Im 4. Jahrhundert wurde der Mühlenberg durch einen Befestigungsring bewehrt, der auch im nachfolgenden frühen Mittelalter fortbestand. Die heutige Kölnstraße, die nördliche Bachstraße sowie die Straßen durch Hoven nach Süden zeigen noch den antiken Verlauf. An den Ausfallstraßen befanden sich die Gräberfelder der Stadt.
Im Jahr 496 soll die legendäre Schlacht der Franken gegen die Alemannen bei Zülpich stattgefunden haben, in deren Verlauf der Frankenkönig Chlodwig seinen Übertritt zum Christentum gelobte. Im Frühmittelalter erfüllte der Ort die Funktion einer königlichen Pfalz und Münzprägestätte. Auf dem Mühlenberg entstand im 13. Jahrhundert die erzbischöfliche Landesburg unmittelbar neben der 848 erstmals erwähnten Kirche St. Peter. Das Eigentum an Stadt und Burg wechselte mehrfach zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Jülicher Grafen/Herzögen. Im Mittelalter verlagerte sich der Siedlungs- und wirtschaftliche Mittelpunkt der Stadt in das Umfeld des heutigen Marktplatzes mit dem Rathaus.
Die spätmittelalterliche, planmäßig angelegte und mauerumwehrte kurkölnische Stadt ist noch heute in ihren Grundstrukturen gut zu erkennen. Die bedeutende Stadtbefestigung des 14./15. Jahrhunderts besitzt vier in Teilen erhaltene Tore, die Stadtmauer selbst besteht aus Sandsteinen und Backsteinen. Teile des ehemaligen Umfassungsgrabens sind als Park gestaltet (Wallgraben). Die unverbaute Ansicht aus der Ebene heraus auf die Stadt mit ihren Befestigungen und der Stadtsilhouette zeigt sich besonders gut aus nordwestlicher Richtung.
Die baubegleitende archäologische Untersuchung von 2021
Angesichts der langen Geschichte der Stadt ist bei Bodeneingriffen in der Altstadt nicht nur mit archäologischen Befunden aus dem Mittelalter und der Neuzeit zu rechnen, sondern auch mit Resten der römischen Siedlung. Dabei ermöglichen auch nur kleinflächige Ausgrabungen tiefe Einblicke in die Stadtgeschichte, so auch eine baubegleitende archäologische Untersuchungen 2021 auf einer von der Manfred Vetter-Stiftung für Kunst und Kultur überplanten Parzelle an der Kölnstraße. In der nordöstlich an das Bestandsgebäude angrenzenden Hoffläche war ein Anbau auf Streifenfundamenten geplant; hier war mit ungestörten archäologischen Befunden zu rechnen.
Bei den ältesten Befunden handelt es sich um die Reste eines römischen Heizkanals und eines darüber ziehenden Fußbodenestrichs. Parallel dazu verlief die Stickung eines Mauerfundaments. Diese Befunde liegen im rechten Winkel zur Kölnstraße, deren Verlauf auf die römische Zeit zurückgeht. Es darf vermutet werden, dass sie zu einem an dieser Straße stehenden Gebäude gehörten, etwa einem für diese Zeit typischen Streifenhaus. Die Grube eines Holzpfostens durchschlug Estrich und Heizkanal und entstammt somit einer jüngeren Bauphase. Das römische Fundmaterial, in erster Linie Keramik, datiert vom 1. Jahrhundert bis in die Spätantike. Einzelne wenige Scherben entstammen dem anschließenden Früh- und beginnenden Hochmittelalter.
Zahlreicher wird das Fundmaterial erst wieder im Spätmittelalter. In diese Zeit gehört ein nahezu vollständig erfasster Brunnen mit einem Brunnenring aus Bruchsteinen. Als er im 15. Jahrhundert aufgegeben wurde, verfüllte man ihn mit Hausmüll: So gelangten neben Tierknochen und anderen organischen Abfällen (Leder) zahlreiche Gefäßreste, vor allem Krüge, aus zeittypischem Langerweher Steinzeug in den Brunnen. Einzelne Gefäßreste lassen sich dem helleren Siegburger Steinzeug zuweisen, darunter dünnwandig gearbeitete Trinkschalen. Ein weiterer Brunnenrest wurde lediglich angeschnitten und war zeitlich nicht näher zu bestimmen. Wie der genannte Bruchsteinbrunnen lag auch er an der nordöstlichen Grundstücksgrenze.
In das 18. Jahrhundert datieren nach den Keramikfunden daraus ein Mauerfundament mit dazugehörigem Fußbodenunterbau in der Ostecke der Baufläche. Sie wurden durch einen rechteckigen, 3,10 Meter mal 2,25 Meter großen Einbau aus Feldbrandziegeln gestört, dessen Bodenniveau erhalten bleiben kann. Dieser wurde Mitte der 1930er Jahre im Zuge des damaligen Neubaus des Hauses Kölnstraße 2 aufgegeben und mit Hausmüll, darunter Geschirrresten, Glasgefäßen und einem umfangreichen Sortiment an aus dem Gebrauch gekommenen Porzellanpfeifenköpfen, verfüllt. Aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges stammt als jüngster Befund der Notausgang eines als Luftschutzraum genutzten Kellers an der nordöstlichen Außenmauer des Neubaus der 1930er Jahre.
nach oben
Hubert Salentin-Museum
Auf dem Grundstück Kölnstraße 2 soll das Hubert Salentin-Museum entstehen. Dabei wird der bestehende Altbau der 1930er Jahre saniert und umgebaut und um einen Anbau ergänzt. Im Bereich des Anbaues fanden die beschriebenen archäologischen Untersuchungen statt.
Der 1822 in Zülpich geborene Hubert Salentin war ein Genremaler der Düsseldorfer Schule, Meisterschüler von Friedrich Wilhelm von Schadow (1788-1862) an der Akademie und in seiner Zeit ein Künstler von internationalem Renommee. Mit dem Durchbruch abstrahierender Kunst im 20. Jahrhundert trat die gegenständliche Düsseldorfer Malerschule museal in den Hintergrund. Bei Privatsammlern und im Kunsthandel blieben Salentin und Zeitgenossen aber weiter beliebt.
Der kunstsinnige Erfinder und Unternehmer Manfred Vetter (1936-2014) aus Zülpich gründete 2001 eine gemeinnützige Stiftung, die Manfred Vetter-Stiftung, die sich seither der Förderung der Kunst, Kultur und Jugend widmet. Der Namensgeber der Stiftung sammelte nicht nur zeitgenössische Kunst, wie die monumentalen Stelen von Ulrich Rückriem, sondern auch Gemälde von Genremalern wie Hubert Salentin. Die Stadt Zülpich steuert 2022/23 ihre über 40 Werke umfassende Sammlung an Salentin-Bildern als Dauerleihgabe dem Bestand des künftigen Hubert Salentin-Museums der Manfred Vetter-Stiftung bei.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2022)
Hinweise
Die Stadt Zülpich ist wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs „Zülpich“ (Regionalplan Köln 187).
Das Grundstück des Hubert Salentin-Museums war Station der Archäologietour Nordeifel 2022.
Internet
bodendenkmalpflege.lvr.de: Archäologietour Nordeifel 2022 (Abgerufen 28.8.2022)
de.wikipedia.org: Zülpich, Geschichte (Abgerufen 6.9.2022)
de.wikipedia.org: Hubert Salentin (Abgerufen 6.9.2022)
www.vetter-stiftung.de: Manfed-Vetter-Stiftung, Hubert Salentin (Abgerufen 6.9.2022)