Rathaus und Marktplatz Bad Honnef als Ereignisort zu den Separatisten-Auseinandersetzungen 1923

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Bad Honnef
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 38′ 40,98″ N: 7° 13′ 46,12″ O 50,64472°N: 7,22948°O
Koordinate UTM 32.374.820,72 m: 5.611.812,96 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.587.006,33 m: 5.612.845,19 m
  • Marktplatz und altes Rathaus in Bad Honnef (2023)

    Marktplatz und altes Rathaus in Bad Honnef (2023)

    Copyright-Hinweis:
    Elmar Scheuren / CC BY 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Elmar Scheuren
    Medientyp:
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Die Ausrufung einer „Rheinischen Republik“ am 21. Oktober 1923 führte in den folgenden Monaten zu heftigen Aktivitäten und Kämpfen in vielen rheinischen Orten, so auch im Raum Bonn und im Siebengebirge. Einige Orte bewahren markante Relikte oder Erinnerungen an diese Geschehnisse und ihre Nachwirkungen.

Die Ausrufung der Republik in Aachen löste in vielen Städten und Gemeinden separatistische Aktivitäten aus. Sie bestanden hauptsächlich in der Besetzung von Rathäusern und öffentlichen Gebäuden der französisch kontrollierten Besatzungszone.

Honnef, am Donnerstag, 25. Oktober 1923: Viele Bürger rechnen mit einer separatistischen Aktion auch in ihrer Stadt - erst recht nach den Vorkommnissen am Dienstag den 23. Oktober in Bonn und heute in der Nachbarstadt Königswinter. Die Unruhe der Honnefer Bevölkerung äußert sich am Donnerstag und Freitag in Demonstrationen von Arbeitslosen, die nicht zuletzt das Ausbleiben der Erwerbslosenunterstützung befürchten und deshalb die Abwehr der Separatisten vorbereiten wollen. Bei den öffentlichen Versammlungen und Kundgebungen spielen örtliche Anhänger der Kommunistischen Partei eine wichtige Rolle. Tatsächlich bleiben separatistische Aktivitäten in der Stadt zunächst aus, woraufhin der Zorn der aufgewühlten Menge sich nur noch gegen die Stadtverwaltung - wegen deren Weigerung zur Herausgabe von Waffen - und gegen einige mutmaßliche ortsansässige Anhänger der separatistischen Bewegung richtet. Nur mit Mühe, letzten Endes aber mit Erfolg können amtliche Stellen die öffentliche Ordnung aufrechterhalten.

Etwas mehr als zwei Wochen später, ab Montag, dem 12. November 1923, ändert sich das aber grundlegend. Am späten Abend dieses Tages treffen starke Einheiten der „Division Rang“ des „Rheinlandschutzes“, ursprünglich von Koblenz, jetzt aber direkt aus Linz kommend in Honnef ein. Die meisten von ihnen richten sich in den Sälen des örtlichen Kurhauses ein. Noch in der Nacht wird das Rathaus besetzt, nachdem die verschlossene Tür aufgebrochen worden ist. Zu dieser Einheit stoßen in den folgenden Tagen noch weitere hinzu, wodurch die separatistische Besatzung wahrscheinlich deutlich über 1000 Mann umfasst. Ähnlich den Abläufen an den vorhergehenden Tagen in der Region von Linz stehen auch in Honnef sehr bald „Requisitionen“ im Vordergrund des Geschehens und verstärken die ablehnende Haltung der Bevölkerung, während Interventionen der Besatzungskräfte zunächst noch ausbleiben.

Als Demonstration der neuen Machtverhältnisse plant die Honnefer Führungsriege - darunter der militärische Kommandeur Peter Rang und Vertreter der separatistischen Besatzung in Königswinter - eine feierliche Kundgebung mit Flaggenhissung auf dem Marktplatz. Sie wird am Vortag für den Mittwoch, 14. November um 11 Uhr angekündigt. Unter den Augen einer größeren Zahl von Schaulustigen marschieren Einheiten des „Rheinlandschutzes“ auf, und eine Rede preist die vielversprechenden Perspektiven der neuen Republik. Ein Zwischenfall während der Hissung der grün-weiß-roten Fahne sorgt jedoch für ein abruptes Ende der Veranstaltung: Einen laut schallenden Ruf „Ganzes Bataillon kehrt“ verstehen die meisten Kämpfer als Befehl. Dessen Befolgung sorgt für großes Durcheinander, Gelächter bei den Schaulustigen und schließlich derart chaotische Verhältnisse, dass die Zeremonie abgebrochen und der Platz geräumt wird.

Honnef bleibt auch in den folgenden Tagen der zentrale Ausgangspunkt aller separatistischen Aktivitäten, die schließlich zu den Zusammenstößen und wilden Schießereien in den Höhenorten um Aegidienberg führen. Die dortigen Auswüchse und die offenkundigen organisatorischen und kämpferischen Defizite der Separatisten rufen schließlich französische Besatzungskräfte auf den Plan, die ab dem Freitagabend, 16. November 1923 und bis zum folgenden Sonntag für die vollständige Entwaffnung sowie Weitertransport oder Auflösung der Einheiten des Rheinlandschutzes sorgen. Für Honnef endet damit jegliche separatistische Präsenz.

(Elmar Scheuren, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2023)

Literatur

Scheuren, Elmar (2017)
Besatzung, Not und "Separatisten" - Aufruhr in Aegidienberg.. In: Bürgerverein Aegidienberg e.V. (Hg.): Aegidienberg - Unsere Heimat im Naturpark Siebengebirge, S. 210-220. Aegidienberg.
Scheuren, Elmar (2012)
Separatisten im Rheinland - Aufmarsch in Honnef. In: Heimat- und Geschichtsverein Herrschaft Löwenburg e.V. Bad Honnef (Hg.): 150 Jahre Stadt Bad Honnef - Zwischen Rheinstrom und Burgen, S. 190-197. Niederhofen.

Rathaus und Marktplatz Bad Honnef als Ereignisort zu den Separatisten-Auseinandersetzungen 1923

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Ort
Bad Honnef / NRW
Fachsicht(en)
Landeskunde
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i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1923, Ende 1923

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„Rathaus und Marktplatz Bad Honnef als Ereignisort zu den Separatisten-Auseinandersetzungen 1923”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345682 (Abgerufen: 27. April 2024)
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