Als Pingen werden in Bergbau und Forschung unnatürliche Geländemulden bezeichnet, die gewöhnlich die Lage von alten, verstürzten Schächten anzeigen. Im frühen Bergbau erfolgten Erkundung und Abbau der oberflächennahen Bereiche der Lagerstätten oft durch kleine, dicht beisammen liegende Schächte, die nur bis knapp unter den Grundwasserspiegel reichten. Ab dem späten Mittelalter wurden auch größere Schächte von mehreren Metern Durchmesser angelegt, die den Einbau von mechanischen Anlagen zur Belüftung und Entwässerung und somit einen tieferen Abbau ermöglichten. An der Grube Apfel soll der frühe Abbau bis unter die Talsohle des Volbachs gereicht haben. Alte Pingenfelder und Pingenzüge spielten im 19. Jahrhundert grundsätzlich eine wichtige Rolle für die Lokalisierung von Lagerstätten.
In drei Bereichen des Pingenfeldes der Grube Apfel zeigen relativ dichte Konzentrationen von Pingen, dass der geologische Ausbiss der Lagerstätte dort oberflächennah erreicht und abgebaut wurde. Weitere Bereiche werden heute von den industriellen Halden des Maschinenschachtes und eines Wetterschachts überlagert. Bei der Betrachtung des Pingenfeldes ist zu berücksichtigen, dass die zugehörigen Halden durch das nachträgliche Ausklauben in der Mitte des 19. Jahrhunderts stark verflacht wurden. Zu dieser Zeit war die in den alten Halden verbliebene Zinkblende besonders begehrt.
Direkt am Pingenfeld lag früher der kleine Ort Winten, von dem heute nur noch ein privates Wohnhaus erhalten ist. Ein Betrieb namens „Grube Winten“ soll 1847 zu den Vorgängerbetrieben der Grube Apfel gehört haben. Auf einem Grubenriss von 1863 ist direkt am Gehöft ein Stollen als „Alter Bau“ eingezeichnet. Die Siedlungsstelle Winten wird 1586 erstmalig erwähnt, durch deren Lage ist ein Zusammenhang mit dem älteren Bergbau wahrscheinlich.
Archäologische Prospektion des Pingenfeldes
2023 wurden archäologische Prospektionen von ehrenamtlichen Helfenden des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Bereich des Pingenfeldes durchgeführt. Einen außergewöhnlichen Fund stellte dabei eine kleine Picke dar, deren Form und Machart in die römische Zeit verweist. Ob hier tatsächlich schon, wie am benachbarten Lüderich, römischer Bergbau stattfand, müssen zukünftige Untersuchungen klären. Aus dem Bereich des Pingenfeldes stammen zudem mehrere vollständige Bergeisen sowie weitere Bruchstücke von ähnlichen Geräten. Vor der Einführung des Sprengstoffs im Bergbau erfolgten die Arbeiten mit solchen „Gezähen“, die typisch für das Spätmittelalter und die Frühe Neuzeit sind. „Schlägel und Eisen“ werden auch heute noch als allgemeines Bergbausymbol verwendet. Zu den weiteren Funden aus dem Bereich des Pingenfeldes gehören unter anderem hochmittelalterliche Keramik, ein Bleigewicht, mehrere eiserne Keile und Schmelzreste von Blei, die sich nicht genauer datieren lassen.
(Peter Schönfeld, BGV Rhein-Berg e.V., 2024)