Vierkanthof Krebelshof

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege, Architekturgeschichte, Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 03′ 24,05″ N: 6° 51′ 3,08″ O 51,05668°N: 6,85085°O
Koordinate UTM 32.349.386,53 m: 5.658.325,42 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.559.698,22 m: 5.658.296,75 m
  • Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

    Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

    Copyright-Hinweis:
    Blaeu, Joan / Rheinisches Bildarchiv (gemeinfrei)
    Fotograf/Urheber:
    Joan Blaeu
    Medientyp:
    Bild
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Krebelshof
Der Krebelshof ist ein Vierkanthof in Köln-Worringen in dem verschiedene Angebote für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien stattfinden.

Geschichte
Der Crapols- oder Crepelshof (Krepelshof) stammt vermutlich aus dem 9. Jahrhundert. Der Ursprung oder die Bedeutung des Namens ist nicht ganz geklärt. Vermutet wird eine Verbindung von „Crapolshof“ zu Pol = Pohl = Pfuhl (Tümpel). Die Silbe Cra könnte vom Wort „Krat“ = Kröte stammen, so dass „Crapol“ mit Krötenpfuhl gleichzusetzen wäre. Zu dieser Annahme passt die Lage eines Tümpels unterhalb des Krebelshofs auf der östlichen Seite der Alte Straße.

Der erste sichere Nachweis über die Existenz des Hofs wird auf das Jahr 1347 datiert. Bis 1802 gehört er zum Kölner Stift St. Kunibert. Viel ist über das Hofgut aus dieser Zeit nicht bekannt. Im September 1749 wurde es durch einen Brand vollständig zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Als das Stift St. Kunibert im Rahmen der Säkularisation 1802 enteignet wird, wird der Krebelshof für 18.000 Francs an Franz Wilhelm Lützeler versteigert. In den folgenden Jahrzehnten durchläuft der Krebelshof wechselnde Eigentumsverhältnisse, um letztendlich in den Besitz der Stadt Köln überzugehen.

Der ehemalige Bauernhof steht auf ältestem Worringer Siedlungsland aus der Römerzeit. Hier fand 1288 eine der bedeutendsten Schlachten des Mittelalters statt. Der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg kämpfte mit seinen Truppen gegen Johann von Brabant und dessen Gefolge. Historische Quellen gehen von 10.000 Kämpfern aus, die an der Schlacht teilgenommen haben sollen. Siegfried von Westerburg wurde vernichtend geschlagen und die Stadtherrschaft der Kölner Erzbischöfe gehörte fortan der Vergangenheit an. Die Namen einzelner Begebenheiten vor Ort sind heute auf das Ereignis zurückzuführen. Beispielsweise die Bezeichnung „Blutberg“ für einen Weg im Süden des Worringer Bruchs.

Nutzung
Seit den 1970er-Jahren wird der Hof als Veranstaltungsort für Konzerte, Bandwettbewerbe, Gastronomie, Ferienlager und viele weitere kulturelle Angebote genutzt. Nach Insolvenz des „Krebelshof e.V.“ im Jahr 2012 wurde - speziell für den Betrieb des Krebelshofs als soziale Jugendeinrichtung - die 'gemeinnützige Gesellschaft für urbane Jugendarbeit' (GUJA) gegründet.
Zu den zahlreichen Angeboten zählen verschiedene Ferienprogramme, Zeltlager, ein Jugendtreff mit Möglichkeit zum Spielen, Quatschen und Freunde treffen. Außerdem gibt es verschiedene offene Gruppenangebote, feste Gruppen und Kurse. Die Kinder können sich in vielen unterschiedlichen Gruppen und Kursen ausprobieren, sei es im Sport, der Kunst oder der Musik. Zahlreiche Angebote sollen ihnen die Gelegenheit bieten, abwechslungsreiche Freizeitangebote wahrnehmen zu können. Darüber hinaus gibt es immer wieder verschiedene Events und Veranstaltungen.

Der Krebelshof zeichnet sich besonders durch seine Angebote zur Naturerfahrung aus. Durch sie erhalten die Kinder und Jugendlichen Zugang zur Natur beziehungsweise zu den natürlichen Ressourcen des Kölner Umlands. Im direkten Umfeld des Hofs bieten sich der Rhein, der Worringer Bruch sowie mehrere Obstwiesen als Schauplätze an.
Im Osten des Hofs existiert bis heute eine kleine Streuobstwiese. Sie zählt zu den wenigen historischen Obstwiesen in Köln, die im Laufe der Jahre nicht der zunehmenden Bebauung zum Opfer gefallen sind. Streuobstwiesen waren früher ein prägender Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Sie dienten der Selbstversorgung mit Obst und stellten somit einen unverzichtbaren Bestandteil im Leben der Menschen dar.

Architektur
Das Backsteingebäude mit dem großen Innenhof steht seit 1980 unter Denkmalschutz. Vierkanthöfe stellen eine traditionelle Hofform dar, bei der ein Innenbereich an allen vier Seiten durch Gebäude umschlossen ist. Die Gebäude oder Gebäudeteile sind in der Regel gleich hoch und beherbergten ursprünglich ein Wohnhaus, eine Scheune, einen Kornspeicher und einen Stall. Im Fall des Krebelshofs lag das Herrenhaus im Ostflügel. Nord- und Südflügel beherbergten die Ställe und der Westflügel diente als Scheune.
Ihren Ursprung hat diese Bauweise in Österreich, in Deutschland sind Vierkanthöfe vor allem im Bayern stark vertreten.

Umgebung
Praktisch direkt an den Hof angrenzend befindet sich am niedrigsten Punkt Kölns, der Worringer Bruch - ein 164 Hektar großes Naturschutzgebiet. Dieser um die 8.000 Jahre alte, größtenteils verlandete Altarm des Rheins ist aus naturschutzfachlicher Sicht von großer Bedeutung. Er zeichnet sich durch die seltenen Lebensräume Erlen-Eschen- und Weichholzauenwald sowie große Röhrichtflächen aus. Der Altarm ist auf den nahegelegenen Rhein angewiesen. Die schwankenden Wasserstände in dem Bereich haben im Laufe der Zeit eine charakteristische Auenlandschaft geschaffen, die in diesem kleinen Teil noch erhalten ist.
Viele Pflanzen- und Tierarten, die sich an die Bedingungen der Auenlebensräume angepasst haben, finden hier Nahrung und Lebensraum. Dazu zählt insbesondere der Kammmolch, aber auch der Pirol, die Nachtigall, der Wespenbussard und die Rohrweihe. Aufgrund der Seltenheit dieser Art von Lebensräumen und seiner Bedeutung für die Region steht der Worringer Bruch unter Schutz und ist als Natura2000-Gebiet ausgewiesen.
Vom Krebelshof aus ist es auch zum Rhein nicht weit. Die unter Naturschutz stehenden Rheinauen weisen typische Charakteristika auf: Silberweidenwald, Röhricht- und Hochstaudenbestände, Schlamm- und Kiesbänke. Vor allem für viele (Zug)vogelarten sind die Rheinauen ein wichtiger Rückzugsort und Rastplatz während des Zugs.

(Hannah Brüggemann, NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln, 2022)

Internet
www.krebelshof-guja.de: Über uns (abgerufen 30.12.2021)
www.stadt-koeln.de: Leben in Köln, Jugend- und Kulturzentrum Krebelshof (abgerufen 30.12.2021)
www.bluehendesoesterreich.at: Hoftypen (abgerufen 30.12.2021)
naturschutzinformationen.nrw.de: Natura-2000-Gebiete (abgerufen 30.12.2021)
nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Naturschutzgebiet Worringer Bruch (K-009) (abgerufen 26.01.2022)
www.ksta.de: Worringer Bruch, Wandern am niedrigsten Punkt Kölns (Text Lioba Lepping, Kölner Stadt-Anzeiger vom 31.05.2017, abgerufen 30.12.2021)

Literatur

Hötzel, Dagmar (2002)
Köln: Worringen und Roggendorf-Thenhoven. Siedlungsgeschichte bis 1914. (Stadtspuren - Denkmäler in Köln, Band 29.) Köln.
Jägers, Toni (1994)
Weeß do noch, wie dozomol …? Worringer Bilderbogen aus Historie, Heimat, Volkstum, Karneval. Köln.
Schieder, Wolfgang (1991)
Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803 - 1813. Boppard/ Rhein.

Vierkanthof Krebelshof

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Further Weg 1
Ort
50769 Köln - Worringen
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Architekturgeschichte, Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 900

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Hannah Brüggemann (2022): „Vierkanthof Krebelshof”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343399 (Abgerufen: 25. April 2024)
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