Der Weiler Simonskall geht auf die Gründung einer Seifen- und Glasfabrikation im Tal der Kall im Jahre 1608 zurück, die ab 1812 zu einem Eisenhammer umgebaut wurde.
Geschichte Im Jahre 1608 erhielten die Schweizer Kaufleute und Brüder Tobias und Bartholomäus Schobinger die Konzession für die Errichtung und den Betrieb einer Seifensiederei und Glashütte „op der callen“. Als Fabrikationsstandort bot sich das Tal der Kall im Bereich eines alten Verkehrsknotenpunktes der Wege Vossenack - Rollesbroich - Simmerath sowie Lammersdorf - Zerkall an. Weitere Standortfaktoren waren die Verfügbarkeit von Holz und Wasser in der direkten Umgebung (Gemeinde Hürtgenwald). Bereits vier Jahre nach seiner Gründung wurde die offensichtlich erfolglose Produktionsstätte an den Hüttenmeister Simon Kremer aus Zweifall verkauft, der sie bis 1618 zu einer Eisenhütte mit Hammerwerk, Hochofen und Schmiede umbaute.
Beschreibung Zeitgleich mit der Errichtung ihrer Fabrikationstätte für Seife und Glas ließen die Gebrüder Schobinger 1608 in der Nähe einen wehrhaften, zweigeschossigen Wohnturm mit Schießscharten aus Bruchstein errichten. Nach der Übernahme des Betriebes entwickelte sich unter Simon Kremer bis Mitte des 17. Jahrhunderts östlich des Wohnturmes eine Siedlung entlang der Straße. So baute die Familie Kremer in den Folgejahren die Kremermühle (1622-1643), den Kremer-Hof bzw. die sogenannte „Burg“ (1643), das „Junkerhaus“ (1651) neben dem Wohnturm (von 1608) sowie das Wohnhaus Simonskall Nr. 10/12 (1666). Die bis heute ortsbildprägenden, repräsentativen aber auch wehrhaften Wohngebäude aus lokalem Bruchstein im Erdgeschoss und teilweise Fachwerk im Obergeschoss lassen auf eine erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung schließen.
1741 ging das Hammerwerk an die Unternehmerfamilie Hoesch über, deren spätere Expansion im Ruhrgebiet auf mehreren eisenverarbeitenden Betriebe in der Eifel, in Düren und Eschweiler gründete. Der Simonshammer wurde zu Beginn des 19. Jh. zunehmend unrentabler und 1816 stillgelegt.
Zwischen 1919 und 1921 lebte und wirkte eine Gruppe junger Kölner Künstlerinnen und Künstler der konstruktivistischen Stilrichtung in Simonskall: die Kalltalgemeinschaft, später die „Kölner Progressiven“.
Wegen seiner Abgeschiedenheit war Simonskall lange Zeit ein wenig besuchter Ort. Mit der Etablierung von Wandervereinen und der Ansiedlung von Gastronomiebetrieben entwickelte sich Simonskall in den letzten 100 Jahren zu einem Fremdenverkehrs-Standort. Heute stellt der Tourismus eine wesentliche wirtschaftliche Grundlage für den Ort dar.
Östlich des historischen Ortskerns ist das anschließende ehemalige Ackerland als Grünfläche erhalten geblieben. Entlang des Kallweges wurden Obstbäume historischer Sorten gepflanzt.
Kulturhistorische Bedeutung Simonskall ist ein repräsentatives Beispiel dafür, dass die Eifel bereits lange vor dem Ruhrgebiet über Jahrhunderte eine Eisenproduktionsstätte von europäischer Bedeutung war.
Zwar ist die Eisenhütte des Simon Kremer seit 1816 stillgelegt und Simonskall über die Grenzen des historischen Ortskernes in östliche Richtung gewachsen. Jedoch sind bis heute Spuren des Wirkens der Unternehmerfamilie Kremer im Ort sowie in der unmittelbaren Talumgebung nachvollziehbar. Gleiches gilt für die räumlich-funktionalen Zusammenhänge und Verflechtungen des frühneuzeitlichen Gewerbestandortes des frühen 17. Jahrhunderts mit seiner Umgebung: Grundlage für eine Ansiedlung waren die Verfügbarkeit von Wasserkraft durch den Fluss Kall, Holz für die Holzkohlenproduktion an Meilerplätzen aus den umliegenden Buchenwäldern, Erzlagerstätten in der näheren Umgebung sowie die entsprechenden Transportwege. Der als „Alter Steinweg“ bezeichnete Hohlweg ist noch heute erhalten: Über diesen wurden die Erze von ihren Gewinnungsstellen aus zur Eisenhütte hin- und das gewonnene Eisen abtransportiert.
Die sehr hohe kulturhistorische Bedeutung setzt sich somit zusammen aus der bis heute ablesbaren historischen Tiefe, dem aufgrund des einheitlichen Baumaterials Bruchstein klar identifizierbaren historischen Ortskerns sowie aus dem Zeugniswert für einen frühneuzeitlichen Gewerbestandort mit nachvollziehbaren räumlichen und funktionalen Verflechtungen in die unmittelbare Ortsumgebung.
Hinweis Das Objekt „Historischer Ortskern Simonskall“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Simonskall (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 173).
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