Das Verwaltungsgebäude
An der Aachener Straße 541 ist das zweigeschossige Verwaltungsgebäude der Steinzeugröhrenfabrik Hensmann erhalten. Es wurde möglicherweise 1928 errichtet (Stelkens 2011, S. 417); in einem im selben Jahr erschienen Aufsatz gibt Stelkens das Jahr 1934 und als Architekten den Königsdorfer Johann Hubert Josef Vogel an (Stelkens 2011a, S. 1). Heute beherbergt es ein China-Restaurant.
Am Verwaltungsgebäude vorbei führt die Straße zur ehemaligen Werkszufahrt. Diese ist anhand des erhaltenen Bürgersteigverlaufes und des Kopfsteinpflasters noch ablesbar.
Das Keramikrelief „Rossebändiger“
An der Ostseite des Verwaltungsgebäudes wurde - vermutlich im Zuge seiner Errichtung - im Bereich des ersten Obergeschosses ein Steinzeugrelief angebracht und so ausgerichtet, dass es von der Aachener Straße aus sichtbar war. Der Verdacht liegt nahe, dass es neben der schmückenden auch eine Werbeträger-Funktion für das Steinzeugwerk Hensmann erfüllen sollte (Fußbroich 2010, S. 228). Heute wird das Relief von einem nachträglich angebrachten Balkon verdeckt.
Das ca. 80 x 80 cm große Relief zeigt ein steigendes Pferd, welches von einem nackten Mann am Zügel gehalten wird. Das sogenannte „Rossebändiger-Motiv“ ist ein Urmotiv der Kunst: „Das Relief zeigt die Gegensätzlichkeit von Natur und Kultur. Der sich ungebärdig aufbäumende und vor urtümlicher, vibrierender Kraft strotzende Hengst vertritt die Gewalt der Natur. Auch der Mensch ist Teil der Natur, darauf verweist seine ausgeprägte Muskulatur. Doch bleibt der Mensch gelassen. Diese Gelassenheit verdankt er seinem Verstand, durch den er seine Kraft kontrolliert führen kann. Damit ist die Aussage des Bildes erfasst: Mittels der dem Verstand unterworfenen Kraft vermag der Mensch die Natur zu überwinden und in Kultur überzuleiten“ (Fußbroich 2015, S. 1). Das Kunstwerk ist unsigniert; jedoch ist der Firmenstempel der Firma Hensmann aufgebracht. Dies legt das Werk Hensmann als Herstellungsort nahe (Fußbroich 2010, S. 234). Die Zuordnung zur Köln-Frechener Keramik um Toni Ooms bzw. zu einem bestimmten Künstler oder Künstlerin ist mangels Hinweisen nicht eindeutig möglich. Fußbroich vermutet Willy Meller (1887-1974) als Künstler (Fußbroich 2010, S. 233), der jedoch um 1928 nicht mehr in Frechen gearbeitet hat. Hingegen könnte es sich auch um eine Arbeit des sogenannten Köln-Frechener Braunbrands handeln. Im Rahmen der nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung wurde ab 1934 das Unternehmen „Aufbaugemeinschaft Braunbrand Köln“ zur Unterstützung kriegsgeschädigter Menschen gegründet. Unter der künstlerischen Leitung von Toni Stockheim stellten umgeschulte Kriegsgeschädigte und Frontsoldaten braune salzglasierte Steinzeugkeramik in Anlehnung an das ruhmreiche Töpferhandwerk und die daran anschließende Köln-Frechener Keramik bzw. Ooms'sche Keramik (1919-1934) her (Heeg 2003, S 50f).
Die ehemalige westliche Werkszufahrt unterhalb des Verwaltungsgebäudes ist anhand des erhaltenen Bürgersteigverlaufes und des Kopfsteinpflasters noch ablesbar.
(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2023)
Quellen
- Fußbroich, Helmut (2015): Der Königsdorfer Rossebändiger. In: Königsdörfchen. Informationsblatt der Dorfgemeinschaft St. Magdalena 1948 Kleinkönigsdorf e. V., Ausgabe 40, Oktober 2015. (online hier abrufbar; abgerufen am 15.12.2023).
- Stelkens, Paul (2011a): Thon- und Steinzeugröhrenfabrik Franz Hensmann. In: Königsdörfchen, Informationsblatt der Dorfgemeinschaft St. Magdalena 1948 Kleinkönigsdorf e. V., Ausgabe 32, Oktober 2011. (online hier abrufbar; abgerufen am 24.01.2023).