Römischer Bergbau auf dem Lüderich

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Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Rösrath
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 55′ 27,53″ N: 7° 13′ 2,01″ O 50,92431°N: 7,21722°O
Koordinate UTM 32.374.704,05 m: 5.642.921,95 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.585.627,33 m: 5.643.932,96 m
  • Grabung durch Gruben mit römischen Abfällen auf dem Wiesengelände der Grube Lüderich in Rösrath (2000).

    Grabung durch Gruben mit römischen Abfällen auf dem Wiesengelände der Grube Lüderich in Rösrath (2000).

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  • Eine Grabung auf der Grube Lüderich in Rösrath (2001), bei der verkohltes Holz aus der oberen Verfüllung des römischen Schachtes auf dem Wiesengelände geborgen wird.

    Eine Grabung auf der Grube Lüderich in Rösrath (2001), bei der verkohltes Holz aus der oberen Verfüllung des römischen Schachtes auf dem Wiesengelände geborgen wird.

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  • Profilschnitt durch den oberen Bereich des römischen Schachtes mit rot verziegeltem Lehm in der Verfüllung auf der Grube Lüderich in Rösrath (2002).

    Profilschnitt durch den oberen Bereich des römischen Schachtes mit rot verziegeltem Lehm in der Verfüllung auf der Grube Lüderich in Rösrath (2002).

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  • Dokumentation der oberen Verfüllschichten des römischen Schachtes mit Bändern von Holzkohle und rotem Brandlehm auf der Grube Lüderich (2002).

    Dokumentation der oberen Verfüllschichten des römischen Schachtes mit Bändern von Holzkohle und rotem Brandlehm auf der Grube Lüderich (2002).

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  • Die unterste Sohle des römischen Schachtes der Grube Lüderich in Rösrath auf ungefähr 6 Metern Tiefe (2002).

    Die unterste Sohle des römischen Schachtes der Grube Lüderich in Rösrath auf ungefähr 6 Metern Tiefe (2002).

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  • Freilegung eines Holzbrettes im oberen Bereich eines zweiten römischen Schachtes der Grube Lüderich in Rösrath (2003).

    Freilegung eines Holzbrettes im oberen Bereich eines zweiten römischen Schachtes der Grube Lüderich in Rösrath (2003).

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  • Freilegung eines römischen Verhüttungsplatzes in einem Wald bei der Grube Lüderich in Rösrath (2003).

    Freilegung eines römischen Verhüttungsplatzes in einem Wald bei der Grube Lüderich in Rösrath (2003).

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  • Dokumentation eines verstürzten römischen Ofens zur Blei- und Silbergewinnung auf der Grube Lüderich in Rösrath(2003).

    Dokumentation eines verstürzten römischen Ofens zur Blei- und Silbergewinnung auf der Grube Lüderich in Rösrath(2003).

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Alte Sagen vom „Bergbau der Heidenzeit“ und Erzählungen von römischen Münzfunden haben schon im 19. Jahrhundert Mutmaßungen über einen römerzeitlichen Bergbau auf dem Lüderich befeuert. Im August 1997 konnte dieser tatsächlich nachgewiesen werden, als ein Bonner Archäologiestudent - der Verfasser - römische Keramikfunde von dort meldete.
Untersuchungen des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland und des Deutschen Bergbau-Museums in Bochum lieferten in den folgenden Jahren zahlreiche weitere Funde, die einen kurzzeitigen, aber dennoch sehr umfassenden römischen Bergbau auf dem Lüderich in den Jahren um Christi Geburt belegen.
Der archäologische Fundplatz erstreckt sich über ein Wiesengelände südlich des 1883 abgeteuften Sommerschachts sowie den angrenzenden Waldgebieten. Weiter nördlich schließt eine bis zu zweihundert Meter lange und bis zu 3 Meter tiefe Geländemulde an, die wahrscheinlich den Überrest eines alten Tagebaus darstellt. In wie weit diese „Pinge“ noch aus römischer Zeit oder erst aus dem Mittelalter stammt, konnte bislang noch nicht geklärt werden.

Legionäre als Bergleute
Bei den Ausgrabungen auf dem Wiesengelände wurde ein gut sechs Meter tiefer Schacht untersucht, der den Erzgang aber nicht getroffen hatte und anschließend mit römischen Siedlungs- und Verhüttungsabfällen verfüllt worden war. Weitere Schächte im näheren Umfeld konnten nicht vollständig ausgegraben werden. Etwas weiter östlich wurde ein römischer Verhüttungsplatz untersucht. Die charakteristischen Abfälle belegen hier die Gewinnung von Blei und Silber. Damit konnte erstmals die frühe Silbergewinnung im Bergischen Land sicher archäologisch nachgewiesen werden.
Der Fundplatz lieferte eine verblüffende Menge an römischen Keramikfunden, die eine für diese Zeit eher ungewöhnliche „Wegwerfkultur“ erkennen lassen. Zahlreichen Amphoren für Wein, Öl und mediterrane Fischsaucen sowie Reibschalen für Küchenkräuter spiegeln großen Wohlstand, aber auch eindeutig mediterrane Essgewohnheiten der „Bergleute“ wider. Dies ist sonst nur aus den römischen Militärlagern dieser Zeit bekannt, weswegen angenommen werden kann, dass der Bergbau hier von römischen Legionären betrieben wurde. Die Bodenschätze in der neu eroberten Provinz gehörten grundsätzlich dem römischen Kaiser.
Die Gewinnungsarbeiten fanden wahrscheinlich nur saisonal in den Sommermonaten statt. Trotz der großen Mengen an Siedlungsabfällen konnten keine Gebäudestandorte ermittelt werden. Der römische Bergbau wurde anscheinend direkt oder kurz nach der verheerenden römischen Niederlage in der sogenannten Varusschlacht 9 nach Christus eingestellt. Die römische Armee zog sich in der Folge der Schlacht hinter die Rheingrenze zurück.

Weitere Funde
Weitläufige archäologische Prospektionen durch ehrenamtlich Helfende der LVR-Bodendenkmalpflege haben in den letzten Jahren weitere Funde von römischen Werkzeugen und Keramikscherben auch im weitern Umfeld erbracht. Diese lassen erkennen, dass großflächig und in weiteren Bereichen des 4 km langen Lüderich-Gangzugs mit römischem Bergbau zu rechnen ist.
Ungefähr aus dem Bereich des Südschachtes sollen auch über 30 alte Werkzeuge aus Holz, Leder und Eisen stammen, die heute im Bergisches Museum für Bergbau Handwerk und Gewerbe in Bensberg aufbewahrt werden. Leider ist deren genauer Fundort heute nicht mehr feststellbar. Moderne naturwissenschaftliche Datierungen erbrachten für diese Geräte überwiegend hochmittelalterliche Daten, eine eiserne Keilhaue und ein Fäustel können aber dem römischen Bergbau zugeordnet werden.
Zwei hölzerne Spaten stammen demnach sogar aus der vorrömischen Eisenzeit und zeigen, dass am Lüderich noch weitere spannende Entdeckungen möglich sind.

(Peter Schönfeld, BGV Rhein-Berg e.V., 2025)

Internet
bodendenkmalpflege.lvr.de: Fund des Monats Januar 2022 (abgerufen 26.06.2025)
bergbaumuseum.de: Römische Blei-Silbergewinnung am Lüderich (abgerufen 26.06.2025)

Literatur

Gechter, Michael; Körlin, Gabriele / Stöllner et. al. (Hrsg.) (2003)
Römischer Bergbau auf dem Lüderich. Vorbericht über die Grabungen 2000-2002. In: Man and Mining: studies in honour of Gerd Weisgerber on occasion of his 65th birthday., (Der Anschnitt Beiheft 16.) S. 237-248. Deutsches Bergbau-Museum Bochum.
Körlin, Gabriele; Peternek, Sandra (2020)
Römischer Bergbau und Verhüttung auf dem Lüderich bei Rösrath. In: G. Yalcin / O. Stegemeier (Hrsg.), Metallurgica Anatolica. Festschrift für Ünsal Yalcin., S. 283-294. Bochum.
Schönfeld, Peter; Hanel, Norbert; Tegtmeier, Ursula (2023)
Eine römische Keilhaue und zwei Fäustel aus dem frühkaiserzeitlichen Bergrevier Lüderich, Rösrath (Rheinisch-Bergischer Kreis) bei Köln. In: Der Anschnitt; Heft 5, 75.Jahrg., S. 207-216. Deutsches Bergbau-Museum Bochum.
Schönfeld, Peter; Tegtmeier, Ursula (2023)
Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Funde vom Lüderich. Überraschende Ergebnisse zum frühen Bergbau nördlich der Alpen. In: Heimat zwischen Sülz und Dhünn 28, S. 12-18. Bergisch Gladbach.

Römischer Bergbau auf dem Lüderich

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Johannisberg
Ort
51503 Rösrath - Bleifeld
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, Archäologische Grabung, Archäologische Prospektion
Historischer Zeitraum
Beginn -10, Ende 10

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Peter Schönfeld: „Römischer Bergbau auf dem Lüderich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356256 (Abgerufen: 1. Juli 2025)
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