Die 1927 als „Erste Deutsche Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstraße für Kraftfahrzeuge Nürburg-Ring“ eingeweihte Rennstrecke Nürburgring – die weltbekannte „Grüne Hölle“ – ist nicht alleine eine Stätte des Motorsports, sondern auch traditionell Austragungsort zahlreicher Sportveranstaltungen. Auf den anspruchsvollen (Teil-) Strecken des „Rings“ finden regelmäßig vor allem Lauf- und Radsportwettbewerbe als Jedermann-Rennen des Breitensports statt, darunter „Rad am Ring“ auf der Nordschleife mit ihren Höhenunterschieden von mehreren hundert Metern oder „Circuit Cycling“ auf der Grand-Prix-Strecke mit „nur“ rund 105 Höhenmetern pro Runde.
In einem kleinen Hain an der Auffahrt vom historischen alten Fahrerlager des Nürburgrings hinauf in das neue Fahrerlager der Grand-Prix-Strecke werden zahlreiche Sportler durch Tafeln oder ihnen gewidmete Bäume geehrt. Hier, neben Denkmälern für Automobilrennfahrer wie Wolfgang Graf Berghe von Trips oder Rudolf Caracciola, steht auch eine steinerne Säule mit bronzener Skulptur, mit der an bedeutende Radsport-Rennen und deren Sieger erinnert wird. Die kunstvolle Skulptur an dem Denkmal „Radsport am Nürburgring“ stellt einen stilisierten Radfahrer dar, der auf einer kurvigen Bahn durch die bekannte Silhouette der Rennstrecke fährt. Die Tafel am steinernen Sockel des Denkmals zählt die Sieger in den Rennen „Rudi Altig Race“ von 2016 bis 2018 auf und erinnert daran, dass der „Ring“ in den Jahren 1927, 1966 und 1978 gleich dreimal Austragungsort der Rad-Weltmeisterschaften war.
Rad-Weltmeisterschaften 1927 Nur wenige Wochen nach der feierlichen Eröffnung der Rennstrecke am 18./19. Juni 1927 fanden am 21. Juli die Straßen-Weltmeisterschaften des Welt-Radsport-Verbands Union Cycliste Internationale (UCI) auf dem Nürburgring statt. Da es bis dahin nach Ansicht der UCI zu wenige Straßenprofis gab, war dies zugleich die erste Straßen-WM mit der Beteiligung von Profi-Radrennfahrern. Die anspruchsvolle Strecke in der bergigen Eifel erwies sich dabei als sehr selektiv: „... nur 15 der gestarteten 55 Fahrer (33 Amateure, 22 Profis) erreichten das Ziel nach 182,5 km. Da die Rennräder damals noch nicht mit einer Gangschaltung ausgestattet waren, absolvierten nur zwei Fahrer die langen, bis zu 20-prozentigen Steigungen, ohne abzusteigen“ (Förster 2011, S. 25-26). Die beiden durchweg im Sattel verbliebenen italienischen Radrennfahrer belegten schließlich auch die Ränge 1 und 2: Der neue Straßen-Weltmeister Alfredo Binda (1902-1986) benötigte mit einem Durchschnittstempo von 26,6 km/h eine Zeit von 6‘37,28 Stunden und Costante Girardengo (1893-1978) kam 7 Minuten und 15 Sekunden hinter diesem ins Ziel. Parallel zur Straßen-WM auf dem Nürburgring fanden die Sprint-Wettbewerbe der UCI-Bahn-WM am 17. und 20. Juli auf der Radrennbahn in Köln-Müngersdorf und die Steher-Rennen am 22. und 24. Juli 1927 auf der Radrennbahn in Elberfeld statt.
Rad-Weltmeisterschaften 1966 Nach fast 40 Jahren fand die Straßen-WM 1966 vom 25. bis 28. August erneut auf dem Nürburgring statt. Die Strecke des Mannschafts-Zeitfahrens über 100 Kilometer am 25. August 1966 führte vom Kölner Müngersdorfer Stadion aus auf einer Schleife durch den Rhein-Erft-Kreis und zum Stadion zurück. Das Frauen–Einzelrennen über 46,5 Kilometer führte ebenso wie das Einzelrennen der Amateure über 182,5 Kilometer am 27. August über den „Ring“. An dem Einzelrennen der Berufsfahrer am 28. August nahm vor über 100.000 Zuschauern neben klaren WM-Favoriten wie dem Briten Tom Simpson, dem Belgier Eddy Merckx und dem Franzosen Jacques Anquetil auch der deutsche Vize-Weltmeister von 1965, Rudi Altig (1937-2016) aus Remagen teil. In einem gleichermaßen harten wie dramatischen Rennen über die Distanz von 273,72 Kilometer – 12 Runden auf der seinerzeit 22,8 Kilometer langen Nordschleife – erreichten von 74 Startern gerade einmal 22 das Ziel. Das Rennen hatte einen so knappen Ausgang, dass die drei Erstplatzierten in gleicher Zeit gewertet wurden. Rudi Altig erkämpfte sich nach 7,21:10 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 36,4 km/h den WM-Titel, der ihm im gleichen Jahr auch die Auszeichnung zum „Sportler des Jahres“ einbrachte.
Rad-Weltmeisterschaften 1978 Die UCI-Straßen-Weltmeisterschaften wurden letztmals mit den Einzelrennen für Profis und für Amateure am 23., 26. und 27. August 1978 auf der Nürburgring-Nordschleife ausgetragen, welche die Amateure erneut 8 mal und die Profis 12 mal zu umrunden hatten. Das Frauen-Rennen über 70,5 Kilometer und das Mannschaftszeitfahren wurden auf einer Rundstrecke bei Pulheim-Brauweiler ausgetragen. Bei den Damen siegte sensationell die erst 17-jährige in Brauweiler geborene Lokalmatadorin Beate Habetz (*1961, heute verheiratete Stauff) über 70,5 Kilometer nach 1,45:02 Stunden mit einem Schnitt von 40,272 km/h.
Internet radsport-seite.de: Straßen-Weltmeisterschaften - Übersicht (abgerufen 17.11.2020) www.nuerburgring.de: Rad am Ring (abgerufen 18.11.2020) circuit-cycling.de: Circuit Cycling Nürburgring (abgerufen 18.11.2020)
Nürburgring Nordschleife, Besucherinformation 2019. o. O.
Semmeling, Rob (2009)
Rennen! Races! Vitesse! Racing Circuits Netherlands, Belgium, Germany, Austria, Luxembourg, Switzerland. S. 111-112, o. O. Online verfügbar: www.wegcircuits.nl, abgerufen am 18.06.2020
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