Kunstinstallation „Kaltes Eck“ am Kölner Rheinufer

Denkmal für HIV-Verstorbene

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Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 12,35″ N: 6° 57′ 47,03″ O 50,93676°N: 6,96306°O
Koordinate UTM 32.356.881,03 m: 5.644.768,62 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.739,57 m: 5.645.053,78 m
  • Denkmal "Das kalte Eck" am Rheinufer in Köln (2021)

    Denkmal "Das kalte Eck" am Rheinufer in Köln (2021)

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    Janina Schwiderski / Landschaftsverband Rheinland / CC BY 4.0
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  • Video über die Kunstinstallation "Kaltes Eck" in der Kölner Altstadt-Nord (2022)

    Video über die Kunstinstallation "Kaltes Eck" in der Kölner Altstadt-Nord (2022)

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    Kai Lammers; Maike Thissen; Patrick Augenstein
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  • Denkmal "Das kalte Eck" am Rheinufer in Köln (2021)

    Denkmal "Das kalte Eck" am Rheinufer in Köln (2021)

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  • Denkmal "Das kalte Eck" am Rheinufer in Köln (2021)

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Das „Kalte Eck“ erinnert seit 1992 an HIV-Verstorbene. Die Steine sind mit Namen versehen und wurden von Freund*innen oder Familie der Opfer gestiftet.

„Anerkennung als Krankheit war ein Fortschritt“
Schwule und Lesben haben in Deutschland schon über Jahrzehnte hinweg viel Leid ertragen müssen, angefangen schon lange vor dem Nationalsozialismus. Doch in der NS-Zeit machte der sogenannte „Schwulenparagraph“, §175, homosexuellen Männern das Leben besonders schwer. Dieser Paragraph kriminalisierte homosexuelle Handlungen und sorgte für rund 10.000 Deportationen in Konzentrationslager. Im Wortlaut hieß es, dass Homosexualität eine dem „Volkskörper“ schädigende „Seuche“ wäre, die „auszurotten“ sei. Ein „rosa Winkel“, welcher einen schwulen Mann kennzeichnen sollte, war demnach oft einem Todesurteil gleichgesetzt. Lesbische Frauen fielen nicht unter diesen Paragraphen. Da Frauen dem Mann „untergeordnet“ wurden, galt Homosexualität unter Frauen als „asoziales Verhalten“. Dies wurde allerdings ebenso verfolgt und bestraft.

Kaum zu glauben, dass dieser Paragraph nach Ende des Nationalsozialismus ins Strafgesetzbuch der Bundesrepublik übernommen und bis in die 1960er-Jahre vollzogen wurde. Homosexuelle, die ein Konzentrationslager überlebt hatten, wurden demnach zur Straffortsetzung erneut eingesperrt. 1957 bestätigte sogar noch einmal das Bundesverfassungsgericht, dass der §175 kein „nationalsozialistisches Unrecht“ sei und nicht gegen das Gleichbehandlungsgebot und gegen das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit verstöße. Homosexuelle Betätigung sei gegen das Sittengesetz. Auch die 1948 gegründete WHO (World Health Organisation) führte von Anfang an Homosexualität als psychische Krankheit in ihrem Register. 1969 war dann nicht nur das Jahr des „Stonewall Riot“, bei dem nach einer Razzia der Polizei in der New Yorker Schwulenbar „Stonewall Inn“ sich die LGBT*-Community (LGBT* = Lesbian Gay Bi Trans*) das erste Mal öffentlich auf der Straße wehrte und damit den ersten CSD (Christopher Street Day) weltweit bildeten. Es war auch das Jahr, in dem in Deutschland der §175 entschärft und Homosexualität unter Erwachsenen straffrei wurde. Als „Jugendschutzvorschrift“ blieb er noch bis 1994 in Kraft.

In den 1970er Jahren bildeten sich erste studentische Schwulen- und Lesbenbewegungen. Schwule und Lesben gingen gemeinsam auf die Straße, demonstrierten für die Rechte Homosexueller, für gesellschaftliche Akzeptanz. Mit Infoständen und Filmbeiträgen wurde Öffentlichkeit und Sichtbarkeit geschaffen und allmählich ein Bewusstsein in der Gesellschaft für homosexuelle Lebensweisen. So konnten stückweise Vorurteile und Feindbilder, die sich über Jahrzehnte hinweg in der Gesellschaft etabliert haben, aufgelöst werden.

Die 1980er Jahre waren geprägt durch das Aufkommen der Immunschwächekrankheit AIDS. Die AIDS-Pandemie stellt eine erneute Bedrohung für die gerade erst errungenen Freiheiten dar. Häufig waren es schwule Männer, die der Krankheit zum Opfer fielen, was vor allem konservative Politiker zum Anlass nahmen, alte Feindbilder wieder aufleben zu lassen. So sahen sich Homosexuelle einer erneuten gesellschaftlichen Stigmatisierung und Ablehnung ausgesetzt. Initiativen mit internationalen Kontakten und viel Know-How gründeten die aus der Schwulenbewegung entstandenen Gruppierungen, die Aidshilfen. Aidshilfen wurden zur wichtigsten Stütze der Aidspolitik in der BRD und haben einen wesentlichen Beitrag zu einer breiten gesellschaftlichen Aufklärung geleistet. Auch heute sind Aidshilfen weltweit vertreten und sind Anlaufstellen für HIV-Betroffene und leisten weiter wichtige Aufklärungsarbeit.
Die am meisten von der Pandemie betroffene Bevölkerungsgruppe half sich selbst. Es wurden Informationen getauscht und Kondome verteilt. Die Gruppen wussten teilweise besser Bescheid als so manche Ärzte. Das bot Potential, welches die Gesundheitspolitik unter Rita Süssmuth (*1937) erkannte. Süssmuths Slogans „Aids geht alle an“ und „Gib Aids keine Chance“ wurden zum Sinnbild im Kampf gegen Aids. Der Staat ging nun öffentlich in den Austausch mit bekannten Homosexuellen und sorgte mit sexueller Aufklärung für ein Ende des Stigmas der Unsittlichkeit. 1992 strich dann auch die WHO Homosexualität als Krankheit aus ihrem Katalog.

Im Jahr 2000 wurden dann endlich die Verurteilungen auf Grundlage von §175 aufgehoben und im Jahr 2001 die eingetragene Lebenspartnerschaft eingeführt. Seit dem 30.06.2017 ist diese Lebenspartnerschaft der heterosexuellen Ehe gleichgestellt.

Erinnerungsprojekt „Denkraum: Namen und Steine“
Vielerorts wurden über die vergangenen Jahrzehnte hinweg in Deutschland Gedenkstätten errichtet, die an das Schicksal und die Verfolgung Homosexueller erinnern. In Köln befindet sich am Rheinufer/Ecke Markmanngasse in der Altstadt ein Denkmal, das an HIV-Verstorbene erinnert. Der Ort des Denkmals scheint gut gewählt: hier sollen sich schon im Mittelalter Homosexuelle heimlich getroffen haben. Zudem bietet die Nähe zum Heumarkt und der nahegelegene Zugang zur schwulen Subkultur und Szenebars eine direkte Verbindung zur schwulen Geschichte und zum Thema „Leben mit AIDS“.

Im Jahr 1992 begann der Künstler Tom Fecht für die Deutsche AIDS-Stiftung die Kunstinstallation Denkraum: „Namen und Steine“ zu realisieren. Sie erinnert an Menschen, die mit HIV gelebt und an den Folgen von Aids gestorben sind. Das Projekt erzeugt bewusst „ein Gefühl der Anteilnahme“, fordert Solidarität und ermöglicht zugleich die „persönliche oder kollektive Erinnerung“ an die Verstorbenen. Zudem mahnt die Installation zur Prävention. Mittlerweile wurden mehr als 26 solcher Installationen in deutschen Großstädten umgesetzt. Fecht ging es darum, öffentliche Orte der Erinnerung und des Gedenkens zu gestalten, die stets auch „einen Charakter von Mahnmalen und Gedenkstätten einnahmen“.
Auch die Platzierung der Steine ist nicht willkürlich gewählt, sie sind stets an solchen Orten eingelassen, an denen die Verstorbenen ihren Alltag verbrachten.

Das Kölner Denkmal umfasst insgesamt 285 Gedenksteine, die auf einer Fläche von 320cm*320cm in 19 Reihen in den Boden eingelassen sind. Die verwendeten Steine, sogenannte Katzenköpfe, stammen aus ganz Europa und dienten bereits als Pflastersteine für Straßen und Plätze. Die Gedenksteine sind sehr ähnlich gestaltet, nicht zuletzt durch ihre einheitliche Beschriftungsart, zeigen jedoch auch ganz individuelle Charakteristika hinsichtlich ihrer handwerklichen Gestaltungsweise, in ihrer Form und Farbe. Eine kleine Metalltafel an der nördlichen Begrenzungsmauer verweist auf die Hintergründe des Denkmals.
Heute wird das Denkmal von der Kölner Aidshilfe betreut.

Die Gedenksteine erinnern in Köln an Künstler*innen wie Keith Haring, aber auch individuell an Menschen, die während der AIDS-Krise der 1980er und frühen 1990er Jahre an den Folgen der Immunerkrankung verstarben. Fecht gestaltete mehrere künstlerische Projekte rund um das Thema AIDS und Erinnern.

(Janina Schwiderski, LVR-Redaktion KuLaDig, 2021 / Kai Lammers & Maike Thissen, Geographisches Institut Universität Bonn, 2022)

Hinweis
Freundlicher Hinweis zu den Baumaßnahmen und der Wiederaufdeckung der Installation vom Team der Aidshilfe Köln, August 2024.

Internet
koeln-lotse.de: Namen und Steine (abgerufen am 04.11.2021)
verliebtinkoeln.de: Das Kalte Eck (abgerufen am 04.11.2021)
kunst-stoff.fr: Projekt Mémoire Nomade (abgerufen am 04.11.2021)
bpb.de: Gleichberechtigte Mitmenschen? Homosexuelle und die Bundesrepublik Deutschland (abgerufen 21.03.2022)
lsvd.de: Von 1933 bis heute: Lesben und Schwule in Deutschland und der DDR (abgerufen 21.03.2022)
aids-stiftung.de: Namen und Steine: Weit mehr als nur Namen in Stein (abgerufen 21.03.2022)
stadtlexikon.karlsruhe.de: Denkmal Denkraum - Namen und Steine (abgerufen 21.03.2022)
koelnwiki.de: Kaltes Eck (abgerufen 21.03.2022)
magazin.hiv: Trauer in Stein (abgerufen 21.03.2022)
koeln.de: 111 Kölner Orte: Das Kalte Eck (abgerufen 21.03.2022)

Kunstinstallation „Kaltes Eck“ am Kölner Rheinufer

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Markmannsgasse
Ort
50667 Köln - Altstadt-Nord
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1992

Empfohlene Zitierweise

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Janina Schwiderski (2021), Kai Lammers (2022), Maike Thissen (2022): „Kunstinstallation „Kaltes Eck“ am Kölner Rheinufer”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343116 (Abgerufen: 5. Dezember 2024)
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