Familiengrabstätte Hummerich auf dem Südfriedhof

Kölner „Millionen-Grab“ des Zweiten Weltkriegs

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 54′ 0,11″ N: 6° 56′ 31,3″ O 50,90003°N: 6,94203°O
Koordinate UTM 32.355.289,13 m: 5.640.725,32 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.566.313,05 m: 5.640.948,32 m
  • Grabstätte der Familie Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

    Grabstätte der Familie Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

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  • Die Familiengrabstätte Hummerich auf dem Südfriedhof in Köln (2007), auch bekannt als Kölner "Millionen-Grab" des Zweiten Weltkrieges.

    Die Familiengrabstätte Hummerich auf dem Südfriedhof in Köln (2007), auch bekannt als Kölner "Millionen-Grab" des Zweiten Weltkrieges.

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  • Detail der Familien-Grabstätte Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

    Detail der Familien-Grabstätte Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

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  • Grabstätte der Familie Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

    Grabstätte der Familie Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

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  • Grabstätte der Familie Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

    Grabstätte der Familie Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

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  • Detail der Familien-Grabstätte Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

    Detail der Familien-Grabstätte Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof in Köln-Zollstock (2023).

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Die Familiengrabstätte Hummerich
Die Wandgrabstätte der Familie Hummerich befindet sich in der Flur Nr. 15 des Südfriedhofs an der Allee zwischen dem Haupteingang und dem 1905 errichteten Hochkreuz. Hier befinden sich vornehmlich repräsentative Grabstätten der ersten Belegungszeit.

Die um 1920 entstandene Grabstätte Hummerich ist ein in Kunststein gefertigtes Wandgrab, das über eine raumgreifende Aedikula (ein einer antiken Tempelfront ähnlicher Wand- und Dachaufbau) nach oben mit einem von Lorbeer gekränzten Kreuz abschließt. Die Grabstätte ist als Werk des in Köln tätigen Bildhauers und Kirchenmalers Adalbert Christian Maria Hertel (1868-1952) signiert.
Das Familiengrab ist vor allem im Zusammenhang mit einem kuriosen Vorkommnis aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges bekannt: In einer damals noch unbelegten Kammer dieses Grabes und einigen benachbarten Familiengrabstätten wurden 1944/45 Vermögenswerte der Stadt Köln vor den anrückenden US-Truppen versteckt.

Das Millionen-Grab auf dem Südfriedhof
Der Melatenfriedhof hat seine bekannte „Millionenallee“ – hier befinden sich die Gräber der kölschen (Geld-)Prominenz. Und auch auf dem Südfriedhof ist eine solche Millionenallee zu finden. Hier fanden viele reiche Kölner ihre letzte Ruhe, denn immerhin gehört das noble Viertel Marienburg zum Beerdigungsbezirk des Südfriedhofs. Tatsächlich aber trägt die Millionenallee auf dem Südfriedhof ihren Namen mit vollem Recht, denn hier war einst ein millionenschwerer Schatz versteckt.

Bomben zerstören die Stadt – Amerikaner marschieren von Westen aus Richtung Rhein
Es ist September 1944. Der Krieg hat tiefe Wunden in der Stadt hinterlassen. Bombenangriffe haben Wohnungen verwüstet, die meisten Kölner haben ihre in vielen Teilen unbewohnbare Stadt bereits verlassen. Das VII. US-Korps überschritt am 12. September 1944 die deutsche Grenze, bereits zwei Tage später wurden Teile von Aachen eingenommen.
Selbst der NSDAP-Gauleitung war klar, dass die Truppen auf dem weiteren Vormarsch sind und nur noch wenig Zeit bleibt, bis die großen Städte im Westen des Reichs, darunter auch Köln, eingenommen werden. Daher wurde befohlen, die Wertgegenstände der Stadt, insbesondere das vorhandene Bargeld und Wertpapiere, sicher in einer anderen Stadt unterzubringen. Die Vermögenswerte Kölns sollten weitab der Front nach Duderstadt in den Harz verbracht werden.

Geniales Versteck auf dem Friedhof
Von dieser Idee hält der Kämmerer der Stadt Köln, Oskar Türk, wenig. Seit 1936 ist für die Finanzen der Stadt verantwortlich. Türk bringt das städtische Geld in Sicherheit, aber anders, als es die Gauleitung vorsieht: Er will das Geld sicher verstecken – in einem Grab.
Die Wahl fällt auf die repräsentative Grabstätte der Familie Hummerich auf dem Südfriedhof, ganz nah am Haupteingang. In der Nacht vom 13. auf den 14. September 1944 ist es dann so weit: In einer echten „Nacht-und-Nebel-Aktion“ werden insgesamt 230 Millionen Reichsmark und Wertpapiere im Wert von etwa 70 Millionen Reichsmark zum Südfriedhof geschafft. Nur drei Männer sind eingeweiht: Kämmerer Türk, der Sparkassendirektor Hans Heidkamp und der Kassendirektor Bernhard Land. Sie heben den Deckel der Hummerich-Gruft an und verstauen den Millionenschatz in der darunter liegenden Grabkammer. Die drei Männer vereinbaren striktes Stillschweigen. Erst nach Kriegsende sollte das Geheimnis gelüftet werden.
In den folgenden Monaten kann sich Oskar Türk bei unauffälligen Spaziergängen auf dem Südfriedhof davon überzeugen, dass das Hummerich-Grab unangetastet ist – die Kölner Stadtfinanzen sind sicher untergebracht.

Schatz war verschwunden
Nach dem Krieg forschten die amerikanischen und britischen Besatzer auch nach dem Verbleib der Wertgegenstände der Stadt. Und Türk führte sie zum Hummerich-Grab auf dem Südfriedhof. Doch das Grab war leer, der Millionenschatz verschwunden. „Die Stadtverwaltung hatte das Geld schon herausgeholt“, erklärte Türk in einem 1985 erschienenen Interview des Kölner Stadt-Anzeigers.
Und so saß die Stadt Köln in der unmittelbaren Nachkriegszeit auf einem Millionenschatz. Fraglich ist allerdings, welchen Wert dieser Schatz tatsächlich noch hatte. Dem reinen Nennwert nach waren es tatsächlich Millionenwerte, allerdings war die echte Kaufkraft erheblich geringer. Nur zum Vergleich: Eine Zigarette kostete 1946 auf dem Schwarzmarkt bis zu 10 Reichsmark, ein Pfund Butter zwischen 150 und 250 Reichsmark, Kaffee wurde für mehr als 2.000 Reichsmark je Pfund gehandelt.

Aber immerhin kann man heute noch von einer „echten“ Millionenallee auf dem Südfriedhof sprechen.

Tatsächlich haben viele Menschen gegen Ende des Kriegs Geld, Wertpapiere und sonstige Wertgegenstände versteckt: Vergraben im Garten, eingemauert im Keller, im Dachgebälk versteckt etc. Angeblich wurden auch Friedhöfe als Versteck genutzt. Allerdings will offensichtlich niemand darüber reden – es finden sich kaum belastbare Belege dafür, dass Geld oder ähnliches in Gräbern versteckt wurde.

Der Kölner Kämmerer Oskar Wilhelm Türk (1893-1978) wurde nach dem Krieg trotz seiner „durchaus zweifelhaften Vergangenheit und ... deutlichen Verstrickung mit dem nationalsozialistischen Regime“ in seinem Entnazifizierung-Verfahren 1948 in die niedrigste Kategorisierung V als „Unbelasteter“ eingestuft (vgl. dazu kritisch www.fdp-koeln.de).
Ab 1952 war Türk für die FDP Mitglied im Stadtrat der Stadt Köln und 1956-1958 sowie 1961-1966 Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtags. Von 1952 bis 1956 gehörte er der Landschaftsversammlung Rheinland an. Nach seinem Tod 1978 fand er sein Grab auf dem Kölner Südfriedhof (de.findagrave.com).

(Uli Kievernagel, Köln, 2021 / Ergänzungen von Franz-Josef Knöchel und Lisa Kröger, Digitales Kulturerbe LVR, 2021/2023)

Hinweis
Die Geschichte der Familiengrabstätte Hummerich auf dem Südfriedhof wurde unter „Schon gewusst, ...“ in Heft 3/2023 des Stadtmagazins KölnerLeben vorgestellt (koelnerleben-magazin.de).

Internet
www.koeln-lotse.de: Hummerich: Das Millionen-Grab auf dem Südfriedhof (Uli, der Köln-Lotse vom 10.04.2021, abgerufen 12.04.2021)
koelnerleben-magazin.de: Stadtmagazin KölnerLeben (abgerufen 26.05.2023)
www.fdp-koeln.de: Prof. Dr. Dr. Oskar Türk: Was wir (noch) nicht wissen (Text Willem Fromm, in KölnLiberal, FDP-Kreisverband Köln, 17.01.2020, abgerufen 24.02.2023)
de.findagrave.com: Grabstätte Oskar Wilhelm Türk (abgerufen 24.02.2023)
www.stadt-koeln.de: Südfriedhof (abgerufen 12.04.2021)
de.wikipedia.org: Oskar Türk (abgerufen 12.04.2021)
de.wikipedia.org: Adalbert Hertel (abgerufen 12.04.2021)

Literatur

Bast, Eva-Maria; Klaas, Manuela (2017)
Kölner Geheimnisse. 50 spannende Geschichten aus der Domstadt. S. 121-123, Überlingen.

Familiengrabstätte Hummerich auf dem Südfriedhof

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Höninger Platz 25
Ort
50969 Köln - Zollstock
Fachsicht(en)
Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1915 bis 1925

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Familiengrabstätte Hummerich auf dem Südfriedhof”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-331575 (Abgerufen: 19. April 2024)
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