Gebäude
Innenraum
Hochaltar
Gedenktafeln
Geschichte
Quellen/Internet
Gebäude
Die Traufhöhe der Kapelle liegt bei 4 Metern. Das Gebäude wirkt sehr massiv. Gedeckt ist die Kapelle mit einem Walmdach. Wie üblich bei Kirchengebäuden ist der Altarraum nach Osten ausgerichtet. Der Eingang erfolgt von Westen. Die Türe ist dunkelbraun gerahmt. Die übrige Fassade ist hellbeige verputzt. Die Nord- und die Südwand sind von zwei gotischen Spitzbogenfenstern mit mittlerem Steg durchbrochen. Oberhalb der Tür ist ein Kreuzrelief in der Fassade angebracht. Ein Strebepfeiler gliedert die Südfassade.
Innenraum
Das Innere der Kapelle ist schlicht gehalten. Vier Bänke sind gegen die Ostmauer ausgerichtet. Dort befand sich ursprünglich der Altar. An der Stelle des Altars befindet sich heute ein Kruzifix. Dieses wird von den Figuren der Gottesmutter Maria und des Jüngers Johannes flankiert. Die Decke ist als Kreuzgradgewölbe ausgebildet.
Hochaltar
An der Ostwand stand im Innenraum ein Rokoko-Hochaltar. Im Jahr 1970 wurde dieser Altar in die Pfarrkirche Weitersweiler überführt. Geziert wurde der im Jahre 1760 geschnitzte Altar mit Akanthusblättern, Voluten und Muschelwerk. Auch eine Figurengruppe war in die Muschelnische oberhalb des Tabernakels integriert. Sie zeigt eine Vesperszene: Die trauernde Gottesmutter hält den toten Jesus auf dem Schoß.
Gedenktafeln
An der Gebäudeseite in Richtung Lindenstraße sind zwei Gedenktafeln in der Fassade eingebaut. Die linke Tafel greift die Form eines Gebäudes mit Giebel auf. Im oberen Teil ist ein Kelch sowie ein Brot zu sehen. Diese beiden Elemente symbolisieren den Leib und das Blut Christi. Darunter befindet sich zentral ein Lothringerkreuz. Dieses wird von folgender Inschrift eingerahmt:
sub hoc signo (Kreuzstamm) requiescit
A(mplissimus)R(everendissimus)D(octissimus) joannes (Kreuzstamm) conradus
Anderetsch (Kreuzstamm) per annos 20
huius Loci pastor sed n tus
obyt 28. Decembris 1727
cuius anima requiescat in
sancta pace
Die Übersetzung der Inschrift lautet:
Unter diesem Zeichen ruht
der bedeutendste, hochwürdigste und gelehrteste Johannes Conrad
Anderetsch, durch 20 Jahre
dieses Ortes residierender Pfarrer,
er ist gestorben 28. des Dezembers 1727,
dessen Seele möge ruhen in
heiligem Frieden.
Es handelt sich bei der Gedenktafel um die Grabplatte des Joannes Conradus Anderetsch. Er war 20 Jahre lang Pfarrer in Weitersweiler. Im Jahre 1727 verstarb er.
Die zweite Tafel enthält die Inschrift:
R(everendissimus). P(iissimus). Franciscus Dorn
è societate Jesu Missionarius
Missione hic coeptae immortuus
Die 29. Aug(u)sti 1726
jacet sub lapide hoc signo notato
IHS (mit Kreuz auf Balken des H)
R I P
Die Übersetzung lautet:
Der hochwürdigste, frömmste Franziskus Dorn,
Missionar der Gesellschaft Jesu (= Jesuiten),
verstorben, nachdem er hier eine Mission begonnen hatte,
am 29. Tage des August 1726
er liegt unter diesem mit Zeichen beschriebenen Stein
I(esum) H(abemus) S(ocium)
(Wir haben Jesus zum Gefährten)
R(equiescat) I(n) P(ace)
Er möge in Frieden ruhen
Es handelt sich um die Grabplatte des Missionars Franciscus Dorn aus der Mission Jesu. Dorn verstarb am 29. August des Jahres 1726. Die Grabsteine stammen von dem Gelände um die Kapelle, das ursprünglich als Kirchhof (Friedhof) diente.
Geschichte
Die Kapelle wurde vermutlich im frühen 14. Jahrhundert erbaut. Der erste Beleg der Kapelle stammt aus dem Jahr 1317. Ritter Heinrich von Morsbach stiftete in diesem Jahr eine „ewige“ Messe. Ab dem Jahre 1487 gehörte die Kapelle zur Pfarrei Dreisen, bis sich 1706 der Pfarrer Johannes Conrad Auderetsch in Weitersweiler niederließ und im Jahre 1707 eine selbstständige Pfarrei einrichtete (Pilger 1970). Durch den Anbau eines Schiffes wurde die Kapelle zur Pfarrkirche erweitert. 30 Jahre später wurde die Kirche um einen 14 Meter hohen Glockenturm ergänzt. Bis ins Jahr1855 lag um die Kirche herum der Friedhof. Im Jahre 1856 wurde die Kirche durch einen Blitzschlag schwer beschädigt. Das Schiff und der Turm mussten in den Jahren 1873-1875 abgerissen werden. Der mittelalterliche Chor (Altarraum) konnte erhalten werden. Die Restaurierungsarbeiten dauerten bis ins Jahr 1920 an.
An der Westwand links vom Eingang ist eine weitere Inschrift zu finden, die mit einem Kelch mit Segenshand und zwei Rosetten verziert ist:
TEMPES DIVISIS PALATINIS OMNIBUS AN(N)O 1707
SORTE REFORMATIS CECIDIT DRE
SENSE REPULSUS / PASTOR HONO
RE DEI QUOQUE SANCTI BARTHOLOMAEI
MOTUS PATRONI PRAESENS ER(R)EXIT AB IMI (S; AUF DEM RAND)
1707 * ASTIN CATHOLICUM TEMPLUM HOC
UT SERVIAT USUM * SIC BENEFACTORUM
FUERAT MENS FIRMA PIORUM HIS DEUS AE
TERNAM DET PRO MERCEDEQUE TEM(S)
IOES (= Johannes) CONRAD ANDERETSCH PRIMUS
PASTORI IN WEITERSWEILLER EX MARDORFF
PROPE AMOENEBURGUM IN HASSIA
Die Übersetzung lautet:
„Tempes“ fiel in der Pfälzischen Kirchenteilung im Jahre 1707
an/durch das Los der Reformierten.
Nachdem er aus Dreisen vertrieben wurde, hat der Hirte (= Pfarrer)
angetrieben von Gottes und auch des heiligen Kirchenpatrons Bartholomäus Ehre
ABIMI(S) 1707 (ASTIN = ab Christi Natus) seit Christi Geburt dieses gegenwärtige katholische Gotteshaus errichtet, damit es dem (kultischen) Gebrauch diene.
So war es die feste Absicht der frommen Wohltäter gewesen.
Diesen (= den frommen Wohltätern, siehe oben) gebe Gott das Ewige
(substantiviertes Adjektiv) als Lohn
(und) ebenso dem Johannes Conrad Anderetsch, dem ersten Pfarrer in Weitersweiler,
aus Mardorf nahe bei Amöneburg in Hessen.
Am 29. August 1920 wurde das Gebäude als Trauerkapelle und Gedächtnisort zur Ehrung der Gefallenen des Ersten Weltkriegs eingeweiht. Auf dem neu hergerichteten Altar steht seither geschrieben: „Renoviert von der katholischen Gemeinde Weitersweiler zum Andenken an die im Kriege 1914/18 Gefallenen“.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts verschlechterte sich der Zustand der Kapelle. Um das Jahr 1970 wurde die Außenfassade neu verputzt. Der Hochaltar wurde in die Pfarrkirche des Ortes überführt. Doch in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verwitterte die Außenfassade erneut. Das Mauerwerk lag teilweise ungeschützt frei. Um das Jahr 2000 wurde daher eine umfassende Restaurierung des Gebäudes geplant und ausgeführt. Die Einweihung des erneuerten Gebäudes fand im Jahre 2004 statt.
Die Kapelle Sankt Bartholomäus in Weitersweiler ist im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Donnersbergkreis geführt. Der Eintrag lautet: „Kath. Kapelle St. Bartholomäus Lindenstraße 2 gotischer Chor, 14. Jh., Westwand und Walmdach nach 1875“.
(Leonie Barth, Ruth Lehmacher, Luana Seitz, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Josef Matheis, 2020)
Quellen
„Kapellen in unserem Bistum“. In: „Der Pilger - Kirchenzeitung für das Bistum Speyer“, Pilgerdruckerei Speyer, Ausgabe 23.8.1970.
Internet
mateo.uni-mannheim.de: Caveat lector, an OCR-scan of the book Sigla Latina in Libris Impressis Occurrentia by Marek Winiarczyk (abgerufen 08.03.2021)