Westlich der Pfarrkirche befindet sich in der Marktstraße 101 das Alte Rathaus der Ortsgemeinde Kirrweiler. Das Gebäude wurde im Jahr 1686 im Stil des Barocks errichtet. Zur Zeit seiner Bebauung diente das Gebäude als fürstbischöfliches Amtshaus.
Gebäude Bei dem alten Rathaus in Kirrweiler handelt es sich um ein zweigeschossiges Gebäude (Erd- und Obergeschoss) auf rechtwinkligem Grundriss. Das Erdgeschoss liegt deutlich über dem Straßenniveau. Der Zugang zum Gebäude erfolgt über ein auffällig gestaltetes Portal. Auf Straßenniveau befindet sich ein rechteckiges Portal. Dieses ist durch Pfeiler und einen Architrav aus Sandstein gerahmt, der auf den Pfeilern ruht. Dekoriert ist der Architrav seitlich mit Kugeln und mittig mit einer Rocaille. Oberhalb des Architravs befindet sich ein Bogenportal aus rötlichem Sandstein, der einen Blick auf den eigentlichen Eingang gewährt. Dieser wird über einen Treppenaufgang erreicht. Auf diese Weise erfährt das Portal eine weitere Akzentuierung, während der erhöht liegende Zugang dennoch ausreichend beleuchtet wird. Auf der Rückseite des Gebäudes wurde nachträglich im Jahr 1722 ein halbrunder Turm angebaut und im Jahr 1758 erweitert. Darin befindet sich eine Wendeltreppe. Der Turm schließt mit einem Kegeldach ab.
Kirrweiler als (Ober-)Amt Kirrweiler wurde anfangs noch als unteres Lauterburger Amt bezeichnet und bildete einen Bestandteil des Lauterburger Amts. Als dieses im Jahr 1554 in einen oberen Teil mit Sitz in Lauterburg und einen unteren Teil mit Sitz in Kirrweiler beziehungsweise Marientraut gespaltet wurde, erhielt Kirrweiler zunächst die Bezeichnung als Amt. Der ursprüngliche Verwaltungssitz des späteren Amts Kirrweiler soll sich auf der Kestenburg (heute Hambacher Schloss) befunden haben. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Verwaltungssitz in das Schloss von Kirrweiler verlegt. Im Jahr 1581 war das Amt Kirrweiler in die Ämter Ober- und Unterkirrweiler geteilt. In einer Amtsbeschreibung aus dem Jahr 1581 schrieb der frühere Kanzleischreiber des Bischofs in Speyer Sebastian Dirolf über den Verwaltungsbereich des Amts Kirrweiler. Laut dieser Beschreibung gehörten zum Amt Kirrweiler sechs bewohnte Schlösser, darunter die Kestenburg (heute Hambacher Schloss) und die Rietburg sowie die Schlösser zu Kirrweiler, Marientraut, Spangenberg und Großfischlingen. Außerdem unterstanden dem Amt die 18 folgenden Dörfer: Kirrweiler, St. Lambrecht, Hambach, Diedesfeld, Maikammer, St. Martin, Weyher, Edenkoben, Großfischlingen, Venningen, Geinsheim, Hanhofen, Harthausen, Heiligenstein, Berghausen, Dudenhofen, Schifferstadt, Walsheim. Seit dem Jahr 1623 wurde Kirrweiler als Oberamt bezeichnet. Im selben Jahr erhielt Wolfgang Heinrich von und zu Weingarten den Posten als ersten Oberamtmann in Kirrweiler. Er war bis zum Jahr 1664 im Amt tätig. Der Oberamtmann nahm als Vertreter des Landesherrn primär juristische Aufgaben wahr. Außerdem beaufsichtigte er die Amtsleute. Zu den Amtsleuten gehörte unter anderem der Ausfaut, Schaffner und Keller. Der Ausfaut gehörte zu den Justizbeamten, der Schaffner und der Keller hingegen zu den Verwaltungsbeamten auf dem Wirtschafts- und Steuersektor. Außerdem gab es noch einen Oberschultheißen. Dem Ausfaut waren die Schultheiße und Unterhühnerfaute in den Dörfern unterstellt. Das Amt Deidesheim gehörte seit dem Jahr 1623 zum Oberamt Kirrweiler. Die Oberamtsverwaltung Marientraut wurde spätestens im Jahr 1624 nach Kirrweiler verlegt. Im Laufe des 18. Jahrhundert erfuhr das Oberamt Kirrweiler die größte Ausdehnung. Zu dieser Zeit waren ihm drei Ämter und die Pfalzkellerei in Speyer untergeordnet. Das Oberamt in Kirrweiler endete im Jahr 1797 im Zuge der französischen Besatzung. In diesem Jahr wurde die Behördenverfassung nach französischem Vorbild eingeführt und das von den französischen Truppen besetzte Gebiet in vier Departements gegliedert. Das Oberamt Kirrweiler gehörte zum Departement Donnersberg mit dem Hauptsitz in Mainz. Ab dem Jahr 1793 wurde das Gebäude der Oberamtsverwaltung vermutlich zeitweise als Militärlazarett durch die Franzosen genutzt. Heute befindet sich das Alte Rathaus in Privatbesitz.
Das Alte Rathaus in Kirrweiler wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Südliche Weinstraße (Stand 2021) geführt. Der Eintrag lautet: „Marktstraße 101 ehem. Rathaus, ehem. fürstbischöfliches Amtshaus, Treppenturm, bez. 1722 und 1758.“
(Sarah Krieger und Noah Waldecker, Universität Koblenz-Landau, 2021 / freundliche Hinweise von Christine Dawson-Erasmy)
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