Der 5,85 Hektar (58.500 Quadratmeter) große Friedhof Beuel Platanenweg entstand 1907 auf einer ehemaligen Kiesgrube am Stadtrand von Bonn. Er diente als Erweiterung des Friedhofes an der Combahnstraße. Ebenso wie bei weiteren Friedhöfen, die unter Preußischer Feder angelegt wurden, sollten Leben und Tod durch den abseits gewählten Standort voneinander getrennt werden. In Folge des Städtewachstums und zunehmender Bebauung liegt der Friedhof heute inmitten des Stadttgebietes.
Auf der etwa 5,85 Hektar großen Fläche befindet sich unter anderem ein transloziertes Kriegerehrenmal des Professors Karl Menser (1872-1929) aus dem Jahr 1926. Es wurde 1960 aus dem Rathausgarten an seinen heutigen Standpunkt versetzt. Ein weiteres Merkmal sind zudem die auffallenden und zahlreichen Grabstätten von Sinti- und Roma-Familien im südöstlichen Teil des Friedhofes (vgl. den hier untergeordneten Eintrag). An vielen dieser Gräber finden sich in die Grabgestaltung integrierte Bänke und Tische. An Feiertagen oder Geburtstagen wird das Grab traditionell mit der ganzen Familie besucht um zu zelebrieren, dass die Verstorbenen weiterhin Teil des Lebens sind. Sie weisen eindeutig auf eine andere Bestattungskultur hin. Beerdigungen finden hier seit Ende der 1960er Jahre statt. Die Gräber sind aufwendig gestaltet, was sowohl die Architektur als auch die Bildwerke angeht. Besonders hervorzuheben ist das Grabmal des Sinti- und Roma-Königs Ferko Czori. Seine Grabstätte aus indischem Granit spiegelt die gesellschaftliche Stellung des Königs wider. Eine Krone ruht auf einem Podest unter einem Dachaufbau. An der Seite steht ein Heiligenhäuschen mit einer Madonna. Davor befindet sich eine Andachtsbank mit einem Tisch und einem Sitzplatz, auch für den Toten. Es heißt, die Seele kommt nachts aus dem Grab. Dafür stellen die Angehörigen dann etwas zu essen hin. Es gibt außerdem eine mannsgroße Skulptur des Verstorbenen. Die Grabstätte ist mit Pflanzen begrünt, die Ferko Czori in seinem Leben besonders gern gehabt hat.
Naturkundliches Der Friedhof Beuel ist der größte rechtsrheinische Friedhof mit teilweise älterem Baumbestand. Die hohen Bäume lockern die Grabfelder auf und verleihen dem Areal einen waldartigen Charakter. Der Friedhof ist zweigeteilt durch eine Zufahrtsstraße. Der westliche, größere Teil zeigt strukturelle Unterschiede: Im Zentrum des Westteils ist der Baumbestand dichter. Hier wachsen mächtige Mammutbäume, Atlas-Zedern, größere Robinien, Schwarz-Kiefern sowie einzelne Linden und Buchen. Im östlichen Teil befinden sich einige Baumreihen, die aber weniger inselhaft wachsen. Konzentriert kommen einige Specht- und Faulhöhlen vor (vor allem in Linde, Robinie). 64 Wildkräuterarten konnten nachgewiesen werden. Besonders farbenfroh zeigt sich der Friedhof Beuel im Frühjahr. Hier blühen Knoblauchsrauke, Scharbockskraut (Ficaria verna), Gewoehnliches Schneegloeckchen (Galanthus nivalis), Wohlriechendes Veilchen (Viola odorata), Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris) oder Armenische Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum). Bei einer avifaunistischen Erfassung im Jahre 2022 im Rahmen des LVR-Projekts „Lebensstätte Friedhöfe“ konnten 22 Brutvogelarten nachgewiesen werden. Im Vergleich zu den anderen rechtsrheinischen Friedhöfen ist der Anteil der höhlenbewohnenden Arten (Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Bunt und Grünspecht) hoch. Die meisten Vogelarten sind jedoch ebenfalls in den Baumkronen bzw. Gebüschen anzutreffen. Bemerkenswert sind die Bruten des Stars. Dieser kommt jedoch ausschließlich außerhalb in der äußerst höhlenreichen Platanenallee vor (2022 mindestens 5 Brutpaare). Die Art nutzt den Friedhof als Nahrungsraum. Eine Besonderheit stellt die Anwesenheit zweier im Bonner Stadtgebiet hochgradig gefährdeter Amphibienarten dar. Angrenzend an den Friedhof befindet sich eine Ausgleichsfläche mit Amphibiengewässern. Hier kommen Wechsel- und Kreuzkröte vor, die den Friedhof als Überwinterungsquartier bzw. Sommerlebensraum nutzen. Daneben kommt auch der Teichmolch vor.
Baudenkmal, Hinweis Das Krieger-Ehrenmal steht unter der laufenden Nr. A 3472 unter Denkmalschutz, der Beueler Friedhof selbst hingegen nicht. Der „Friedhof Platanenweg“ in Bonn-Beuel ist Element des bedeutsamen Kulturlandschaftsbereiches Bonn (Regionalplan Köln 429).
(Antonia Ahrens, LVR-Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege, 2023, Monika Hachtel und Peter Tröltzsch, Biologische Station Bonn / Rhein-Erft; Claudia Feldhaus, Bundesstadt Bonn, 2023)
Internet www.bonn.de: Friedhof Beuel Platanenweg (abgerufen 21.04.2023)
Literatur
Feldhaus, Claudia (2015)
Schweigende Oasen. Friedhöfe und Gedenkstätten in Bonn. Bonn. Online verfügbar: www.bonn.de, abgerufen am 07.11.2024
Löki, Viktor; Balázs, Deák; Balázs Lukács, András; Molnár, Attila (2019)
Biodiversity potential of burial places – a review on the flora and fauna of cemeteries and churchyards. In: Global Ecology and Conservation, Vol. 18, o. O. Online verfügbar: doi.org, abgerufen am 18.11.2024
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