Vor dem Beginn der Steinkohlenförderung gab es nur eine geringe Anzahl an evangelischen Christen im Gebiet der heutigen Stadt Übach-Palenberg, bei denen es sich überwiegend um preußische Beamte und ihre Familien handelte. Mit dem Zuzug von Bergarbeiterfamilien aus dem gesamten Deutschen Reich stieg deren Anzahl, sodass 1921 der erste evangelische Gottesdienst abgehalten werden konnte. Bis zum Bau der Erlöserkirche 1932 wurden die Gottesdienste unter anderem in der Zechenkantine und der Volksschule Palenberg abgehalten.
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahren wurde der Wunsch nach einer eigenen evangelischen Kirche immer lauter. Ein erster neobarocker Entwurf von 1928 wurde nicht realisiert. Wenige Jahre später, 1931, legte der von der evangelischen Gemeinde beauftragte Architekt Johannes Everling (1899-1974) einen komplett neuen Entwurf vor. Im Anschluss begannen die Bauarbeiten, die im Juni 1932 abgeschlossen waren.
Der vom Straßenniveau erhöhte und über Freitreppen erreichbare Kastenbau erhielt erst in den 1960er Jahren sein weißes Äußeres. Bis dahin war vom etwa 40 Meter langen und 6 Meter hohem Kirchenschiff das Eisenbetonskelett mit seiner Ziegelausfachung erkennbar gewesen und der in der Symmetrieachse der Kirche liegende Westturm zeigte sich mit seinen drei Bogennischen betonsichtig.
Das Kirchenschiff verfügt über doppelte Rundbogenfenster und unterhalb des Kirchenraums wurde ein Gemeindesaal angelegt. Geplant, aber nicht ausgeführt wurden Grünanlagen zu beiden Seiten der Kirche sowie ein Pfarrhaus und ein Kindergarten. Die schlichte Innenausstattung griff die verwendeten Materialien des Außenbaus auf: So waren Altar, Kanzel und Taufbecken ebenfalls aus Beton und einzig ein lebensgroßes Kruzifix schmückte den Innenraum.
Mit ihrem ursprünglich unverputzten Äußeren stellte die Erlöserkirche zu ihrer Bauzeit eine Besonderheit im rheinischen Kirchenbau dar. Die eigentliche Konstruktion wurde hier nicht hinter einer Ziegelfassade oder Putz verbaut, sondern sichtbar belassen und erinnerte an einen Industriebau, der sich in die anliegende Werksiedlung einfügte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu mehren Umbauten und Umgestaltungen der Kirche. 1954 erhielt die Erlöserkirche eine Akustikdecke, neue Lampen und der Altar, das Taufbecken und die Kanzel wurden ersetzt. 1963 und 1964 wurden eine neue Orgel eingebaut und Buntglasfenster eingesetzt. Zugleich wurden die äußeren Freitreppen entfernt, die Vorhalle erweitert und verglast, sowie das Äußere des Baus verputzt und weiß gestrichen.
Die Erlöserkirche wurde am damaligen Rand der Siedlungsbebauung zwischen Übach und Palenberg an der Maastrichter Straße, einer Hauptstraße, errichtet. Die eigentliche Hauptstraße der Werkssiedlung Palenberg in Ost-West Richtung, die Kirchstraße, ist direkt auf die Waschkaue des Bergwerkes ausgerichtet. Etwa hundert Meter vor dem (früheren) Bergwerksgelände, mündet der Hauptverkehrsfluss allerdings in die in Nord-Süd Richtung kreuzende Carolus-Magnus-Allee und führt auf die evangelische Erlöserkirche zu, die so am Ende der Carolus-Magnus-Allee zu einem markanten Blickpunkt wird.
Die Gewerkschaft Carolus Magnus beeinflusste und unterstützte im besonderen Maße den Bau der katholischen und der evangelischen Kirchen in der Werkssiedlung Palenberg, auch wenn sie selbst nicht als Bauträger in Erscheinung trat. Für den Bau der Erlöserkirche stellte Carolus Magnus das Baumaterial, Personal und mit dem Zechenbaumeister die Bauleitung bereit.
Für die wachsenden Gemeinden wurden mit der evangelischen Erlöserkirche und der katholischen Kirche St. Theresia zwei moderne blockhafte Kirchenbauten errichtet, welche auf äußere Verzierungen weitestgehend verzichten.
Denkmalschutz
Das Objekt „Evangelische Erlöserkirche“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Stadt Übach-Palenberg, laufende Nr. 7).
(Robert Gansen, Universität Bonn, 2021)
Internet
www.kirche-uep.de: Evangelische Kirchengemeinde Übach-Palenberg (abgerufen 21.06.2021)
www.limburg-bernd.de: Denkmale in der Stadt Übach-Palenberg, Evangelische Erlöserkirche in Palenberg (abgerufen 21.06.2021)