand und das politisch-pazifistische Engagement Wilhelm Mauchers erinnern. Neben dem Friedensweg sind der Jüdische Friedhof, die ehemalige Gaststätte „Heimatblick“ und das Grab Mauchers Teil der Route. Zudem bietet der Rundweg einen weiten Ausblick auf das Rheintal, das Siebengebirge und das Vorgebirge sowie auf die Bundesstadt Bonn.
(Samuel Dreßen, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)
Internet
www.rhein-voreifel-touristik.de: Der Friedensweg mit Panorama-Rundweg „Rebellen op Jöck“ (abgerufen 19.12.2024)
www.friedenskooperative.de: Beschreibung durch den „Arbeitskreis Friedensweg“ (abgerufen 28.03.2025)
www.hdag.info: Förderverein Haus der Alfterer Geschichte (abgerufen 28.03.2025)