Entstehung von Maximiliansbahn und Königsbahnhof
Da das damals neue Verkehrsmittel Eisenbahn immer stärker an Bedeutung gewann und sich damit häuftig ein wirtschaftlicher Aufschwung verband, wünschten sich immer mehr Regionen einen Eisenbahnanschluss. So gründeten im Jahr 1850 Neustadt, Edenkoben und Landau eine Gesellschaft, die sich für den Bau einer Eisenbahnlinie von Neustadt nach Weißenburg (Wissembourg/Alsace) im Elsaß einsetzte. Bereits Ende der 1840er Jahre war die Pfälzische Ludwigsbahn entstanden. Nun wollte auch die Südpfalz an das Eisenbahnnetz angeschlossen werden und teilte diesen Wunsch auch dem bayerischen König mit. Denn seit 1816 gehörte die Pfalz zum Königreich Bayern.
Der Beschluss zum Bau der nach dem bayerischen König Maximilian II. benannten Bahn fiel 1852. Doch die Edenkobener waren enttäuscht und beschwerten sich, als der Streckenverlauf veröffentlicht wurde. Denn sie sollten keinen Bahnhof erhalten. Edenkobens Bürgermeister Heinrich Völcker hatte noch ein Ass im Ärmel, das Schloss Villa Ludwigshöhe. Seiner Meinung nach konnte nur ein prächtiger Bahnhof einen standesgemäßen Empfang des Königs ermöglichen (vgl. Hartkopf/Knecht 2019, S. 412). 1852 lenkte die bayerische Regierung ein und beschloss den Bau eines Bahnhofs für Edenkoben.
Im Jahr 1855 war die Maximiliansbahn zwischen Neustadt und Landau fertiggestellt. Am 28. November 1855 wurde der neue Königsbahnhof Edenkoben eingeweiht
Baubeschreibung Königsbahnhof
Der Bahnhof Edenkoben wurde im klassizistischen Stil errichtet. Er war das teuerste und prächtigste Gebäude an der Strecke. Zwei dreistöckige Gebäude mit Satteldach umrahmten den Zwischenbau, den eine Reihe Rundbogenpfeiler zierten. Der Bahnhof besaß einen königlichen Empfangssaal. Die Edenkobener Möbelfabrik Christian Niederhöfer sorgte für eine noble Innenausstattung.
Königlicher Besuch
Achtmal war König Ludwig I. auf seiner Ludwigshöhe zu Gast. Dazu reiste er mit dem königlichen Hofzug an. Seine Besuche waren jedes Mal ein riesiger Festakt, bei dem lokale Prominenz, Vereine und Gesellschaften sowie hunderte Schaulustige kamen, um ihrem König zuzujubeln. Ebenfalls am Bahnhof wurden weitere Herrscher wie Prinzregent Luitpold im Jahr 1888 und 1894 oder Prinz Ruprecht 1910 zur Einweihung des König Ludwig Denkmals. Der letzte Besuch monarchischer Herrscher fand 1917 während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) statt. Damals kamen König Ludwig III. und Kaiser Wilhelm II. sowie Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und General Erich Ludendorff kamen zur Lagebesprechung nach Edenkoben.
Viel los am Bahnhof in Edenkoben war auch zur Einweihung des Friedensdenkmals Edenkoben 1899. Damals reisten Zehntausende Besucherinnen und Besucher zur Feierstunde an.
Güterbahnhof
Bis in die 1960er Jahre wurde auch die benachbarte Güterabfertigung rege genutzt. Vor allem Wein wurde über die Bahn transportiert. Neben dem Bahnhofspersonal kümmerten sich zahlreiche Mitarbeiter in Edenkoben auch um die Bereiche Fahrdienst, Signalwerk, Weichen und Bahnschranken.
Zerstörung
Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) schlug die dunkelste Stunde des Edenkobener Bahnhofs. Kurz vor Kriegsende 1945 stellte die Wehrmacht dort einen mit Mienenwerfer-Munition beladenen Güterzug ab, der zum Ziel eines alliierten Luftangriffs wurde. Am 5. Januar 1945 explodierte der Zug und zerstörte den Bahnhof und Wohnhäuser in der Nähe. Die Frau eines Bahnhofsmitarbeiters und ihr Kind starben bei dem Angriff. Der Bahnhof war nur noch ein Haufen Trümmer.
Neubau in den 1950ern
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ein Notbahnhof errichtet. Erst 1956 konnte sich die Stadt einen neuen Bahnhof leisten und am 11. Oktober 1956 in Betrieb nehmen. Noch heute zeugt das einstöckige und funktionale Flachdachgebäude vom Charme der 1950er Jahre. Der neue Bahnhof war viel schlichter und einfacher gehalten als sein Vorgänger, der Königsbahnhof. Viel Licht und Glas prägen den Baustil.
Aber auch der neue Bahnhof empfing spektakulräe Gäste. Den neuen Stil des Gebäudes betrachteteten sich 1958 600 Mitarbeiter der Verwaltung Deutschen Bundesbahn in Frankfurt, die mit der damals neuen Diesellok V 200 anreisten. Bereits ein Jahr zuvor wurde im Güterbereich eine Fahrbare Rübenentladungsanlage für Zuckerrüben eingesetzt. 1958 gastierte der Zirkus Hagenbeck mit seinem Zug in Edenkoben. (vgl. Hartkopf/Knecht 2019, S. 416). Auch heute ist der Bahnhof der Deutschen Bahn AG in Edenkoben in Betrieb. Er wurde 2003 renoviert.
(Christine Brehm, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2023, mit Unterstützung des Heimatbunds Edenkoben)