Dienstsitz der ehemaligen Ständigen Vertretung der DDR in Bonn

StäV der Deutschen Demokratischen Republik

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Raumplanung, Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 41′ 32,77″ N: 7° 08′ 50,54″ O 50,69244°N: 7,14737°O
Koordinate UTM 32.369.148,73 m: 5.617.260,79 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.581.116,69 m: 5.618.060,31 m
  • Dienstsitz der ehemaligen Ständigen Vertretung der DDR (2006)

    Dienstsitz der ehemaligen Ständigen Vertretung der DDR (2006)

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  • Dienstsitz der ehemaligen Ständigen Vertretung der DDR (1974)

    Dienstsitz der ehemaligen Ständigen Vertretung der DDR (1974)

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Im Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, der am 21. Dezember 1972 von den beiden Regierungen unterzeichnet wurde, war die Einrichtung sogenannter Ständiger Vertretungen (StäV) jeweils in Bonn und in Ost-Berlin vereinbart. Diese sollten – im Grunde wie Botschaften – dazu dienen, die DDR bzw. die BRD im jeweils anderen deutschen Staat zu vertreten, einen Informationsaustausch zu delegieren und die Beziehung zueinander zu pflegen. Beide StäV nahmen am 2. Mai 1974 ihren Betrieb auf und hatten bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 Bestand.

In Bonn nutzte die „Ständige Vertretung der Deutschen Demokratischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland“ (StäV der DDR) das Gebäude Godesberger Allee 18, das 1973 von der lokalen Wohnungsbaugesellschaft erbaut und kurz vor Inbetriebnahme der StäVs fertiggestellt wurde. Zunächst handelte es sich um einen dreigeschossigen Stahlbetonbau mit Metallverkleidungen. Doch um die rund 90 Mitarbeiter unterzubringen, musste das Gebäude bereits kurz nach seiner Fertigstellung durch ein (auf jeder Seite um eine Achse reduziertes) weiteres Stockwerk und einen rückwärtig liegenden eingeschossigen Anbau erweitert werden. Es beinhaltete eine Großküche und einen Medizinraum. Für die Angestellten mietete man einen Wohnblock im Bonner Ortsteil Auerberg an, während für die höheren Mitarbeiter ein Wohn- und ein Gästehaus in der parallelen Teutonenstraße errichtet wurde. Der Leiter der StäV der DDR mit dem Titel eines Staatssekretärs kam hingegen in einer im Jahre 2000 abgerissenen Villa aus den 1960er Jahren auf der Rheinstraße 232 in Bornheim-Hersel unter. Diese Position hatten Dr. Michael Kohl (1974-1978), Ewald Moldt (1978-1988) und Horst Neubauer (1988-1990) inne.

Die StäV der DDR nicht als Botschaft zu bezeichnen und sie nicht beim Außenministerium, sondern beim Bundeskanzleramt anzusiedeln, ist indes durchaus als politisches Zeichen, das die BRD zu setzten vermochte, zu deuten: Es sollte betont werden, dass sie die DDR völkerrechtlich nicht als Ausland anerkennt. So hatte Honecker Zeit seines Amtes mehrfach versucht, die StäV DDR auf den Status einer Botschaft zu heben, um die Zweistaatlichkeit geltend zu machen, scheiterte allerdings wiederholt an den Ablehnungen von Seiten der BRD. Die StäV der DDR in Bonn unterhielt eine politische und eine Konsular-Abteilung (Rechtshilfe) sowie Abteilungen für Presse, Kultur, Handel, Wissenschaft und Verkehr. Um in Ostberlin über aktuelle Entwicklungen in diesen Bereichen Bericht zu erstatten, war ein 30 Quadratmeter großer Hauptverwaltungsraum mit 35 Tonbandgeräten, 32 Empfängern und diverser operativer Technik ausgestattet.

Doch da es sich um eine staatliche Einrichtung der DDR handelte, liegt auf der Hand, dass nicht nur offizielle Gespräche zwischen Abgeordneten, Ministern oder Konzernchefs unter beidseitiger Einwilligung aufzeichnetet wurden. Alle Räume, einschließlich der Mitarbeiterwohnungen und des Gästehauses, waren verwanzt. Vor diesem Hintergrund erklärt sich unterdessen die Einrichtung der Mitarbeiterwohnungen, so sollten die Angestellten möglichst unter sich bleiben. Auch ihre Kinder gingen in einen hauseigenen Kindergarten und wurden zurück in die DDR geschickt, sobald sie schulpflichtig wurden. Im Jahre 1988 wurde geplant, das Gelände um das Gebäude mit einem 1,40 Meter hohen Metallgitterzaun einzufrieden. Es überrascht daher nicht, dass später einige ehemalige Mitarbeiter angaben, dass die StäV der DDR bis zur Wende mehr oder weniger als Spionagezentrale fungierte. Sie war sogar in ungeklärte Todesfälle und Entführungen DDR-Geflüchteter verstrickt.

Nach der Auflösung der StäV im Zuge der Wiedervereinigung wurden die Einrichtungsgegenstände der StäV der DDR in Bonn auf einer Auktion in Köln versteigert. Es folgten einige umfassende Renovierungen, bevor die Räumlichkeiten umfunktioniert wurden. So dienten die unteren Etagen ab Juni 1991 als Landesvertretung von Sachsen und ab Oktober desselben Jahres die oberen Etagen als Landesvertretung von Mecklenburg-Vorpommern. An eine Nutzung als Sitz der Landesvertretung dieser beiden Bundesländer, die bis 1999 bestand, erinnern noch heute zwei symbolische Objekte vor dem Gebäude: die 1995 von Pirna, den Sächsischen Sandsteinwerken, gestiftete Nachbildung eines kursächsischen Meilensteins (Obelisk mit der Entfernung von Bonn bis Mecklenburg-Vorpommern in Stunden) sowie Boje und Anker. Zwischen 2001 und 2021 war im Hauptgebäude die Deutsche Gesellschaft für Ernährung untergebracht, während man das ehemalige Gästehaus 2012 umbaute, sanierte und wieder zu einem Wohngebäude machte. Es wurde zu einem Teil der Klimaschutzsiedlung an der Teutonenstraße, einem Bauensemble von 26 Wohnungen, die allesamt nach dem Passivhausstandard (unter anderem umfasst dieser Fassaden mit solarthermischen Röhrenkollektoren für Warmwasser und Heizwärme, eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Frischwasserstationen und eine zentrale Gasabsorptionswärmepumpe) realisiert worden sind.

Aktuell steht das Gebäude in der Godesberger Allee 18 leer. Es ist allerdings als einer von 40 „historischen Orten“ auf dem sogenannten Weg der Demokratie, einem beschilderten Rundgang mit 18 Stationen im ehemaligen Regierungsviertel in Bonn, ausgewiesen.

(Sarina Eßling, Rheinischer Verein für Denkmalschutz und Landschaftspflege e.V., 2023)

Internet
ga.de: DDR-Gästehaus Plittersdorf. An der Teutonenstraße entsteht eine Klimaschutzsiedlung (abgerufen 12.07.2023)
ga.de: Ständige Vertretung der DDR in Bonn. Das Herzstück der Spionage. (abgerufen 12.07.2023)
www.wegderdemokratie.de: Interaktive Karte (Punkt 48) (abgerufen 12.07.2023)
www.mdr.de: Die „Ständige Vertretung“ der DDR in Bonn. Außendienst in Sachen Sozialismus. (abgerufen 12.07.2023)
www.bundesarchiv.de: Virtuelle Ausstellung: Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der Deutschen Demokratischen Republik in Ostberlin (abgerufen 12.07.2023)
www.deutschlandfunkkultur.de: Die DDR in Bonn (abgerufen 12.07.2023)
www.staev.de: Historie: Exkurs: Die Ständige Vertretung (abgerufen 12.07.2023)

Dienstsitz der ehemaligen Ständigen Vertretung der DDR in Bonn

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Godesberger Allee 18
Ort
53175 Bonn - Bad Godesberg-Hochkreuz
Fachsicht(en)
Landeskunde, Raumplanung, Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1973 bis 1974

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Sarina Eßling (2023): „Dienstsitz der ehemaligen Ständigen Vertretung der DDR in Bonn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345541 (Abgerufen: 8. Oktober 2024)
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