Der Fischweiberbrunnen des Steinmetzen Rainer Walk steht prominent auf dem Kölner Fischmarkt am Rheinufer der Altstadt. Der aus Basaltlava gefertigte Brunnen wurde 1986 aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Kreishandwerkerschaft errichtet.
Das Brunnenbecken greift mit seiner Vierpaßform die Architektur der nahegelegenen romanischen Kirche Groß St. Martin und deren Drei-Konchen-Chor auf. In der Mitte des Wasserbeckens erhebt sich eine Säule, die auf Höhe der Wasseroberfläche von einem Ring aus Fischen, einer Schnecke, einem Papierschiffchen und einer Meerjungfrau geschmückt wird. Es folgt ein vierteiliger Auslauf, aus dem im Sommer Wasser in das Becken fließt. Bekrönt wird die Säule von einer Skulptur, die vier mittelalterliche Marktfrauen - so genannte Fischweiber - zeigt. Dabei ist jede der Frauen in unterschiedlicher Manier dargestellt: Eine stützt sich erschöpft auf einem vor ihr stehenden Fass ab (Ostseite), eine blickt träumerisch in die Ferne (Nordseite), eine Andere hat zwei Fische an der Schwanzflosse gepackt (Westseite) und die Letzte hebt ihre Hände marktschreierisch zum Mund (Südseite).
Der Kölner „Feschmaat“ (Fischmarkt) und das städtische „Vischkouffhuis“ (heute Stapelhaus) entwickelten sich im Mittelalter zu einem Umschlagplatz für Fisch und zu einem regelrechten Großhandel. „Um ihren Fisch zu verkaufen, kamen FischgroßhändlerInnen von weit her nach Köln, sogar aus den Niederlanden, und die Kölner FischhändlerInnen hatten ihrerseits KundInnen bis ins Maingebiet. Die HändlerInnen wurden Fischmenger und Fischmengerssen genannt und waren seit dem 16. Jahrhundert in einer Zunft zusammengeschlossen. Viele entstammten vornehmen Familien. Fisch war in Köln 'erlaubtes' Handelsgut für Frauen, Frauen waren selbstverständliche Mitglieder der Zunft. Es gab jedoch Arbeitsbeschränkungen: So wurden die Fischmengerssen vom Verkauf größerer Fische, die gewogen werden mussten, ausgeschlossen. Bei Zuwiderhandlung drohte sogar Haft! 1482 wurde ihnen der Handel mit gesalzener Ware untersagt. Es blieben ihnen nur die kleinen frischen 'grünen' Fische.“ (Franken 2008, S. 179f.)
Neben dem Fischweiberbrunnen schuf der Kölner Steinmetz Rainer Walk (1947-2017) drei Figuren für den Kölner Rathausturm: Die Heilige Ursula, Konrad von Hochstaden und Gerhard Unmaz. Die Steinmetzwerkstatt der Familie Walk in Köln-Zollstock wird inzwischen in vierter Generation von der Tochter des Verstorbenen fortgeführt.
(Lisa Kröger, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)
Literatur
Franken, Irene (2008)
Frauen in Köln. Der historische Stadtführer. Köln.
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