Rathaus und Marktplatz Königswinter als Ereignisort zum Separatisten-Putsch 1923

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Königswinter
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 40′ 26,09″ N: 7° 11′ 34,32″ O 50,67391°N: 7,19287°O
Koordinate UTM 32.372.311,48 m: 5.615.121,81 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.584.364,39 m: 5.616.050,65 m
  • Marktplatz und Rathaus Königswinter (2023)

    Marktplatz und Rathaus Königswinter (2023)

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  • Separatisten auf dem Königswinterer Marktplatz (Aufnahme um Ende Oktober 1923)

    Separatisten auf dem Königswinterer Marktplatz (Aufnahme um Ende Oktober 1923)

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  • Straßensperre der Separatisten in Königswinter, Hauptstraße nördlich der Altstadt; im Hintergrund französische Soldaten (Aufnahme ca. Oktober/November 1923)

    Straßensperre der Separatisten in Königswinter, Hauptstraße nördlich der Altstadt; im Hintergrund französische Soldaten (Aufnahme ca. Oktober/November 1923)

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Die Ausrufung einer „Rheinischen Republik“ am 21. Oktober 1923 führte in den folgenden Monaten zu heftigen Aktivitäten und Kämpfen in vielen rheinischen Orten, so auch im Raum Bonn und im Siebengebirge. Einige Orte bewahren markante Relikte oder Erinnerungen an diese Geschehnisse und ihre Nachwirkungen.

Am Donnerstag, 25.10.1923 erreicht der rheinische Putschversuch Königswinter: In der Mittagszeit zieht ein Trupp von etwa 30 Separatisten - überwiegend Auswärtige, dazwischen aber auch einzelne Einheimische - zunächst durch die Stadt. Auf dem Weg zum Rathaus kommt es bereits zu Zusammenstößen mit Gegnern, bei denen von Seiten der Separatisten Schüsse fallen. Mindestens drei Personen werden verletzt. Schon um 13 Uhr sorgt französisches Militär für Ruhe und erlaubt es den Separatisten, sich im Rathaus einzurichten. Als weiteres öffentliches Gebäude wird das Postamt an der nördlichen Hauptstraße besetzt. Die folgenden Tage sind geprägt von umfangreichen „Requisitionen“, von denen hauptsächlich Hotels, aber auch Privatpersonen betroffen sind.

Während die Stadtverwaltung notdürftig in anderen Räumen - darunter vor allem das örtliche Krankenhaus - untergebracht wird und dort weiterarbeitet, bleibt die Lage in der Stadt sehr angespannt. Gegner der Separatisten, darunter sowohl Königswinterer Jugendliche als später auch Bonner Studierende, demonstrieren ihre Ablehnung. Ein Polizeibericht spricht von „einer erregten Volksmenge“, die vier ortsansässige mutmaßliche Sympathisanten der Separatisten „in ihren Wohnungen aufgesucht, verprügelt und in das Polizeigefängnis eingeliefert“ habe. (Bericht vom 17.12.1923, nach Prost 1927; vom 10.6.1927, Stadtarchiv Königswinter StAKW Nr. 2429).

Die Besatzungsbehörden sind bemüht, durch militärische Präsenz und Maßnahmen wie nächtliche Ausgangsverbote die Ordnung aufrecht zu erhalten. Dennoch kommt es in den folgenden Wochen wiederholt zu Schlägereien, bei denen mehrere Personen verletzt werden. Repressalien seitens der Separatisten richten sich nicht nur gegen Personen, die sich als ihre Gegner zu erkennen geben, sondern erweisen sich auch als Versuche, die von ihnen beanspruchte Autorität im öffentlichen Leben durchzusetzen. So verbietet der örtliche Anführer Martin Klintz am 28.10.1923 im Namen der Rheinischen Regierung das Erscheinen der örtlichen Zeitung „Echo des Siebengebirges“. Das Verbot bleibt allerdings nur von kurzer Dauer, denn am 8.11.1923 wird die Maßnahme durch den französischen Ortskommandanten wieder aufgehoben.

Nach erneuten Prügeleien am 16.12.1923, in deren Verlauf sogar ein französischer Soldat verletzt wird, verfügt der Ortskommandant die teilweise Räumung des Rathauses und deren Rückgabe an die Stadtverwaltung. Trotz dieser offenen Distanzierung kann die Ortsgruppe unter dem französischen Schutz weiterbestehen.

Erst am 16. Januar 1924 und somit lange nach Auflösung der Koblenzer Vorläufigen Regierung wird die separatistische Präsenz in Königswinter beendet.

(Elmar Scheuren, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2023)

Literatur

Prost, Peter (1927)
Denkschrift "Reichsdank für Aegidienberg" - Die Separatistenherrschaft am Rhein und die Befreiung des Rheins durch die Abwehrkämpfe der Aegidienberger im Siebengebirge. herausgegeben im Auftrage des Herrn Landrats Dr. Wessel von Hauptlehrer Prost. Aegidienberg.
Scheuren, Elmar; Trapp, Christoph (1993)
Separatisten im Siebengebirge - Die "Rheinische Republik" des Jahres 1923 und die "Schlacht" bei Aegidienberg. zur gleichnamigen Ausstellung des Siebengebirgsmuseums, 16.11.1993 - 20.2.1994. Königswinter.

Rathaus und Marktplatz Königswinter als Ereignisort zum Separatisten-Putsch 1923

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Königswinter
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Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1923, Ende 1923

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Elmar Scheuren (2023): „Rathaus und Marktplatz Königswinter als Ereignisort zum Separatisten-Putsch 1923”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345684 (Abgerufen: 18. September 2024)
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