Zeitungsbüdchen „Das blaue Achteck“ im Musikerviertel in Bonn

Kiosk „Helgas Büdchen“ auf dem Gehsteig Ecke Colmantstraße / Meckenheimer Allee

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 55,6″ N: 7° 05′ 41,24″ O 50,73211°N: 7,09479°O
Koordinate UTM 32.365.548,63 m: 5.621.766,21 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.336,00 m: 5.622.417,24 m
  • Zeitungsbüdchen an der Ecker Meckenheimer Allee / Colmantstraße in Bonn (2021)

    Zeitungsbüdchen an der Ecker Meckenheimer Allee / Colmantstraße in Bonn (2021)

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  • Zeitungsbüdchen an der Bonner Colmantstraße als Werbewand (2021)

    Zeitungsbüdchen an der Bonner Colmantstraße als Werbewand (2021)

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  • Zeitungsständer vor dem Büdchen im Bonner Musikerviertel (2021)

    Zeitungsständer vor dem Büdchen im Bonner Musikerviertel (2021)

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  • Zeitungsbüdchen an der Ecke Meckenheimer Allee / Colmantstraße in Bonn (2021)

    Zeitungsbüdchen an der Ecke Meckenheimer Allee / Colmantstraße in Bonn (2021)

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  • Öffnungszeiten des Zeitungsbüdchens (2021)

    Öffnungszeiten des Zeitungsbüdchens (2021)

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  • Das seit den 1970er-Jahren bis 2021 in Bonn betriebene Zeitungsbüdchen "Das blaue Achteck" am 27. Oktober 2021, unmittelbar nach seinem Transport in das LVR-Freilichtmuseum Kommern, wo es seiner weiteren Verwendung entgegensieht.

    Das seit den 1970er-Jahren bis 2021 in Bonn betriebene Zeitungsbüdchen "Das blaue Achteck" am 27. Oktober 2021, unmittelbar nach seinem Transport in das LVR-Freilichtmuseum Kommern, wo es seiner weiteren Verwendung entgegensieht.

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  • Das seit den 1970er-Jahren bis 2021 in Bonn betriebene Zeitungsbüdchen "Das blaue Achteck" am 27. Oktober 2021, unmittelbar nach seinem Transport das LVR-Freilichtmuseum Kommern, wo es seiner weiteren Verwendung entgegensieht.

    Das seit den 1970er-Jahren bis 2021 in Bonn betriebene Zeitungsbüdchen "Das blaue Achteck" am 27. Oktober 2021, unmittelbar nach seinem Transport das LVR-Freilichtmuseum Kommern, wo es seiner weiteren Verwendung entgegensieht.

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Aus dem Büdchen an der Kreuzung Meckenheimer Allee/Colmantstraße heraus wurden schon seit 1949 Zeitungen, Süßigkeiten, Getränke und später auch Tabakwaren verkauft. Im Bonner Musikerviertel war der Kiosk über Jahrzehnte ein zentraler Ort für Begegnungen unter Nachbar*innen, Passant*innen und Reisenden.

Auf der Suche nach Erwerbsmöglichkeiten in der Bonner Nachkriegszeit
Ende 1948 stellte Karl Einhaus einen Antrag an die Stadt Bonn, einen kleinen Zeitungsverkaufsstand in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof zu errichten. Als kleine Hütte (2 x 1,20 Meter groß) mit Auslagenbrett und Schiebefenstern wurde der Kiosk Anfang 1949 auf dem Gehsteig der Kreuzung Meckenheimer Allee / Colmantstraße erbaut. Trotz Unmut des Inhabers der Schuhsohlerei in der Meckenheimer Allee 76, dessen Schaufenster nun vom Büdchen verdeckt wurde, begrüßte die Stadtverwaltung den Standort des Kiosks. In der Unterführung Herwarthstraße und im damals angrenzenden Park war nämlich in der Nachkriegszeit ein „wilder Zeitungshandel“ entstanden, den die Stadt Bonn damals durch einen geordneten Verkauf beseitigen wollte.
Der Zeitungs- und Tabakverkauf diente oft als Zuverdienst, und die Betreiber*innen des Büdchens wechselten anfangs regelmäßig. Ähnliche Zeitungsstände standen in Bonn in den 1950er-Jahren auf vielen zentralen Plätzen und innerhalb von Wohnvierteln: beispielsweise das Bundesbüdchen in der Görresstraße oder die mittlerweile nicht mehr vorhandenen Zeitungskioske auf dem Münsterplatz, dem Remigiusplatz und dem Römerplatz.

In den 1970er-Jahren wurde der Zeitungsstand durch einen mobilen Verkaufsanhänger mit Verkaufsklappe ersetzt. Gebaut wurde dieser Anhänger von der Firma Frensen aus Erftstadt, aus deren Produktion auch die „Wurstbraterei“ aus dem Kölner Tatort stammt. Der charakteristische weiße Schriftzug „Frankfurter Allgemeine“ auf blauem Grund gehört schon seit 1959 beständig zum Bild des Büdchens und wurde auch für den Verkaufsanhänger als Dachumrandung übernommen.

Zeitung kaufen und „Klääfchen halten“ bei Helga Karsten in ihrem „blauen Achteck“
Helga Karsten (1948-2021) half Anfang der 1980er-Jahre in dem Zeitungsbüdchen aus und kaufte es dann 1984 der vorigen Betreiberin für eine hohe Ablösesumme ab. Seitdem öffnete sie bis Mai 2021 fast täglich die Verkaufsklappe des Büdchens, das sie selbst „blaues Achteck“ nannte. Darin konnte sie meist lesend oder rauchend angetroffen werden. Bewohner*innen aus dem Musikerviertel erzählen von ihr als soziale, interessierte und sehr belesene Frau mit einer feingeistigen und oft ruppigen Art. Für die Bönnsche Kulturzeitschrift „schnüss“ war der Kiosk wichtige Auslagestelle und für das Musikerviertel ein zentraler sozialer Anlaufpunkt. Hier trafen sich Viertelbewohner*innen, Reisende und Vorbeikommende im Alltag auf ein kurzes Gespräch, um sich mit Zeitschriften, Zeitungen und Süßigkeiten zu versorgen oder um Bücher zu tauschen. So wird das Büdchen oft als „Instanz“ im Viertel und der Satz „Ich geh mal eben zu Helga“ als feste Wendung im Alltag beschrieben.

Am 28. Mai 2021 ist Helga Karsten verstorben. In einem offenen Brief beschreiben Menschen aus dem Musikerviertel ihre Erinnerungen und die Bedeutung des Büdchens an diesem Ort:
Einmal, vor Jahren, hatte sie einen Fahrradunfall. Lange konnte sie nicht arbeiten und wir fragten uns, wie sie wirtschaftlich überleben könnte. Wo sie wohnte, wussten wir nicht. Aber dann war sie wieder da. Machte wenig Aufhebens von ihrem Missgeschick. Sie klagte nie. Zäh wirkte sie, als habe sie sich mit den Umständen, die ihr Leben bestimmten, abgefunden. Ob sie eine Familie hatte, Freunde? Auch das wissen wir nicht. Sie war eine Stadtpflanze, verwachsen mit diesem Viertel hinter dem Bonner Bahnhof. Für uns war sie einfach immer da. Auch wenn wir das oft gar nicht wahrnahmen, oder nur aus dem Augenwinkel, im Vorbeigehen. Ich muss noch zu Helga, die Zeitung kaufen, hieß es früher bei uns. In letzter Zeit selten, denn wir hatten jetzt ein Digital-Abo. Doch Helga hatte ihre Stammkunden: Bauarbeiter, Reisende, Leute mit dicken und dünnen Autos. Nachbarinnnen.“ (Barbara und Stefan Weidle, Juni 2021)

Neuer Standort Freilichtmuseum
Am 27. Oktober 2021 wurde das „blaue Achteck“ von seinem langjährigen Bonner Standplatz aus zum LVR-Freilichtmuseum Kommern transloziert, in dessen Ausstellung das Büdchen integriert werden soll. Zu dem aufwändigen Transport fanden sich zahlreiche Nachbar*innen und frühere Stammkund*innen ein, die den Kiosk zu seiner Reise in die neue Heimat verabschiedeten.

(Nele Steffen, LVR-Redaktion KuLaDig, 2021)

Quellen
  • Stadtarchiv Bonn, Hausakte N2003/1442 (Aufstellung eines Kiosks 1948-1952) und Hausakte N63/1223 (Anbringung von Werbetafeln, 1950-1959).
  • Barbara und Stefan Weidel: Offener Brief, angebracht am Zeitungsbüdchen „Das blaue Achteck“ im Musikerviertel in Bonn (Juni 2021).

Internet
general-anzeiger-bonn.de: Trauer um eine Institution. Betreiberin des Kiosks an der Colmantstraße ist tot (abgerufen 04.06.2021)

Zeitungsbüdchen „Das blaue Achteck“ im Musikerviertel in Bonn

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Meckenheimer Allee 76 , Bürgersteig
Ort
53115 Bonn - Weststadt
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1948 bis 1980, Ende 2021

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Nele Steffen: „Zeitungsbüdchen „Das blaue Achteck“ im Musikerviertel in Bonn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-341992 (Abgerufen: 29. April 2024)
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