Nachdem Hilden 1861 die Stadtrechte erhalten hatte, wurde ein neuer Verwaltungssitz notwendig. Allerdings konnten sich die Bürger lange Zeit nicht auf einen Standort einigen, woraufhin sich der Streit zwischen den Bewohnenden der Ober- und Unterstadt jahrelang hinzog. Ratssitzungen und Stadtverordnetenversammlungen fanden weiterhin an verschiedenen Orten statt.
Im Jahr 1874 kaufte die Stadt dann das Haus des verstorbenen Kaufmanns Jonathan Schimmelbusch an der Mittelstraße 40. 1878 konnte das umfunktionierte Wohnhaus als Rathaus bezogen werden. Dieses erwies sich allerdings als zu eng, außerdem störte der Lärm der Fuhrwerke auf der inzwischen gepflasterten Mittelstraße. Daher erhielt 1898 der Architekt Walther Furthmann (1873-1945) den Auftrag für einen kompletten Neubau des Rathauses. Das alte Fachwerkhaus wurde verkauft, vom Käufer zerlegt und an der Hochdahler Straße wieder aufgebaut.
Für die Renaissancefassade des neu erbauten Rathauses wurden Weiberner Tuff und Lautertaler Sandstein verwendet. Die Bildhauerarbeiten und Bildschnitzereien an den Türen des Sitzungssaales stammen von dem Bildhauer Ernst Paul Nebel. Hildener Fabrikanten stifteten die drei farbigen Fenster des Sitzungssaals im zweiten Obergeschoss. Sie zeigen Szenen aus Landwirtschaft und Industrie sowie das neue Stadtwappen nach einem Entwurf des Heraldikers Peter Wymar.
Kurioserweise war das fertiggestellte Gebäude ein Schwarzbau: Erst zwei Wochen vor der feierlichen Einweihung am 18. Dezember 1900 fiel dem Landrat Friedrich von Kühlwetter auf, dass weder Bauantrag noch Baugenehmigung vorlagen. Die notwendigen Unterlagen wurden von Bürgermeister Karl Wilhelm Heitland noch vor dem Festakt in aller Stille nachgeliefert.
90 Jahre lang diente das Gebäude als Ratshaus. Um die zahlreichen Hildener Amtsstellen unter ein Dach zu bringen, wurde 1989 ein dahinter liegender Verwaltungsbau errichtet, in dem sich seit 1990 das heutige Rathaus befindet.
Das Alte Rathaus steht hingegen als Bürgerhaus den Bürgerinnen und Bürgern sowie Vereinen und Verbänden zur Verfügung. In der Städtischen Galerie im Erdgeschoß finden regelmäßig wechselnde Kunstausstellungen statt. Im ersten Obergeschoss des Bürgerhauses befinden sich die Büros des Familien- und Bildungswerks „Stellwerk“. Der Alte Ratssaal im zweiten Stock steht für Kulturveranstaltungen, Ehrungen, Empfänge und Trauungen zur Verfügung.
Baudenkmal
Das Alte Rathaus wurde am 24. Juli 1986 mit der Nummer 28 in die Liste der Hildener Baudenkmäler aufgenommen.
(Rainer Hotz, im Auftrag des Kulturamts der Stadt Hilden, 2024)
Internet
www.hilden.de: Bürgerhaus (abgerufen 24.06.2024)
www.hilden.de: Stellwerk Hilden (abgerufen 24.06.2024)
de.wikipedia.org: Bürgerhaus, Altes Rathaus in Hilden (abgerufen 24.06.2024)
de.wikipedia.org: Walter Furthmann (abgerufen 17.07.2024)