Erft

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bad Münstereifel, Bedburg, Bergheim (Nordrhein-Westfalen), Düsseldorf, Erftstadt, Euskirchen, Grevenbroich, Kerpen (Nordrhein-Westfalen), Nettersheim, Neuss, Weilerswist
Kreis(e): Düsseldorf, Euskirchen, Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Kreis Neuss
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 51′ 16,85″ N: 6° 42′ 49,13″ O 50,85468°N: 6,71365°O
Koordinate UTM 32.339.075,56 m: 5.636.155,77 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.550.296,15 m: 5.635.723,15 m
Die Erft ist ein linker Nebenfluss des Rheins. Ihre Quelle entspringt unterhalb des Himbergs bei Nettersheim-Holzmülheim.

Beschreibung und Nutzung der Erft
Der Verlauf der Erft führt durch die Gemeinden und Städte Nettersheim, Bad Münstereifel, Euskirchen, Weilerswist, Erftstadt, Kerpen, Bergheim, Bedburg, Grevenbroich und Neuss bevor sie nach 103,5 Kilometern Flussstrecke bei Neuss-Grimlinghausen in den Rhein mündet.

Der Verlauf der Erft gliedert sich in zwei deutlich zu unterscheidende Abschnitte. Ihr Oberlauf ist der eines typischen Mittelgebirgsflusses. Nach dem Austritt aus der Eifel in die Niederrheinische Bucht nimmt sie den Charakter eines Flachlandflusses mit niedrigem bis sehr niedrigem Gefälle an (mehr als 80 % der ca. 100 km messenden Gesamtlänge der Erft).
Durch anthropogene Eingriffe hat der Fluss in den letzten 200 Jahren mehr als ein Drittel seiner ursprünglichen Lauflänge von mehr als 130 km eingebüßt. Diese eklatante Laufverkürzung, wurde zu einem großen Teil durch Flussbegradigungen, Durchstechung zahlreicher Mäanderschlingen und die Anlage des Erftflutkanals im Zuge der großen Erftmelioration 1860-66 bewirkt. Die Ausgangslage vor 1860 war aber, trotz eines über weite Strecken verwilderten Erscheinungsbildes des Flusses, ein alles andere als natürliches, bzw. naturbelassenes Gewässersystem. Der gesamte Fluss und seine Aue waren vielmehr, vom Oberlauf unweit der Quelle bis zur Mündung in den Rhein, ein seit Jahrhunderten dem Menschen dienstbar gemachter Lebensraum.

Die Erft und ihre Zuflüsse waren Trink- und Brauchwasserlieferanten für Mensch, Vieh und verschiedene Gewerbe. Sie bewässerten die Auenwiesen (Benden) und speisten Fischteiche, Burg- und Stadtgräben. Dafür waren die Gewässerläufe mit hunderten, meist hölzernen, Querbauwerken verschiedener Art und Funktion bestückt (Freischleusen, Flutschleusen, Überfallwehre). Am durchgreifendsten wurde das Gewässersystem durch den dichten Besatz mit Wassermühlen geprägt. Am Ende des 18. Jahrhunderts waren es 218.

(Text von Ralf Kreiner 2009, Auszug aus: Historische Querbauwerke der Gewässersysteme Nordrhein-Westfalen / LVR-Redaktion KuLaDig 2019)

Die Flutkatastrophe 2021 - „Der Wiederaufbau wird Jahre dauern“
Zwischen dem 12. und 19. Juli des Jahres 2021 verursachte das Tiefdruckgebiet „Bernd“ eine „Extremwetterlage“: Über Teilen Belgiens, Frankreichs, der Niederlande, Luxemburg und anderen Regionen Europas ergossen sich schwere Niederschläge mit Rekordwerten. Auch in Teilen Deutschlands, vor allem in den Mittelgebirgsregionen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen kam es zu erheblichen Schäden durch schwere Sturzfluten und Überschwemmungen. Besonders betroffen waren die Flüsse Ahr und Erft.
Ihren Höhepunkt bildeten die Regenmassen am 14. Juli 2021: Binnen 24 Stunden fielen mancherorts über 150 Liter Regen pro Quadratmeter. In Nordrhein-Westfalen traten nahezu alle Nebenflüsse und -bäche des Rheins mit teils historischen Höchstständen über die Ufer. Diese enormen Niederschläge trafen auf Böden, die von den vorausgehenden Regenereignissen bereits so gesättigt waren, dass sie die Wassermassen nicht mehr aufzunehmen vermochten. Anthropogene Faktoren, wie die „dichte Bebauung (auch in unmittelbarer Flussnähe), die Auslassung von Retentionsflächen und großflächige Versiegelung von Flächen“ oder topographische Besonderheiten (enge Täler und steile Hänge) wirkten zusätzlich abflussbeschleunigend (www.bmi.bund.de / www.DWD.de ). So kumulierte der Wasserabfluss in den Fließgewässern bis hin zur Flutkatastrophe. Verheerende Ausmaße hatte die Flut im Nordosten der Eifel; sie zerstörte Ortschaften an der Ahr, im oberen Teil der Erft, an Nette und Nitzbach, an der Ruhr und ihren Nebenflüssen sowie im Bergischen Land (Wikipedia Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021).

Diese Flutkatastrophe „ist gemessen an der Opferzahl die schwerste Naturkatastrophe in Deutschland seit der Sturmflut 1962“ in Hamburg (Wikipedia: Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021).
Wie beschrieben, machten sich ihre drastischen Folgen ebenfalls im Kreis Euskirchen und am Gewässersystem der Erft stark bemerkbar: Auch hier waren Todesopfer zu beklagen. Enorme Schäden an Infrastruktur und Gebäuden sind zum Teil bis heute sichtbar. Mehrere Dörfer mussten aufgrund der Überschwemmungen und der einsturzgefährdeten Steinbachtalsperre für mehrere Tage evakuiert werden. Geschäfte waren betroffen und dementsprechend für viele Monate geschlossen, die Strom- und Trinkwasserversorgung, sämtliche Mobilfunknetze und die Verkehrsinfrastruktur fielen in weiten Teilen aus oder wurden zerstört.

Eine beeindruckende digitale Ausstellung des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte und des Stadtmuseums Euskirchen thematisiert das Erleben und die Auswirkungen der Flutkatastrophe 2021 in Euskirchen, den Umgang mit einer solchen Naturkatastrophe und die langfristigen Folgen des Ereignisses.
Mit Klick auf den Link unter storymaps.arcgis.com (s.u.) öffnet sich die digitale Ausstellung auf der externen Plattform ESRI-ArcGIS online. Hinsichtlich weiterer Details beachten Sie bitte die Hinweise auf den Seiten des externen Anbietenden.

(Giulia Fanton / LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und Nicole Schmitz / LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2023)

Internet
storymaps.arcgis.com: „So was haben wir noch nicht erlebt!“, Die Flutkatastrophe 2021 in Euskirchen (abgerufen 07.03.2024)
de.wikipedia.org: Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021 (abgerufen am 06.12.2021)
dwd.de: Hydro-klimatologische Einordnung der Stark- und Dauerniederschläge in Teilen Deutschlands im Zusammenhang mit dem Tiefdruckgebiet „Bernd“ vom 12. bis 19. Juli 2021 (abgerufen am 05.12.2023)
bmi.bund.de: Bericht zur Hochwasserkatastrophe 2021 (abgerufen am 05.12.2023)

Literatur

Kreiner, Ralf / Mühlenverband Rhein-Erft-Rur e.V. (Hrsg.) (2006)
Wassermühlen und historische Hydrographie des Erftgebiets. In: Mühlen links und rechts des Rheins, S. 11-20. Bergheim.
Mühlenverband Rhein-Erft-Rur e.V. (Hrsg.) (2009)
Historische Querbauwerke der Gewässersysteme Nordrhein-Westfalens. Teil 1: Teileinzugsgebiet Rhein-Erft NRW. (Studien zur Geschichte an Rhein und Erft, hrsg. vom Kreisarchiv des Rhein-Erft-Kreises Bergheim, Band 4, "Blaue Reihe" des MVRER, Bestandsaufnahmen 4/2009.) S. 11, Bergheim.
Roggenkamp, T.; Herget, J. (2022)
Hochwasser der Ahr im Juli 2021 - Abflussabschätzung und Einordnung. (Hydrologie und Wasserwirtschaft 66, H. 1.) S. 40-49. o. O.

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„Erft”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-292692 (Abgerufen: 20. April 2024)
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