Dreiseithof Hauptstraße 17 in Weitersweiler

Ehemaliges Hofgut des Klosters Münsterdreisen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Weitersweiler
Kreis(e): Donnersbergkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 36′ 51,88″ N: 7° 59′ 52,97″ O 49,61441°N: 7,99805°O
Koordinate UTM 32.427.620,84 m: 5.496.242,68 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.427.667,16 m: 5.498.002,01 m
  • Blick auf den Dreiseithof Hauptstraße 17 in Weitersweiler von der Hauptstraße aus (2020)

    Blick auf den Dreiseithof Hauptstraße 17 in Weitersweiler von der Hauptstraße aus (2020)

    Copyright-Hinweis:
    Jürgen Cronauer
    Fotograf/Urheber:
    Jürgen Cronauer
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Luftbild des Hofgebäudes Hauptstraße 17 in Weitersweiler noch als Vierseithof (1958)

    Luftbild des Hofgebäudes Hauptstraße 17 in Weitersweiler noch als Vierseithof (1958)

    Copyright-Hinweis:
    Leonie Barth
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Blick auf das heutige Wohngebäude des Dreiseithofs Hauptstraße 17 in Weitersweiler (2020)

    Blick auf das heutige Wohngebäude des Dreiseithofs Hauptstraße 17 in Weitersweiler (2020)

    Copyright-Hinweis:
    Leonie Barth / Universität Koblenz-Landau
    Fotograf/Urheber:
    Leonie Barth
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Blick auf die beiden niedrigen Gebäude des damals noch als Vierseithofs angelegten Komplexes in der Hauptstraße 17 in Weitersweiler (1967)

    Blick auf die beiden niedrigen Gebäude des damals noch als Vierseithofs angelegten Komplexes in der Hauptstraße 17 in Weitersweiler (1967)

    Copyright-Hinweis:
    Jürgen Cronauer
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
An der Hauptstraße in Weitersweiler liegt nahe dem Häferbach ein Gutshof. Bei dem heute landwirtschaftlich betriebenen Hof handelt es sich um das ehemalige Hofgut des Klosters Münsterdreisen.

Gebäude
Zwei Tore befinden sich in der Mauer, die das Gelände zur Straße hin abgrenzt. Eins der Tore dient als Eingangstor. Die Gebäude des Hofes sind von der Straße aus rechtwinklig zueinander angeordnet. Auf diese Weise zeigt sich das Anwesen heute als ein zur Straße hin durch eine Mauer geschlossenen Dreiseithof.

Eine historische Aufnahme aus dem Jahr 1958 zeigt Gebäude, die heute nicht mehr existieren (siehe Abbildung in der Mediengalerie). Es handelte sich nämlich ursprünglich um einen Vierseithof. Zwei Gebäude standen an der heutigen Mauer, parallel zur Hauptstraße. Somit waren damals alle vier Seiten um einen Innenhof geschlossen. Bei den Gebäuden an der Straße handelte es sich um die Wohnhäuser einer Bauernfamilie, deren Knechte und Mägde.

Auf einem Foto aus dem Jahre 1967 sind beide Häuser noch zu sehen. Es handelte sich um ein eingeschossiges Haus mit Satteldach und ein zweigeschossiges Haus mit Satteldach (siehe Abbildung in der Mediengalerie). Die gesamte Anlage war ein repräsentativer großzügig angelegter landwirtschaftlicher Betrieb. Dieser besaß aufgrund seiner Größe in Weitersweiler ein Alleinstellungsmerkmal.

Hinter dem Tor lagen eine Remise und Ställe. Von diesen ging im rechten Winkel die Scheune ab. An die Scheune schloss sich wieder im rechten Winkel ein weiteres Gebäude an. Mittig im Innenhof befand sich der Misthaufen. Die Hühner liefen im Hof frei herum.

Im Jahr 1984 wurden im Rahmen von Kanalisationsarbeiten an der Hauptstraße drei Gebäude der Hofanlage abgerissen. Es handelte sich um die historischen Gebäude zwischen den beiden Toren. Auch das kleinere Gebäude vor dem heutigen Wohnhaus wurde abgerissen. Die Straße wurde um ca. sechs Meter in Richtung Innenhof verbreitert. Um das Gelände wieder einzurahmen, wurde die heutige Mauer erbaut. Die beiden Tore wurden ebenfalls versetzt und wiederaufgebaut. Heute dient das von der Straße gesehen rechte Gebäude als Wohnhaus. Das Dach ist zur Straße hin abgewalmt und die Fassade mit Holz verkleidet.

An der Rückseite der Gebäude (von der Wiese an der Kapelle in der Lindenstraße) lassen sich kleine Löcher im Mauerwerk ausmachen. Durch diese Löcher konnten die Deichseln der Kutschen geschoben werden. Auf diese Weise passten die Kutschen vollständig in die Scheune und nahmen nicht allzu viel Platz ein.

Geschichte
Im Jahre 1144 wurde das Kloster Münsterdreisen durch den Erben der Salier, Herzog Friedrich II. von Schwaben (1090-1147, regierte ab 1105), unter Mithilfe seines Verwandten Graf Ludwig III. von Arnstein (1109-1185), in ein Prämonstratenserkloster umgewandelt und mit Chorherren aus dessen Kloster Arnstein besiedelt (regesta-imperii.de / RI IV,1,2 n. 297). Friedrichs Bruder, der römisch-deutsche König Konrad III. (1093-1152, regierte ab 1127), bestätigte bei dieser Gelegenheit die alten Rechte und machte neue Schenkungen. In diesem Zusammenhang soll um das Jahr 1144 das Grundstück der heutigen Hofanlage erstmals erwähnt worden sein, und zwar als Konrad III. die Schenkung von Beatrix und Mathilde von Tuzien als Seelgerät für ihre Männer - Gottfried und Bonifaz - bestätigte (regesta-imperii.de / RI IV,1,2 n. 297). Diese Urkunde bezieht sich aber eindeutig auf den Ort „Waleswilre“, wohl eine Wüstung am Donnersberg, möglicherweise der heutige Weiherhof (Dolch 1991, S. 474).

Weitersweiler gehörte auch nicht zu den „frühen“ auswärtigen Besitztümern des Klosters. Später kamen aber in der Tat weitere Güter hinzu (im 15. Jahrhundert). Zu den Ansprüchen des Klosters in Weitersweiler zählten Anteile des Zehnten von Stetten, Wald, Wiesen und Wagenfrohnden. Die Leistung von Wagenfrohnen, also Frohndienste, die mit Pferden oder Wagen zu leisten waren (DWB, Band 27, S. 451 unter woerterbuchnetz.de), legen einen örtlichen Hof mit entsprechender Ausstattung nahe. Unterstrichen wird diese Bindung von Weitersweiler an das Kloster Münsterdreisen durch den Nachweis der noch vorhandenen Güter und Einkünfte aus dem Jahr 1559. Übrig geblieben waren nur wenige Einkünfte aus einigen Orten und eben der Zehnt aus Weitersweiler. Teil der Bindung an Münsterdreisen war möglicherweise auch das Kapellengebäude hinter der Scheune. Ein Bezug ist über die gotischen Relikte an der heutigen Kapelle Sankt Bartholomäus denkbar. Der Ort Weitersweiler erhielt erst im 18. Jahrhundert eine eigeständige Pfarrei. Bis dahin gehörten die Gläubigen der Pfarrei Dreisen an.

Um das Jahr 1905 wurde der Gutshof bei einem großen Feuer stark beschädigt. Alle Ställe und Scheunen brannten aus. Die Tiere in den Ställen starben. Unmittelbar nach dem Brand wurden die Gebäude wiederaufgebaut. Der Wiederaufbau orientierte sich an der ursprünglichen Gestalt der Gebäude.

Vor dem Zweiten Weltkrieg ließ sich der Landwirt Clemens Schmitt mit seiner Familie auf dem Hof nieder. Schmitt hatte zuvor seinen Hof in Baumholder verlassen müssen, der einem Truppenübungsplatz weichen musste (Die Gemeinden Aulenbach, Ausweiler, Breungenborn, Ehlenbach, Erzweiler, Frohnhausen, Grünbach, Ilgesheim, Kefersheim, Mambächel, Oberjeckenbach, Ronnenberg, Wickenhof, Wieselbach und Zaubach wurden zu Wüstungen und knapp 4000 Einwohner mussten das Gelände verlassen. Mit der Einrichtung des Truppenübungsplatzes wurde im Jahre 1937 begonnen, im Jahr 1938 begann dessen Betrieb). Seitdem ist das Anwesen Hauptstraße17 im Besitz der Familie Schmitt. Die Familien Hermann und Schmitt betreiben auf dem Anwesen einen Biohof.

(Leonie Barth, Ruth Lehmacher, Luana Seitz, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Jörg Espenschied, 2020/2021)


Internet
www.deutsche-biographie.de: Ludwig III. (abgerufen 21.06.2021)
www.deutsche-biographie.de: Friedrich II. (monocolus) (abgerufen 21.06.2021)
www.deutsche-biographie.de: Konrad III. (abgerufen 21.06.2021)
www.vgv-baumholder.de: Der Truppenübungsplatz Baumholder (abgerufen 08.07.2021)
www.regesta-imperii.de: RI IV,1,2 n. 297, in: Regesta Imperii Online - Konrad III. - RI IV,1,2 n. 297 1144 (Mai), Bamberg (Babenberg) (abgerufen 09.07.2021)
www.woerterbuchnetz.de: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Wagenfrohne (abgerufen 08.07.2021)

Literatur

Ammerich, Hans; Heberer, Pia; Keddigkeit, Jürgen; Lagemann, Charlotte; Untermann, Matthias (2014)
Pfälzisches Klosterlexikon. 5 Bände. Kaiserslautern.
Dolch, Martin; Greule, Albrecht (1991)
Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz. (Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Speyer.) Speyer.

Dreiseithof Hauptstraße 17 in Weitersweiler

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße 17
Ort
67808 Weitersweiler
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Archivauswertung

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Dreiseithof Hauptstraße 17 in Weitersweiler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-335793 (Abgerufen: 12. Dezember 2024)
Seitenanfang