Werkbrücke der Stadtbefestigung von Bad Münstereifel

Obere Schoßpforte

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Bad Münstereifel
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 33′ 11,71″ N: 6° 45′ 41,44″ O 50,55325°N: 6,76151°O
Koordinate UTM 32.341.430,38 m: 5.602.539,24 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.554.011,71 m: 5.602.225,89 m
  • Bad Münstereifel. Der Durchlass der Erft in der Stadtmauer mit den Bögen der Oberen Schosspforte, dahinter die Werkbrücke.

    Bad Münstereifel. Der Durchlass der Erft in der Stadtmauer mit den Bögen der Oberen Schosspforte, dahinter die Werkbrücke.

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  • Bad Münstereifel. Der Eingang zum Stollen unterhalb der Werkbrücke auf der Stadtseite der Stadtmauer. (2022)

    Bad Münstereifel. Der Eingang zum Stollen unterhalb der Werkbrücke auf der Stadtseite der Stadtmauer. (2022)

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  • Bad Münstereifel. Die Werkbrücke mit dem Erftdurchlass während der Baggerarbeiten nach der Flut. Neben dem Bagger der Eingang zum Stollen.

    Bad Münstereifel. Die Werkbrücke mit dem Erftdurchlass während der Baggerarbeiten nach der Flut. Neben dem Bagger der Eingang zum Stollen.

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  • Bad Münstereifel. Das Innere des Stollens mit Blick Richtung Süden.

    Bad Münstereifel. Das Innere des Stollens mit Blick Richtung Süden.

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  • Bad Münstereifel. Aufmaßskizze des Stollens nahe der Werkbrücke.

    Bad Münstereifel. Aufmaßskizze des Stollens nahe der Werkbrücke.

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  • Bad Münstereifel. Die Werkbrücke mit dem trockengelegten Erftbett. Die Betonplombe ist sichtbar.

    Bad Münstereifel. Die Werkbrücke mit dem trockengelegten Erftbett. Die Betonplombe ist sichtbar.

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Die Stadtbefestigung von Bad Münstereifel
Münstereifel geht auf eine Prümer Klostergründung des 9. Jahrhunderts zurück. Die Errichtung der Burganlage und die aufwendige Ummauerung des Ortes sind 1299 urkundlich belegt. Unter der Herrschaft der Jülicher Grafen wurde Münstereifel ab 1312 zu einem der vier Hauptorte der Grafschaft und entsprechend bedeutend war die Befestigung des Ortes. Jahrringuntersuchungen von Balken aus zwei Stadttoren weisen in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Die namentliche Erstnennung der Stadttore ist für die 1470er-Jahre belegt: Das Heisterbacher Tor liegt im Südwesten der Stadt, das Werther Tor im Norden, das Orchheimer Tor im Süden und das Johannistor im Osten. Die mittelalterliche Stadtmauer ist mit diesen vier Stadttoren, weiteren 15 Wehrtürmen und zwei Wassertoren für den Durchfluss der Erft sowie begehbaren Abschnitten des Wehrgangs und einer Höhe von bis zu 12 Metern noch heute exzellent erhalten. Die Stadtbefestigung ist seit 1982 eingetragenes Baudenkmal.

Die Werkbrücke mit der Oberen Schosspforte
Nahe dem Heisterbacher Tor liegt im Verlauf der Stadtmauer Richtung Südosten die Werkbrücke, die die Erft quert, mit den Resten der Oberen Schoßpforte. Auffällig ist ein starkes Gefälle der Erft auf kurzer. Vom Fluss rundgeschliffene Felsen im Keller des benachbarten Hauses Werkbrücke 1 zeigen, dass sich vor dem Bau der Stadtbefestigung an dieser Stelle ein natürlicher Wasserfall befunden haben muss. Darauf weist außerdem der Namenszusatz „An der Rauschen“ hin.
Die Obere Schoßpforte diente als Durchlass in der Stadtmauer der Sicherung des Einlaufs der Erft und war für diese Zwecke einst mit Fallgittern mit Hebevorrichtung (dem sogenannten „Werk“) ausgestattet. Diese ließ man nachts und in Kriegszeiten herab. Mit Hilfe einer Winde wurden sie wieder hochgezogen. Der Name Obere Schoßpforte geht auf diese Fallgitter, auch Schoßgatter genannt, zurück. Hinweise auf die Fallgitter haben sich in Form von Führungsschlitzen an beiden Torbögen erhalten.
Ursprünglich führte oberhalb der Torbögen der Wehrgang der Stadtmauer entlang. Darüber lag der sogenannte Werksturm. Nach dem Hochwasser von 1818 musste die Obere Schoßpforte bis auf die Bögen abgerissen werden. So gingen der Wehrgang und der Werksturm mit Dach verloren. Der Werksturm hatte der St.-Sebastianus-Bruderschaft als Versammlungsraum gedient. Außerdem ist die Nutzung als Armenhospital belegt.

Der wiederentdeckte Stollen
Bei den Räumarbeiten nach der Flutkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 wurde in der Bastionsmauer neben der Werkbrücke eine etwa ein Meter breite und 1,20 Meter hohe Rundbogenöffnung wieder sichtbar, die in einen gemauerten Stollen führt. Dieser muss bereits beim Bau der Bastionsmauer angelegt worden sein. Der enge Durchgang öffnet sich im Innern nach ca. 0,80 Metern zu einem 3,70 Meter hohen Gang, der sich am Ende verjüngt und unterirdisch vor der Stadtmauer nach links unter das Erftbett führt.
Die sorgfältige Dokumentation und die Auswertung von Archivalien durch Norbert Liebing aus Bad Münstereifel lassen Rückschlüsse auf die Funktion dieses Bauwerks zu. Der Stollen könnte als geheimer Fluchtweg aus der Stadt im Falle einer Belagerung gedient haben. Indizien dafür wären die kleinen Durchlässe an beiden Enden. Ein Schriftstück aus dem Stadtarchiv Bad Münstereifel, datiert auf den 20. September 1775, deutet eine andere Funktion an. In der Aufstellung der Kosten für die Reparatur der Hochwasserschäden vom 4. bis 6. August 1775 werden 3 Zoll dicke und 10 Fuß lange Dammbretter (Eichenbohlen) aufgeführt. An der westlichen Ufermauer vor der Werkbrücke hat sich neben der Fallgitterführung eine Aussparung erhalten, die zum Einschlagen der beschriebenen Eichenbohlen gedient haben könnte. Dadurch wäre eine Stauung des Erftwassers oberhalb des Wasserfalls ermöglicht worden. Über eine ehemalige Öffnung im Erftbett, die heute mit einer runden Betonplatte verschlossen ist, ließ sich das gestaute Wasser über den Stollen umleiten. Auf diese Weise hätte man das Erftbett unterhalb des Werks trockenlegen und Reparaturarbeiten durchführen können.

Noch im 20. Jahrhundert ist die Nutzung des Stollens für Wasserleitungszwecke belegt. Im Jahr 1921 erhielt die Brauerei Hendrichs die Genehmigung zur Entnahme von Wasser aus der Erft für Spülzwecke und zur Kesselspeisung. Dazu brachte man an der genannten Öffnung im Erftbett einen Eisenkasten an und verlegte eine 170 m lange Rohrleitung durch den Stollen und von dort an der Erftmauer entlang zur Brauerei. Die Leitungsführung ist in einem „Situationsplan“ dokumentiert. Die kurz vor Kriegsende durch Bomben zerstörte Anlage wurde nicht wiederhergestellt, während das Entnahmerecht noch bis 1962 Bestand hatte.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2024)

Hinweise
Bad Münstereifel ist geschützer Denkmalbereich und eingetragenes Baudenkmal.
Die Werkbrücke mit Stollen war Station der Archäologietour Nordeifel 2024.

Literatur

Flink, Klaus (1974)
Bad Münstereifel. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung II, Nr. 7.) Bonn. Online verfügbar: www.rheinische-geschichte.lvr.de, abgerufen am 28.08.2024
Jansen, L. (2017)
Zur Stadtbefestigung von Münstereifel. (Neue Beiträge zur Jülicher Geschichte 30.) S. 26–46. Jülich.

Werkbrücke der Stadtbefestigung von Bad Münstereifel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Unnaustraße
Ort
53902 Bad Münstereifel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Archäologische Grabung
Historischer Zeitraum
Beginn 1471 bis 1480

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„Werkbrücke der Stadtbefestigung von Bad Münstereifel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355480 (Abgerufen: 8. Februar 2025)
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