Teilstücke einer römischen Wasserleitung bei Langendorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Zülpich
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 40′ 8,47″ N: 6° 37′ 30,23″ O 50,66902°N: 6,62506°O
Koordinate UTM 32.332.178,24 m: 5.615.710,68 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.544.233,19 m: 5.615.013,33 m
  • Zülpich. Bruchstücke der 2022 im Rahmen einer Baustellenbegleitung untersuchten Wasserleitung an ihrem endgültiger Aufbewahrungsort in den Römerthermen Zülpich - Museum der Badekultur. Detail des Gerinnes.

    Zülpich. Bruchstücke der 2022 im Rahmen einer Baustellenbegleitung untersuchten Wasserleitung an ihrem endgültiger Aufbewahrungsort in den Römerthermen Zülpich - Museum der Badekultur. Detail des Gerinnes.

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    Fotograf/Urheber:
    Marcel Zanjani / LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
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  • Zülpich. Bruchstücke der 2022 im Rahmen einer Baustellenbegleitung untersuchten Wasserleitung an ihrem endgültiger Aufbewahrungsort in den Römerthermen Zülpich - Museum der Badekultur.

    Zülpich. Bruchstücke der 2022 im Rahmen einer Baustellenbegleitung untersuchten Wasserleitung an ihrem endgültiger Aufbewahrungsort in den Römerthermen Zülpich - Museum der Badekultur.

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  • Zülpich-Langendorf. Übersichtsfoto der Grabungsfläche nach Entnahme des Lockermaterials der Störung. Blickrichtung SO. In den beiden Profilen des Straßengrabens ist die Wasserleitung erhalten.

    Zülpich-Langendorf. Übersichtsfoto der Grabungsfläche nach Entnahme des Lockermaterials der Störung. Blickrichtung SO. In den beiden Profilen des Straßengrabens ist die Wasserleitung erhalten.

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  • Zülpich-Langendorf. Übersichtsfoto mit der Wasserleitung im Südwest-Profil. Befund angerissen.

    Zülpich-Langendorf. Übersichtsfoto mit der Wasserleitung im Südwest-Profil. Befund angerissen.

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An der Straße zwischen Langendorf und Merzenich, südwestlich von Zülpich, fanden Mitarbeiter der Außenstelle Nideggen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland 2022 in der Baustelle eines Straßengrabens ein großes Betonbruchstück. Schnell war klar, dass es sich um römisches opus caementicium einer Wasserleitung handelt, deren Anschlussstücke in den Böschungen des Grabens erhalten waren. Ältere Grabungsergebnisse sowie die Auswertung von Luftbildern und Reliefkarten geben Aufschluss über den weiteren Verlauf dieser Leitung. Die geborgenen und konservierten Leitungsbruchstücke werden seit kurzem in den Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur präsentiert.

Der Wasserleitungsfund in der Baustelle
Bereits im Jahr 2009 hatte die Außenstelle Nideggen Teilstücke einer römischen Wasserleitung in einer Ackerfläche archäologisch untersucht. Etwa 200 Meter entfernt von der damaligen Grabung entdeckten zwei Mitarbeiter der Außenstelle Nideggen im August 2022 Wasserleitungsbruchstücke neben einem neu gezogenen Straßengraben: Bei seiner Anlage war ein 1,40 Meter langes Stück der Wasserleitung gekappt worden. In den beiden Profilen der Baugruben bot sich aber noch die Möglichkeit, die gekappte römische Leitung zu dokumentieren.
Mit ihrem Aufbau entspricht sie gängigen kleineren Wasserleitungen aus römischer Zeit im Rheinland. Zuunterst befand sich eine Schicht aus sauber im Leitungsgraben verlegten großen Kieseln. Darüber hatte man – vermutlich ohne Schalung – opus caementicium (Gussbeton) gegossen. Die kastenförmige wasserführende Rinne (das so genannte Gerinne) wurde wahrscheinlich durch Schalung erzeugt. Darin war zunächst eine zwei Zentimeter mächtige Schicht aus feinerem Gussbeton aufgebracht worden, die zur Nivellierung der wasserbenetzten Sohle gedient haben könnte. Darauf sitzt ein bis zu ein Zentimeter mächtiger Estrichmörtel, der durch den Zuschlag von Ziegelbruch leicht rötlich gefärbt ist und bewirkte, dass die Wasserleitung wasserdicht war. Eine ganz dünne, fast schwarze Lage darüber ist als Ascheschicht zur Abdichtung feiner Risse anzusprechen. Bei der obersten, hellgrauen Schicht handelt es sich um Sinter, der sich während der Nutzung der Wasserleitung dort abgelagert hat. Die Leitung weist eine Gesamtbreite von etwa 0,70 Metern auf und ist noch maximal 0,43 Meter mächtig. Das Gerinne besitzt eine lichte Weite von 18 Zentimetern. Die ursprüngliche Höhe der Leitungswangen und die Abdeckung des Gerinnes sind nicht erhalten. Das ermittelte Gefälle beträgt 0,77 Prozent in Richtung Zülpich und war damit größer, als das 2009 berechnete mit 0,2 Prozent. Allerdings war die 2022 zugrundeliegende Strecke nur sehr kurz. Bei einer Füllung des Gerinnes mit Wasser in 15 Zentimetern Höhe, bezeichnet durch die Sinterschichten, lassen sich Aussagen über die Leistung der Leitung treffen: Die Wannen und Becken der römischen Thermen in Zülpich hätten innerhalb von 15–30 Minuten mit 21.000 Litern Wasser gefüllt werden können!
Die aufgegebene Wasserleitung wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt teilweise ausgebrochen. Hierauf weist ein Ausbruchsgraben hin, der sich im Zuge der Nachbearbeitung der georeferenzierten Orthofotos des Befundes mittels Fehlfarben deutlich abzeichnete und dessen Verfüllung kleine Brocken des opus caementicium enthielt.
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Die ältere Forschung zur römischen Wasserversorgung Zülpichs
Bereits im beginnenden 20. Jahrhundert machte sich der damalige Oberpfarrer Heinrich Nagelschmitt Gedanken über die Wasserversorgung Zülpichs in römischer Zeit. In einem Artikel vom 5. Dezember 1908 in der Zülpicher Zeitung legt er dar, dass es eine Wasserleitung von Floisdorf kommend gegeben haben müsse. Grund für diese Annahme waren Bewuchsmerkmale in trockenen Sommern in Ackerflächen bei Merzenich, die er bemerkenswerterweise schon damals mit der Leitung in Verbindung brachte.

Die Wasserleitung in Luftbildbefunden und die Rekonstruktion ihres weiteren Verlaufs
Die Befunde im Straßengraben waren Anstoß für eine systematische Sichtung und Auswertung von historischen Orthofotos, um Hinweise auf den weiteren Verlauf Richtung Zülpich einerseits und Richtung Quellgebiet andererseits zu gewinnen. Im Zuge dieser Recherchen und zuzüglich der 2009 untersuchten Abschnitte konnte Grabungstechniker Sebastian Rainer Geicht die Leitung auf einer Strecke von rund 3 Kilometern verfolgen. Zwischen den einzelnen Luftbildbefunden sind Fehlstellen durch geophysikalische Untersuchungen zu überprüfen. Auch die Zielführung nach Zülpich wirft noch einige Fragen auf, da vom letzten bekannten Punkt der Wasserleitung auf zirka 189 Metern über NHN eine Senke überquert werden muss, um die auf einem Geländesporn gelegenen Thermen in Tolbiacum auf einer Mindesthöhe von 183 Metern über NHN zu erreichen. Denkbar wäre hier eine Zuführung über ein Aquädukt, für das sich bislang jedoch keine eindeutigen Hinweise finden. Möglicherweise steht eine in der Schummerungskarte (Reliefkarte) erkennbare lineare Geländeerhebung in der Flucht des letzten belegten Abschnitts der Wasserleitung in Richtung Zülpich in Zusammenhang mit einer solchen Konstruktion. Im Sommer 2024 vorgenommene Georadar-Messungen in diesem Bereich zeigen, dass hier jedoch keine steinernen Fundamente im Boden zu erwarten sind. So zeichnen sich in der Reliefkarte möglicherweise Reste einer dammartigen Aufschüttung zum Höhenausgleich ab. Weitere Prospektionsmaßnahmen sind erforderlich, um die noch offenen Fragen zu klären.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2024)

Quelle
Achim Konejung, Von den Bergen in die Börde – Folge 3: Römer, Chlodwig, Tagebau, unter: youtube.com (Film zum Wasserleitungsfund ab Minute 10:09, abgerufen am 10.09.2024)
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Literatur

Schmid, Franziska (2023)
Klar wie Wasser? Der Verlauf der römischen Wasserleitung nach Zülpich. In: Archäologie im Rheinland 2022, S. 114–117. Oppenheim.

Teilstücke einer römischen Wasserleitung bei Langendorf

Schlagwörter
Ort
53909 Zülpich - Langendorf, Merzenich
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Fernerkundung, Archäologische Grabung, Archäologische Prospektion
Historischer Zeitraum
Beginn vor 150, Ende 360

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„Teilstücke einer römischen Wasserleitung bei Langendorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355516 (Abgerufen: 30. April 2025)
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