Kirche Sankt Bartholomäus in Sankt Aldegund

Alte Kirche

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Fachsicht(en): Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Sankt Aldegund
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 04′ 56,6″ N: 7° 07′ 43,88″ O 50,08239°N: 7,12885°O
Koordinate UTM 32.366.133,95 m: 5.549.467,95 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.838,76 m: 5.550.183,49 m
  • Alte Kirche und Dorf

    Alte Kirche und Dorf

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    Lage am Ortsrand

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    Altarraum der Kirche

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    Kanzel

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    Madonna

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    Panorama mit Kirchen Sankt Aldegund (2017)

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Die über dem Ort am Berghang gelegene Kirche wird erstmals 1144 erwähnt. Dies ist einer Urkunde von 1193 zu entnehmen. Sie bezieht sich auch auf ein „claustrum“ (Kloster, Klosterhof), von dem keine baulichen Reste mehr feststellbar sind.
Die Kirche ist heute eine Filialkirche und wird von der örtlichen Pfarrei zusätzlich betreut. Sie prägt das Ortsbild und ist besonders mit ihrer Umgebung von fesselnder Stimmung und malerischer Wirkung - wie es Ludwig Mathar (1924) beschreibt.

Bauwerk
Ausstattung
Bauwerk und Ausstattung im Wandel der Zeit
Rettung und Wiederherstellung
Friedhof an der Kirche

Bauwerk
Inmitten des alten, mauerumgebenen Friedhofs liegt der verputzte Bruchsteinbau aus dem 12. Jahrhundert. Sein Schiff und sein Chor sind 14 Meter lang. Das fast quadratische Schiff ist acht Meter breit.
Spätromanisch ist der quadratische Ostchor mit seinen gemauerten Wand- und Fensterbögen, der Altarmensa und dem Rechteckfinster an der Stirnwand. Die beiden höhergelegenen Fenster der Chorwand sind Einfügungen des 18. Jahrhunderts. Aus der gesamten Baukonstruktion kann durchaus geschlossen werden, dass die Kirche ursprünglich eine Holzdecke besaß. Der Bau war um die Mitte des 14. Jahrhunderts so stark zerfallen, dass am 1. Februar 1351 eine Einigung über die Erneuerung der Kirche zwischen der Gemeinde und dem Stift Pfalzel getroffen werden musste. Gegen die jährliche Lieferung eines Ohms Most vom Zehnten des Stifts stellte die Gemeinde die Kirche wieder her und sorgte für deren Unterhalt. Ein Ohm entsprach mindestens 134 Litern. Dem Stift oblag aber weiterhin die Beschaffung und Unterhaltung der heiligen Geräte und Gewänder.
Mit dem Erneuerungsbau erhielt der Chor unter Beibehaltung der romanisch gegliederten Wände wohl ein gotisches Kreuzgewölbe und zwei Nebenaltäre, deren Mensen noch vorhanden sind.
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Westturm
Der Westturm spätromanischen Stils stammt aus der Wende zum 13. Jahrhundert. Er zeigt an der Nordseite einen spitzbogigen Eingang mit schön gefügter einflügeliger Brettertür aus der Wendezeit zum 17. Jahrhundert, darüber ein flachbogiges Oberlicht. Im zweiten Geschoss hat der Turm schmale Fensterschlitze, im dritten an der Nord-, Ost- und Südseite je ein kleines rundbogiges Fenster und darüber jeweils ein Rhombendach, in dessen Giebeln nach Norden, Osten und Süden je ein Paar rundbogige Schallöffnungen auf spätromanischen Mittelsäulen eingefügt und durch geometrische Bandmalerei abgesetzt sind. Auf den vier Turmdachseiten sitzen spätgotische Dachfenster mit blattwerkgeschmückten Bleiknäufen. Den Helm krönt ein kreuzförmiger Blattknauf mit einer schmiedeeisernen Wetterfahne.

Sankt Aldegund besitzt eine der ältesten Glocken im Moselland. Eine Inschrift ist nicht vorhanden. Unten ist sie mit drei Rillen verziert. Laut Gutachten der Glockensachverständigen Birgit Müller von 2012 ist die 57,5 Kilogramm schwere Glocke mit einem Durchmesser von 458 Millimetern und dem Ton h2+3 in der Glockenform „Zuckerhut“ um 1200 gegossen worden. Sie hängt heute im Dachreiter über dem Chor. Eine zweite Glocke, die 1472 von Clais von Enen und eine größere, die 1521 von Diedrich von Bonn gegossen wurde, sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden, wurden aber 1973 neu gegossen. Der im Jahr 1525 erweiterte Ablass besagt, dass beim Läuten dieser größeren Glocke am Mittag durch ein Gebet ein Ablass gewonnen werden konnte.
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Ausstattung
Die Kirche besitzt eine reichhaltige Innenausstattung.

Fresken
Der Chorraum wurde vor dem Jahr 1451, wahrscheinlich um die Wende zum 15. Jahrhundert, mit Fresken geschmückt, die bei den Renovierungsarbeiten im Jahr 1968 wieder freigelegt und fixiert wurden. Für die Annahme, dass die Fresken zwischen den Jahren 1351 und 1451 aufgebracht wurden, sprechen die über die ursprüngliche Bemalung gelegten Weihkreuze al fresco. Diese entstanden zur Weihe von Kirche und Altar durch Bischof Hubertus am 29. Juni 1451. Auch die Abgrenzung der Malflächen durch das ehemalige Gewölbe deuten auf den vermuteten Entstehungszeitraum hin.

Figuren und Architekturmalerei
Soweit erkennbar sind Figuren und Architekturmalerei eher frühgotisch. Da die Figuren nur teilweise in den Umrissen erkennbar und die Schriftfahnen lediglich rudimentär erhalten sind, ist die Zuordnung einigermaßen schwierig. An der Südwand über der kleinen Chorpforte ist der Apostel Paulus abgebildet, was auf das Paulus-Patrozinium von Pfalzel hinweist; auf der Ostwand sind die Kirchenpatrone Sankt Bartholomäus und Aldegundis sowie zwei weitere Heilige (vermutlich Maria und Nikolaus) zu sehen. Die Nordwand des Chores schmückt eine Kreuzigungsgruppe, deren heute noch erkennbare Linien eine meisterliche Hand verraten. Über dem linken Seitenaltar befindet sich die noch recht gut erhaltene Skulptur einer weiblichen Heiligen.

Altar
Bereits in dem Indulgenz-Erlass (Ablasserlass, Gnadenakt) aus dem Jahr 1478 wird von Wallfahrten gesprochen, die zu der Filialkirche führten. In der Folge dieser Wallfahrten hat die Kirche seit 1420 einen Altar der Heiligen Anna erhalten, der im Jahr 1614 von Meis Heinzen und seiner Frau Katharina neu errichtet wurde. Ob die in der Pfarrkirche bewahrte „Anna selbdritt“ von dem Jahr 1420 errichteten Altar stammt, lässt sich nur schwer beurteilen. Sie ist ein Andachtsbild, dass die Heilige Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind zeigt. Vogts datiert das Andachtsbild ins 16. Jahrhundert. Nach den Urkunden aus den Jahren 1445 und 1472 besaß die Kirche einen von Heinrich Hungermann gestifteten Hauptaltar für den Heiligen Jakobus und Christophorus, der aber bereits in der Visitation aus dem Jahr 1653 nicht mehr erwähnt wird.
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„Ecce Homo“
Mit der wirtschaftlichen Blüte zu Beginn des 16. Jahrhunderts und getragen vom Wohlwollen des kurfürstlichen Schultheißen Johannes Lemen erfährt die künstlerische Ausstattung der Kirche einen besonderen Höhepunkt. Ein auf 1522 datierter „Ecce Homo“ gilt als besonders gute Arbeit. Der auf einem Felsen mit zwei Schädeln, Würfeln und einer Kröte sitzende, an Armen und Beinen gefesselte Christus mit großer Dornenkrone zeigt eine sehr gute Durcharbeitung mit großer Ausdruckskraft. Daneben steht eine Geißelsäule, von Ruten und Geißeln umschlungen, auf achteckiger Basis mit ebensolchem Kapitell, in das die Jahreszeichen und das Steinmetzzeichen eingemeißelt sind. Das aus Breccien-Sandstein fein herausmodellierte Werk ist vermutlich lothringischer Herkunft.

Turmmonstranz, Weihwasserkessel und späte Fresken
Im gleichen Jahr erhielt die Kirche ein gotisches Reliquiar (Silber, vergoldet, 62 cm hoch) in Form einer Turmmonstranz mit Silberfiguren der Apostel Petrus und Paulus. Drei weitere kleinere Silberfiguren der Heiligen Bartholomäus und Aldegundis sowie noch einmal Petrus stammen aus der Zeit der nicht ganz geglückten Umarbeitung - wahrscheinlich im späten 19. Jahrhundert, da Lehfeldt noch das Original beschreibt. Ähnliche Reliquiare in zum Teil besserer Durcharbeitung, aber sicher aus der gleichen Werkstatt und auf das gleiche Jahr datiert, befinden sich in den Nachbarorten Briedel und Ediger.

Ein weiteres Schmuckstück aus der Zeit der Spätgotik ist der bronzene Weihwasserkessel mit zwei wappenhaltenden Engelbrustbildern; auf den Schilden ist das Zeichen des Gießers zu sehen.
Dass die an der Langhausnordwand teilweise erhaltenen Fresken, eine belebte Figurengruppe, ebenfalls aus dieser Zeit stammen, ist möglich, da Komposition und Faltenwurf stärker spätgotische Elemente zeigen als die Fresken im Chor.
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Altarepitaph
Die weitere Baugeschichte der Kirche ist wiederum geprägt von einem Gönner, der direkte Beziehungen zur bischöflichen Kurie hatte. Es war der kurfürstliche Vogt Niclas Rultz, der von etwa 1570 bis zu seinem Tode 1601 als Vogt in St. Aldegund wirkte. Als Rultz verstarb, stiftete seine Witwe Gertrud zu seinem Andenken ein Altarepitaph (Grabinschrift) und ein feierliches Jahrgedächtnis am Tag nach dem St. Thomas-Tag. Es sollte Brot von zwei Maltern Korn oder zwölf Gulden zusätzlich den Zins von 100 fl. an die Teilnehmer der Messe verteilt werden. Das Epitaph wurde von ihr bei dem Trierer Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann (geboren um 1545 in Sinsheim, gestorben 1616 in Trier) in Auftrag gegeben.

Als das Werk Mitte der 1950er Jahre in Aachener Privatbesitz kam, erfuhr es durch W. Jung seine Zuordnung und die ihm angemessene Würdigung im Gesamtwerk des H.R. Hoffmann. Der um die Kunstdenkmäler des Kreises Zell verdiente Hans Vogts hatte bereits 1915 vermutungsweise und 1938 mit Sicherheit das Werk der Hoffmann-Schule zugesprochen. Die Hauptinschrift verschwand zunächst nach dem Verkauf um 1900 und wurde durch die Großbuchstaben J(esus) M(aria) J(osef) ersetzt. Der alte Zustand ist auf einer Fotografie von 1870 im Pfarrarchiv noch ersichtlich und sollte nach Möglichkeit wieder hergestellt werden. Sie lautet:

ANNO 1601 IST IN GOTT VERSTORBEN UND LIGT ALLHIE BEGRABE DER EHRENHAFTER UND VORNEHMER NICLAS ROLTZ VON KIRCHBRICH IN ZEIT SEINES LEBENS VHAGT ALLHIE DESSEN SEEL DER ALLMECHTICH GOTT GNEDICH SEIN WOLLE UND HAT DIE EHRN UND DUGENTSAME GERTRUDA KEISERIN SEIN EHELICHE HAUSFRAW DIESE ALTAR GOTT DEM ALLMECHTIGEN ZU EHRE DER KIRCHIN ZU ZIR UND IHNE BEIDEN ZU GEDECHTN MACHEN UND UFFRICHTEN LASSEN.

Kanzel
Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges erhielt die Kirche eine weitere wertvolle Ausstattung: Eine im hiesigen Raum geschaffene prachtvolle schmiedeeiserne Kanzel. Sie war ein genaues Gegenstück der Vorlesekanzel aus dem Kloster Stuben. Sie datiert auf das Jahr 1663. Die Stubener Kanzel steht jetzt im Städtischen Museum Trier. Die Felder des Achtecks bestehen aus vergoldeten Rundeisen. Die vertikalen Stäbe mit Volutenstützen, eine profilierte Horizontalgliederung, begrenzt unter Aufteilung die Felder, die von gegenständig angeordneten Spiralen in leichtem Wechsel gefüllt sind. Die Enden der Rollungen sind mit gleichartigen Rosetten besetzt. Im oberen Mittelfeld befindet sich das Ortswappen. Diese Kanzel wurde nach ihrem Rückkauf im Jahr 1958 aus dem Kölner Kunsthandel am ursprünglichen Standort wieder aufgestellt.
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Bauwerk und Ausstattung im Wandel der Zeit
In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche weitgehend umgestaltet. Das Langhaus erhielt ein hölzernes Tonnengewölbe, der Chor wurde bis zur Dachschräge geöffnet und erhielt oberhalb des Barockaltars zwei Fenster, während man das Fenster im romanischen Bogen der Chor-Ostwand zumauerte. Es wurden neue, größere Fenster gebrochen, darunter ein Ochsenauge an der Südwand. Auf das Chordach setzte man ein vierseitiges seitlich offenes Glockentürmchen mit geschwungenem Dach und reich geschmiedetem Kreuz. Zur Vergrößerung der Sitzplatzzahl baute man eine hölzerne Empore mit kräftiger Riegelbrüstung auf zwei Mittelsäulen.
Die Kirche erhielt eine neue Ausmalung von geringerem Kunstwert, wovon noch Teile über den Chorfenstern erhalten sind. Am Barockaltar wurden seitlich die Ranken entfernt. Auf flache Konsolen stellte man gut durchgearbeitete Skulpturen der Patrone Sankt Bartholomäus und Sankt Aldegundis. 1965 wurde der Altar restauriert und als linker Seitenaltar in der neugotischen Pfarrkirche am Moselufer, der Pfarrkirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus, aufgestellt. Auch die Figuren der Kirchenpatrone erhielten einen neuen Platz auf den Stirnpfeilern des Chores der neugotischen Pfarrkirche.

Nach der Weihe der neugotischen Kirche am Moselufer wurde die romanische Kirche „verlassen“, Kirche und Umgebung wurden Schutt- und Spielplatz. Im Jahr 1899 sollte das Bauwerk mit Ausnahme des Turmes sogar abgerissen werden, was die Gemeinde aber aus Geldmangel ablehnte.
Nach Fertigstellung der neugotischen Pfarrkirche verkaufte die Gemeinde nach dem Jahr 1872 wesentliche Teile der Ausstattung an den Kunstsammler Nellesen, der auf seiner „Emmaburg“ in Ostbelgien eine große Kunstsammlung unterhielt.

Rettung und Wiederherstellung
So ist es den besonderen Bemühungen des langjährigen Sankt Aldegunder Lehrers Wilhelm Klein und des damaligen Kreisbaumeisters Hans Vogts zu verdanken, dass die Kirche mit Hilfe des Denkmalamtes im Jahr 1913 in ihrer Substanz gerettet wurde. Im Ersten Weltkrieg drohte die Mühe vergeblich gewesen zu sein, denn die Kirche wurde Gefangenenlager, Pferdestall des Militärs und 1917 Trafostation. Letzteres wurde auf Betreiben der Gemeinde 1935 geändert. Auch im Zweiten Weltkrieg war die Kirche Gefangenenlager, Munitionslager und Stall, später wurde sie als Spielplatz zweckentfremdet. Nur manchen Zufällen und der Initiative einiger Privatpersonen ist es zu verdanken, dass Gebäude und Kunstschätze erhalten blieben. Einiges ist verschwunden, so ein von Hans Vogts als sehr gut bezeichneter Kruzifixus, der den Marienaltar krönte, eine frühbarocke Rochus-Statue, die über die Sammlung v. Liebig verschwand, zwei gotische Zinnleuchter und kleinere Ausstattungsstücke.
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Im Jahr 1958 wurde die schmiedeeiserne Kanzel, ehemals Kanzel der Sankt Aldegunder Kirche, im Kölner Kunsthandel angeboten. Ein aufmerksamer Sankt Aldegunder Bürger erfuhr hiervon und bemühte sich sehr um die Beschaffung der Kaufsumme. Noch im Jahr 1958 kehrte die Kanzel an ihren seit Mitte des 17. Jahrhunderts angestammten Platz zurück.

Das Hoffmann-Epitaph blieb zunächst weiter verschollen. Man fand es aber Anfang der 1960er Jahre im Besitz des Sammler-Ehepaares Peter und Irene Ludwig in Aachen. Die Eheleute Ludwig wollten aber nicht verkaufen. Bei einem Besuch der Kirche in St. Aldegund „verliebten“ sich jedoch Peter und Irene Ludwig in das wertvolle, aber renovierungsbedürftige Gotteshaus. Erst nach vielfältigen Bemühungen in den Jahren 1961 bis 1967 gelang es - vor allem durch die Eheleute Peter und Irene Ludwig - die Finanzierung einer umfassenden Restaurierung sicherzustellen. Die Eheleute Ludwig boten ihre finanzielle Unterstützung an, die Restauerierung konnte in den Jahren 1967 bis 1971 durchgeführt werden. Mit der Rückführung des Epitaphs und der Neukonsekration der Kirche am 3. Oktober 1971 waren die Arbeiten abgeschlossen.

Gleichzeitig baten die Eheleute Ludwig um die Einrichtung einer Grabstätte, die im Rahmen der Restaurierung unterhalb des Ostchores der am Hang stehenden Kirche und von außen zugänglich eingerichtet wurde. Dort fanden Peter Ludwig 1996 und Irene Ludwig 2010 ihre letzte Ruhestätte. Neben den mit Bronzetafeln verschlossenen Gruften wurden auf Wunsch von Peter und Irene Ludwig die von Arno Breker geschaffenen Büsten aufgestellt. Mit der Beisetzung der Eheleute Ludwig ging das wertvolle Epitaph in den Besitz der Sankt Aldegunder Kirche über.
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Friedhof an der Kirche
Der umgebende Friedhof - einst überragt von dem nunmehr auf dem neuen Friedhof stehenden Sandsteinkreuz des Jahres 1617 - weist einen rundbogigen Zugang auf, der mit der hohen Stützmauer der Anlage einen wehrhaften Charakter verleiht. Auf dem Friedhof steht eine Reihe von Basaltkreuzen des 17. bis 19. Jahrhunderts. Sie besitzen Hausmarken, darunter das vormals an der Bundesstraße stehende Gedenkkreuz für einen ertrunkenen Schiffer aus dem Jahr 1811, im Volksmund „Steinekreuzer Bock“ genannt, weil der Teufel in Gestalt eines Bockes hinter dem Kreuz nächtliche Wanderer erschreckt haben soll.

Die Kirche St. Bartholomäus in Sankt Aldegund ist in der Nachqualifizierung der Denkmalzone Ortskern Sankt Aldegund Landkreis Cochem-Zell der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz wie folgt eingetragen:
„Alte kath. Pfarrkirche Sankt Bartholomäus. Westturm mit spätromanischem R[h]ombendach, spätes 12. / frühes 13. Jh. Spätgotische Turmspitze mit Gauben. Langhaus mit dreiachsigem Schiff, im Kern gotisch (14. Jh.), Umbau im 18. Jh. Historischer Kirchhof mit Umfassungsmauer, acht Grabkreuzen bez. 1728, 1766, 1783, 1811 und reliefiertem Grabkreuz des 18. Jh. Unterhalb der Kirche in Mauerwerk eingefasste Quelle. Bauliche Gesamtanlage § 5, Abs. 1.1 DSchG.“

(Reinhold und Gerhard Schommers, Sankt Aldegund, 2021)
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Literatur

Mathar, Ludwig (1924)
Die Mosel. Bilder von Land, Volk und Kunst. Bilder von Land, Volk und Kunst. Köln.
Schommers, Gerhard (2020)
Wissenswertes über St. Aldegund, früher und heute. S. 134. S. 28 f, St. Aldegund.
Schommers, Gerhard (2015)
St. Aldegund - Dalliend - Bugramm. Wie es früher war - Wie et freher woa; Ein Moseldorf - seine Flurnamen und Hausnamen in sieben Rundgängen durch Dorf, Weinberge und die gesamte Gemarkung. S. 83. S. 46 f, St. Aldegund.
Schommers, Reinhold; Schommers, Gerhard (2018)
St. Aldegund an der Mosel. St. Aldegund an der Mosel mit den Pfarrkirchen St. Bartholomäus. (Rheinische Kunststätten, Heft 566.) S. 19. S. 5 f, Köln.

Kirche Sankt Bartholomäus in Sankt Aldegund

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Alte Kirchgasse 6 a
Ort
56858 Sankt Aldegund
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalzone gem. § 5 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1193

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„Kirche Sankt Bartholomäus in Sankt Aldegund”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-332641 (Abgerufen: 20. Mai 2024)
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