Burg Kallmuth

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Mechernich
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 33′ 24,39″ N: 6° 37′ 9,19″ O 50,55678°N: 6,61922°O
Koordinate UTM 32.331.364,24 m: 5.603.244,93 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.543.924,33 m: 5.602.524,02 m
  • Mechernich-Kallmuth. Blick gegen Nordosten auf Burg Kallmuth des 16. Jahrhunderts mit dem markanten Treppengiebel, dahinter der Turm der Pfarrkirche.

    Mechernich-Kallmuth. Blick gegen Nordosten auf Burg Kallmuth des 16. Jahrhunderts mit dem markanten Treppengiebel, dahinter der Turm der Pfarrkirche.

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    Marcel Zanjani / LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
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  • Mechernich-Kallmuth. Blick gegen Nordosten auf den Torbogen mit dem dahinter liegenden Burghaus Kallmuth.

    Mechernich-Kallmuth. Blick gegen Nordosten auf den Torbogen mit dem dahinter liegenden Burghaus Kallmuth.

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  • Mechernich Kallmuth. Blick gegen Nordosten auf das Burghaus Kallmuth des 13./14. Jahrhunderts und den Turm der nahen Pfarrkirche.

    Mechernich Kallmuth. Blick gegen Nordosten auf das Burghaus Kallmuth des 13./14. Jahrhunderts und den Turm der nahen Pfarrkirche.

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    Marcel Zanjani / LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
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  • Mechernich-Kallmuth. Blick auf die Nordwand des Burghauses Kallmuth, im Hintergrund die Pfarrkirche.

    Mechernich-Kallmuth. Blick auf die Nordwand des Burghauses Kallmuth, im Hintergrund die Pfarrkirche.

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Der Kernbau der Burg Kallmuth direkt neben dem romanischen Turm der Pfarrkirche St. Georg im Dorfkern von Kallmuth befindet sich derzeit (2024) in einer Bauaufnahme, um ein Konzept für seine Restaurierung und erneute Nutzung zu erarbeiten.
Es handelt es sich um ein zweigeschossiges, unterkellertes Burghaus auf schmalem, längs rechteckigem Grundriss mit einer repräsentativen Eingangshalle. Am unverputzten Mauerwerk sind die verschiedenen Bauphasen ablesbar. Der Bau zählt zu den ältesten steinernen Adelsburgen des Kreises. Bautypologisch handelt es sich um den selten erhaltenen Herrenhof eines Edelfreien (vir nobilis), also jener Adelsschicht, die als früheste Bauherrenschaft von Burgen bzw. befestigten Häusern quellenkundlich zu fassen ist.

Historischer Hintergrund
Im Jahr 1285 wird erstmals ein Ritter von Kallmuth als Angehöriger eines sich nach dem Ort nennenden Adelsgeschlechtes in den Schriftquellen genannt. Im 14. Jahrhundert ist Henricus de Calemunt als vir nobilis überliefert, 1515 Theis Johann von Kaelmoutten. 1547 weist ein Jülicher Ritterzettel die Burg im Besitz von Emmerich von Friemersdorf (gen. Pützfeld) aus. Dies spricht für einen landtagsfähigen Rittersitz und Lehen des Herzogs von Jülich. 1525 ließ Emmerich ein neues Burghaus erbauen, dessen weißer Treppengiebel heute noch charakteristisch für diese Burganlage ist. Die Familie Friemersdorf besaß die Burg bis 1749, wohnte offenbar später aber nicht dort, sondern in Kirspenich, denn an der Burg Kallmuth wurden in dieser Zeit keine standesgemäßen Umbaumaßnahmen durchgeführt. Vermutlich war sie verpachtet. Kallmuth blieb aber für die Familie als Rittersitz mit den an diesen geknüpften Privilegien wichtig. Später – wahrscheinlich schon im 18. Jahrhundert – wurden verschiedene Anteile der Burg verkauft. Heute befindet sich die Burg Kallmuth in Privatbesitz.
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Baugeschichte
Im Zuge der Bauaufnahme durch das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland konnten bisher vier Bauphasen identifiziert werden. Der Ursprungsbau ist ein voll unterkellertes Burghaus auf schmalem, längs rechteckigem Grundriss mit mauerumwehrtem Hof aus dem 13. Jahrhundert. Einziger Zugang in den Burghof stellt ein werksteingefasstes Rundportal mit typisch romanischem Wulstprofil auf Konsolen dar. Das erste Wohngeschoss erhebt sich als Hochparterre über dem tonnengewölbten Keller. Erschlossen wird der Ursprungsbau über drei Rundbogenportale in Hausteinfassung. Als Baumaterial diente kleinformatiger Bruchstein, vorwiegend Sandstein und Grauwacke. Die Werksteinfassungen sind aus Sandstein.
In einer zweiten Phase im 14. Jahrhundert, vermutlich unter Henricus de Calemunt, diente eine gotische Teilüberbauung des zwingerartigen Hofes der Schaffung einer repräsentativen Eingangssituation. Dies zeigen in zwei nachweisbaren Jochen die Befunde von Kreuzrippengewölben: Neben einer in situ befindlichen Wandsäule mit kurzen Rippenansätzen haben sich auch die Ausbruchstellen der weiteren Wandsäulen und die Einlassbögen der Schildbögen an den Wänden erhalten. Auf die Höhenverhältnisse der Gewölbehalle beziehen sich Nachweise von Tür- und Fensteröffnungen der in dieser Bauphase neu errichteten traufseitigen Hoffassade. Sie prägt heute noch mit reichen baulichen Befunden das Erscheinungsbild. Die jüngere Zeitstellung dieser Wand zeigt sich auch daran, dass sie ohne Verzahnung zu den Hofmauern steht.
Ab 1525 wurden mit einem stattlichen Neubau im Südwesten unter Emmerich von Friemersdorf die repräsentativen Wohnfunktionen des bisherigen Baus in einer dritten Phase aufgegeben. Gleichwohl erfolgte seine umfassende Instandsetzung, die sich in der Erneuerung der Fassaden, den Fensterformen und im Tonnensegment des Kellergewölbes offenbaren. Ob eine Zerstörung vorausging, bleibt ungewiss. Der südliche Abschnitt der Gewölbetonne wurde in Travertin neu aufgemauert, die giebelständigen Fassaden in hammerechten Bruchstein mit gekuppelten Werksteinfenstern neu ausgeführt. Die mit Senkrechtstock geteilten Fenster prägten auch die Fassaden des Neubaus. Offenbar wurde eine Vereinheitlichung sowohl im Äußeren als auch im Inneren angestrebt, denn anstelle der Gewölbehalle wurden Balkendecken eingezogen und so die Geschosseinteilung angepasst. Das hölzerne Tragwerk ist im Kernbau noch erhalten. Es besteht aus querbindenden Unterzügen sowie längs gerichteten Balkendecken und zeigt weder Reste einer Bemalung noch eines Verputzes. Dies deutet auf eine untergeordnete Funktion des Burghauses seit dem frühen 16. Jahrhundert hin.
Mit einer deutlich erkennbaren Baunaht schließt das Mauerwerk der Nordwestecke der Anlage an die 1525 erneuerte Fassade an. Dieser Abschnitt zeigt die Verwendung größerer Bruchsteine und die Mauerung im wilden Verband ohne Schlämmen. Zu dieser letzten Bauphase zählt auch der runde Baukörper auf der Ecke im Norden, der an einen wehrhaften Rundturm erinnert, jedoch keine Funktion besitzt. Diese dritte Raumzone des einstigen Burghofes war ausweislich der Bauaufnahme um 1900 noch in Nutzung und diente als Verbindungstrakt zwischen Altbau und Neubau.
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Kooperation von Bau- und Bodendenkmalpflege
Das Beispiel der Burg Kallmuth zeigt, wie sich die Bau- und Bodendenkmalpflege mit ihren unterschiedlichen Kompetenzbereichen ergänzen und unterstützen können. Während die laufende Bauaufnahme zum Ziel hat, das aufragende Gebäude in seiner Genese zu verstehen und eine Strategie zu dessen Sicherung und Nutzung zu entwickeln, liefert sie gleichzeitig einen ersten Rahmen zur historischen Nutzung des Denkmals. Hieraus ergeben sich wiederum Fragestellungen und Ansatzpunkte für die Archäologie. Lassen sich etwa die oberirdischen Baubefunde der überwölbten Eingangshalle in Form eines Fundamentes ebenfalls im Untergrund nachweisen? Natürlich hat auch von archäologischer Seite aus der Erhalt und der Schutz des (Boden-)Denkmals Priorität. Mittels kleiner Sondagen können jedoch ergänzende Informationen für eine Unterschutzstellung gewonnen werden. Diese liefern wiederum wertvolle Informationen für die Baudenkmalpflege, wie etwa zur Fundamentierung einzelner Bauphasen.
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(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2024)

Hinweise
Burg Kallmuth ist in Privatbesitz. Bitte respektieren Sie die nicht zugänglichen Bereiche.
Burg Kallmuth ist eingetragenes Baudenkmal (Stadt Mechernich, UDB-Nr. 71; LVR-Amt für Denkmalpflege, Objekt-Nr. 4511).
Die Burg Kallmuth war Station der Archäologietour Nordeifel 2024.

Internet
www.ms-visucom.de: EBIDAT - Die Burgendatenbank, Kallmuth (abgerufen 24.09.2024)
www.denkmalschutz.de: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Burg Kallmuth (abgerufen 24.09.2024)
de.wikipedia.org: Burg Kallmuth (abgerufen 24.09.2024)

Literatur

Friedrich, Reinhard; Päffgen, Bernd (2007)
Mittelalterliche Burganlagen in Kölner Bucht und Nordeifel bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.11.) Bonn.
Herzog, Harald (1989)
Burgen und Schlösser. Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen. S. 309-313, Köln.

Burg Kallmuth

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Quellenstraße 2-4
Ort
53894 Mechernich - Kallmuth
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Bauaufnahme, Archivauswertung, Literaturauswertung, Archäologische Prospektion
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1285

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
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Empfohlene Zitierweise
„Burg Kallmuth”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355478 (Abgerufen: 30. April 2025)
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