Gebäude des früheren Benediktinerinnenklosters Mariahilf in Bonn-Endenich, Ansicht von Südosten (2024).
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Luftaufnahme des Klosters Maria Hilf in Bonn-Endenich (2017).
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Gebäude des früheren Benediktinerinnenklosters Mariahilf in Bonn-Endenich, Ansicht von Südosten (2024).
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Luftaufnahme des Klosters Maria Hilf in Bonn-Endenich (2017).
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Während der Zeit des Nationalsozialismus war das frühere Benediktinerinnenkloster „Zur ewigen Anbetung“ in Endenich in den Jahren 1941/42 Internierungslager für die Juden aus Stadt und Kreis Bonn, die von hier aus in die Vernichtungslager deportiert wurden (Groten u.a. 2006).
Das Kloster als Internierungslager während der NS-Zeit In den Jahren 1940 bis 1942 beschlagnahmte und enteignete das NS-Regime über 300 katholische Klöster und kirchliche Einrichtungen in Deutschland, wobei die Bewohner*innen vertrieben und der Klosterbetrieb eingestellt wurde. Am 30. April 1941 wurde auch das Endenicher Kloster „Maria Hilf“ im Zuge des „Klostersturms“ von der Bonner Geheimen Staatspolizei der Nationalsozialisten (Gestapo) konfisziert. Die 140 dort lebenden Benediktinerinnen, darunter auch viele ältere und kranke Frauen, mussten ihre Besitztümer in kürzester Zeit packen. Sie wurden in bereitgestellten Fahrzeugen entweder zu Krankenhäusern in der Umgebung oder zu anderen Klöstern in Köln, Kreitz und Kempen gebracht, die sie aufnahmen. Nach der Vertreibung der Benediktinerinnen wandelte die Gestapo, die Geheime Staatspolizei des NS-Regimes, das Kloster in ein Arbeits- und Wohnlager „Kapellenstraße 6“ um. Gerade für die kontemplativ lebenden Ordensgemeinschaften war die Ausweisung ein schockierendes Erlebnis. „So standen wir, die wir bei unserer strengen Klausur 20, 30, ja 40 Jahre die Straße nicht betreten hatten, nun wieder mitten im Getriebe der Welt“, schrieb die Priorin der Endenicher Benediktinerinnen dazu in ihren Erinnerungen (zitiert nach www.rheinische-geschichte.lvr.de).
Von Mitte Juni 1941 an wurden Juden und Jüdinnen aus Bonn und den umliegenden Gebieten gezwungen, sich an einem vorgegebenen Tag in dem Internierungslager der „Kapellenstraße 6“ (heute Nr. 44) einzufinden. Bis Ende Januar 1942 lebten bereits 245 Juden und Jüdinnen in dem überfüllten Lager. Fast ein Jahr lang mussten die internierten Menschen auf engstem Raum zusammenleben. Insgesamt wurden bis zu ihrer Deportation 479 Männer, Frauen und Kinder aus Bonn und Umgebung im Internierungslager der Kapellenstraße 6 untergebracht. Die meisten wurden zu Zwangsarbeit verpflichtet, während diejenigen, die nicht arbeitsfähig waren, Aufgaben im Lager übernahmen. Währenddessen wurden sogenannte Zwangsgemeinschaften gebildet, in denen Juden zunächst noch im Gebiet ihrer Heimatorte zwangsweise zusammenziehen mussten. Das Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939 „entzog jüdischen Mietern und Eigentümern den Mieterschutz und zwang sie, 'auf Verlangen der Gemeindebehörde andere Juden als Mieter oder Untermieter aufzunehmen'. ... Im gesamten Bonner Stadtgebiet entstanden 37 kleinere 'Zwangsgemeinschaften' ...“ (Dentler 2020, S. 188).
Kraus führt dazu an, dass das Lager im Mai 1941 eröffnet wurde und von Gestapo und Ortspolizei betrieben wurde. Es existierte bis zu seiner Auflösung im Juli 1942: „Das Kloster wurde beschlagnahmt. Im Juni 1941 hatten die Benediktinerinnen auf Befehl der Gestapo innerhalb weniger Stunden das Kloster räumen müssen, um Platz für ein Sammellager für Juden aus Bonn und Umgebung zu schaffen, die von hier über Zwischenlager in Köln in Konzentrationslager des Ostens deportiert wurden.“ (zitiert nach Kraus 1999 mit der Angabe von 474 Personen als Insassen). Ferner zur Belegung: „Männer, Frauen und Kinder; mindestens 479 jüdische Personen wurden hier eingeliefert, etwa 300 von ihnen waren weiblich.“ (Kraus 2007) Eine 1981 installierte Gedenktafel mit Inschrift an der Marterkapelle erinnert heute an die Geschehnisse.
Nachkriegszeit bis heute Die Klostergebäude wurden im Laufe des Zweiten Weltkriegs durch Bomben zerstört. Der Wiederaufbau des Schwesternhauses wurde 1954 abgeschlossen und bis 1962 war das gesamte Kloster wiederhergestellt. Von 1952 bis 1984 betrieb das Kloster ein Altenheim, doch ein Mangel an Nachwuchs und die Überalterung des Konvents führten im Jahr 2001 zur Auflösung. Die Gebäude in der heutigen Kapellenstraße 44 dienten seitdem als Zuhause des Erzbischöflichen missionarischen Priesterseminars Redemptoris Mater Köln. Künftig soll ein Teil der früheren Klostergebäude als neuer Standort der Bonner Gedenkstätte und des NS-Dokumentationszentrums dienen, die bisher im früheren Viktoriabadgebäude an der Franziskanerstraße 9 neben dem Stadtmuseum beherbergt sind (gedenkstaette.bonn.de und ga.de, 2024). Der Umzug der Gedenkstätte ist seit 2024 angedacht. Die Pläne haben sich mittlerweile allerdings verzögert, da der Bonner Rat diesem Umzug unter der Voraussetzung zugestimmt hatte, dass Fördermittel von Bund und Land bewilligt werden, was seit Jahresbeginn 2025 aber offenbar unklar ist (ga.de, 2025).
Baudenkmal Das Kloster Maria-Hilf ist zusammen mit dem Kreuzgang, der Klosterkapelle und dem Wohnhaus ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Bonn Nr. A 1240, Eintragungen vom 01.12.1987).
(Lisa Lendermann, Universität Bonn, 2024 / freundliche Unterstützung von Frau Britta Heusel / Ergänzungen durch Digitales Kulturerbe LVR, 2024/25)
Internet www.rheinische-geschichte.lvr.de: Klostersturm im Rheinland 1940–1942 (Text Annette Mertens, Bonn, abgerufen: 06.08.2024) www.deutschlandfunk.de: Raubzüge der Nazis, 75 Jahre nach dem Geheimbefehl zum Klostersturm (abgerufen: 06.08.2024) ga.de: Umzug ins Endenicher Kloster, Stadt legt Plan für Umzug von Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum vor (Autorin Lisa Inhoffen, General-Anzeiger vom 05.06.2024, abgerufen: 06.08.2024) ga.de: Ehemaliges Kloster in Bonn-Endenich - Stadt hat Planung für die Gedenkstätte offensichtlich vorerst auf Eis gelegt (Text Lisa Inhoffen, General Anzeiger vom 28.01.2025, abgerufen 29.01.2025) gedenkstaette.bonn.de: Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum (abgerufen: 06.08.2024) stadtplan.bonn.de: Denkmalauskunft im Stadtplan der Bundesstadt Bonn (abgerufen: 27.05.2024) www.bonn.de: Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (Stand 15.01.2021, PDF, 2.133 KB, abgerufen: 27.05.2024)
Literatur
Dentler, Sandra (2020)
„Volksgemeinschaft“ in Bonn. Die Bonner Gesellschaft und die Judenverfolgung von 1933 bis 1942. Die Bonner Gesellschaft und die Judenverfolgung von 1933 bis 1942 (zugleich Dissertation Ludwig-Maximilians-Universität München 2020). München. Online verfügbar: edoc.ub.uni-muenchen.de, Dentler 2020, abgerufen am 06.08.2024
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (3. völlig neu bearbeitete Auflage). (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 160-161, Stuttgart.
Kraus, Stefan (2007)
Stätten Nationalsozialistischer Zwangsherrschaft. (unter Mitarbeit von Walter Rummel). (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.13.) Bonn.
Kraus, Stefan (1999)
NS-Unrechtsstätten in Nordrhein-Westfalen. Ein Forschungsbeitrag zum System der Gewaltherrschaft 1933-1945, Lager und Deportationsstätten. (Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 4.) S. 114, Essen.
Gestapo-Internierungslager im früheren Kloster Endenich
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