Pfarrkirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

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Fachsicht(en): Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Sankt Aldegund
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 04′ 53,04″ N: 7° 07′ 49,1″ O 50,0814°N: 7,1303°O
Koordinate UTM 32.366.234,92 m: 5.549.355,39 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.580.944,19 m: 5.550.075,04 m
  • Außenansicht der Pfarrkirche aus den Weinbergen gesehen

    Außenansicht der Pfarrkirche aus den Weinbergen gesehen

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  • Chorraum der Kirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

    Chorraum der Kirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

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  • Sankt Aldegundis in der Kirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

    Sankt Aldegundis in der Kirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

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  • Marienaltar in der Kirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

    Marienaltar in der Kirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

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  • Anna Selbdritt in der Kirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

    Anna Selbdritt in der Kirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

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Sankt Aldegund ist erst seit 1851 eine selbständige Pfarrei und war bis dahin Filiale der Pfarrei Alf. Nach dem Jahr 1860 war die romanische Kirche Sankt Bartholomäus in Sankt Aldegund zu klein geworden. So drängte sich dem Dorf der Wunsch nach einer neuen, größeren Pfarrkirche auf.
Schon am 2. Oktober 1864 gab der Gemeinderat seine Einwilligung zu einem Neubau, bat aber um eine Frist von sechs bis acht Jahren und beschloss die sofortige Bildung einer Rücklage von 1.600 Talern, die jährlich um 500 Taler aufgestockt werden sollte. Gleichzeitig beschloss der Gemeinderat einen Holz-Einschlag im Distrikt „Neeferbach“ zu Gunsten des Kirchbaus. Der Plan zu der „gothischen Kreuz-Kirche“ fertigte der Düsseldorfer Architekt August Rincklage. Am 12. Februar 1870 erfolgte die Vergabe des Rohbaus nach den Rincklage-Plänen an die Gebrüder Baumotte aus Gütersloh zu einem Festpreis von 17.000 Talern.

Errichtung
Die Bruchsteine zum Bau der Kirche haben die Bürger in Eigenleistung in einem gemeindeeigenen Steinbruch gebrochen und mit Karren ins Tal gebracht. Am 22. März 1870 legte der damals älteste Einwohner von Aldegund, der 90-jährige Philipp Pauly, den ersten Fundamentstein. Am 11. Mai 1870 feierte die Gemeinde die offizielle Grundsteinlegung. Die 13 großen und 6 kleinen Fenster lieferte zum Preis von 750 Talern die Firma Bandi in Köln und baute sie ein. Die Gesamtkosten der Kirche betrugen 28.745 Taler, 26 Silbergroschen und 11 Pfennig. Trotz des im Juli 1870 begonnenen Deutsch-Französischen Krieges wurde an dem Bau unermüdlich fort gearbeitet. Im Herbst 1872 war er abgeschlossen - einschließlich des inneren Ausbaus. Dechant Dr. Schmitz von Zell weihte die Kirche am 8. Oktober 1872. Im Jahr 1911 verfugte die Firma Wirtz aus Pünderich den Bruchsteinbau außen. Das Kircheninnere malte im Stil der Zeit Matthias Faßbender aus Bitburg in den Jahren 1912/1913 aus.

Architektur
Durch eine Verkürzung des Langschiffes von fünf auf vier Joche gewann das Innere der einschiffigen Kreuzkirche an Wirkung. An eine 5/8-Choranlage schließt sich das Langhaus mit vier Jochen an, von denen sich die beiden ersten zu den schmäleren Seitenschiffen öffnen. Die Arkaden zu den Seitenschiffen werden von zwei großdimensionierten glatten Säulen getragen. Die Wände sind von Höhe des Gesimses an zusätzlich durch gemauerte schmale Schildbögen gegliedert. Sie reichen an den Chor- und Eckpfeilern bis zum Boden. Belichtet wird der hohe Raum von zehn Fenstern im Schiff und drei im Chor, in ihrem Maßwerk mit Rundfenstern schlicht gehalten. In den niedrigen Seitenchören befinden sich je drei Lanzettfenster (lange, schmale Fenster der englischen Frühgotik).

Ausstattung früher und heute
Die Orgel lieferte der Orgelbauer Bertram aus Engers für 1.015 Taler. Den neugotischen Hochaltar nach dem Entwurf von Rincklake schuf der Bildhauer Scheven aus Münster/Westfalen. Der Altar wurde vom Maler Kleinertz aus Köln polychromiert. Er kostete inclusive der Figuren 1.440 Taler. Leider war er wegen zahlreicher Beschädigungen bei der Umgestaltung der Kirche 1966 nicht mehr verwendbar.
An Bildwerken ist heute neben denen aus der romanischen Kirche noch eine bäuerliche Pieta aus Eichenholz (um 1600) aus der Kapelle im Bungert von 1599 bemerkenswert. Von der Neueinrichtung sind das Hängekreuz (Bronze, vergoldet, Elfenbein) von Rams/Dreher, die Sakramentssäule und der eindrucksvolle Kreuzweg (Bronze auf Kupferplatten) von Keller (Montabaur) zu erwähnen.

Erhalt
Die Kirche hat die beiden Weltkriege ohne wesentliche Schäden überstanden. Allerdings fanden - wohl aus finanziellen Gründen - keine nennenswerten Erhaltungsmaßnahmen statt, was langfristig zu Bauschäden vor allem durch Nässe führte. In den Jahren 1965/1966 fand eine grundlegende Sanierung des Kirchenbaus statt: Der Chorraum wurde nach den Bedürfnissen der Liturgiereform umgestaltet. Leider wurde dabei die gesamte neugotische Ausstattung einschließlich der Altäre zerstört, die kunstvolle farbige Ausmalung weiß übertüncht, die schadhaften bunten Fenster aus der Bauzeit durch Fenster in moderner Gestaltung ersetzt, die Holzempore abgerissen und eine größere Betonempore gebaut. Die Bau- und Umgestaltungsmaßnahmen kosteten 320.000 DM. Der 51 Meter hohe sechseckige Turm wurde in den Jahren 1967/1968 für rund 80.000 DM saniert. Im Jahr 2005 war die nächste Sanierung fällig: Breite Risse durchzogen das neugotische Gewölbe. Große Teile des Putzes zeigten erhebliche Salpeter-Ausblühungen. Die gesamte elektrische Anlage war veraltet. Im Rahmen der Sanierung wurde die Ausmalung von 1912 wieder freigelegt, restauriert oder rekonstruiert, so dass sich die Kirche heute wieder weitgehend im Originalzustand darstellt. Insgesamt wurden 295.000 Euro aufgewendet. Die farbliche Gestaltung der Kirche aus der Zeit nach dem Neubau und die moderne Ausstattung des Chorraumes einschließlich der in den Jahren 1965/1966 neu gestalteten Fenster harmonieren sehr gut. Sie geben der Kirche eine angenehme, würdige und stilvolle Atmosphäre.
In den nachfolgenden Jahren erfolgte eine Stabilisierung der maroden Kirchturmspitze. Der Turm erhielt einen neuen, stabilen Hahn. Zuletzt wurden die drei Turm-Portale aus Sandstein restauriert und zum Teil erneuert. Die Orgel wurde in den Jahren 2018/2019 restauriert.

Die Kirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund ist in der Nachqualifizierung der Denkmalzone Ortskern Sankt Aldegund Landkreis Cochem-Zell der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz wie folgt eingetragen: „Neue kath. Pfarrkirche St. Aldegundis und Bartholomäus. Neugotischer Saalbau, 1864-75, nach Plänen von August Rincklake, Düsseldorf. Massivbau aus Schieferbruchstein mit Querhaus, Chor mit dreiseitigem Abschluss sowie Westturm und Dachreiter. Vor der Kirche Kriegerdenkmal von 1922, in Form einer Halbkreiskolonnade mit figürlichen Reliefs sowie Pylonen und einer Skulptur des Hl. Georg.“


(Gerhard Schommers, Ortsgemeinde Sankt Aldegund, 2021)



Literatur

Schommers, Gerhard (2020)
Wissenswertes über St. Aldegund, früher und heute. S. 134. S. 24 f, St. Aldegund.
Schommers, Reinhold; Schommers, Gerhard (2018)
St. Aldegund an der Mosel. St. Aldegund an der Mosel mit den Pfarrkirchen St. Bartholomäus. (Rheinische Kunststätten, Heft 566.) S. 19. S. 14 f, Köln.

Pfarrkirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Römerstraße 2
Ort
56858 Sankt Aldegund
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1864, Ende nach 1875

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„Pfarrkirche Sankt Aldegundis und Bartholomäus in Sankt Aldegund”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-338892 (Abgerufen: 18. April 2024)
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