Die staatliche belgische Fluggesellschaft Sabena (Société Anonyme Belge d'Exploitation de la Navigation Aérienne) richtete 1955 am Duisserner Ruhrdeich nahe der Aakerfährbrücke einen ihrer „Heliports“ für eine Hubschrauber-Fluglinie von Duisburg nach Brüssel ein, die später noch um eine Verbindung nach Rotterdam ergänzt wurde. Etwa gleichzeitig mit dem Duisburger Heliport wurden von der Sabena weitere Hubschrauberflugplätze in Dortmund, im Kölner Grüngürtel und am Bonner Römerbad eingerichtet.
Der Sabena-Heliport Duisburg Die Linienstrecke Brüssel–Eindhoven–Duisburg und damit auch der Landeplatz am Duisserner Ruhrdeich wurde am Sonntag dem 5. Juni 1955 feierlich mit einem offiziellen Erstflug von gleich fünf Hubschraubern des damals hochmodernen Typs Sikorsky S-55 eröffnet. Neben weiteren Honoratioren flogen „der Chef der Sabena und die Bürgermeister von Brüssel und Eindhoven nach Duisburg [...], wo sie vom dortigen Bürgermeister empfangen wurden. Die Flaggen Belgiens, der Niederlande und der Bundesrepublik wurden gehisst, es gab Musik, Blumen, Geschenke, ein Küsschen von Miss Duisburg 1956 und – selbstverständlich – Reden. Etwa 2.000 Schaulustige hatten sich zur Begrüßung der seltsamen und lauten Flugmaschinen eingefunden.“ (helikopterhysteriezwo.blogspot.com). Eine Aufnahme im digitalen Archiv des WDR Digit zeigt die Eröffnung (digit.wdr.de), im Bildhintergrund ist deutlich der nahegelegene Hochbunker in der Werthackersiedlung zu erkennen. „Die Fluggeräte waren über 200 Stundenkilometer schnell – in Zeiten, als es der Motor des Wirtschaftswunders, der VW Käfer, auf 34 Pferdestärken brachte und der Tacho höchst optimistisch bis 140 km/h reichte.“ (www.derwesten.de)
Später wurde die Linie Brüssel–Eindhoven–Duisburg noch um eine Verbindung nach Rotterdam erweitert. In den Folgejahren zeigte sich jedoch nicht nur hier, sondern auch an den anderen Standorten, dass die Einnahmen der Hubschrauber-Flugdienste trotz guter Buchungen die Kosten bei weitem nicht deckten und der Betrieb unwirtschaftlich war. Ferner erwuchs Konkurrenz durch den ab Mitte der 1960er Jahre wieder erlaubten transatlantischen Flugbetrieb durch die deutsche Lufthansa, so dass die Sabena-Passagierzahlen immer weiter zurückgingen. Der kostenintensive Flugbetrieb mit Hubschraubern lohnte nicht mehr und nach und nach stellte Sabena ab September 1961 die Bedienung der Heliports ein. Der Duisserner Hubschrauber-Flugplatz wurde 1966 geschlossen.
Lokalisierung und heutige Situation Der Duisserner Sabena-Heliport ist nicht zu verwechseln mit dem von hier aus etwa fünf Kilometer entfernten, 1910/12 angelegten und Mitte der 1950er Jahre noch gleichzeitig mit diesem betriebenen Flugplatz in Neuenkamp. Auch die ursprüngliche Lokalisierung (bis Oktober 2020) im Hubschrauberblog östlich der Autobahnbrücke der A 3 ging fehl. Die hiesige Objektgeometrie folgt der Darstellung eines „Helioport“ (sic!) im 1957er Falk-Stadtplan von Duisburg (www.landkartenarchiv.de).
Spuren des einstigen Hubschrauberflugplatzes in Duisburg-Duissern finden sich vor Ort heute keine mehr, nach dem Ende Flugbetriebs fiel die ungenutzte Betriebsfläche offenbar zunächst brach und überwucherte im Laufe der Zeit. Um 1970 siedelte sich auf dem vormaligen Flugplatz-Gelände das 1921 in Duisburg gegründete Unternehmen KROHNE Messtechnik GmbH an, die markante siebenstöckige Konzernzentrale entstand zwischen November 2014 und Oktober 2016.
Quelle Freundliche Hinweise von Herrn Jörg Holtmann, KROHNE Group, 2020.
Internet www.lokalkompass.de: Heliport Duisburg (abgerufen 27.10.2020) oud16hoven.nl: Sabena Helikopters (niederländisch, abgerufen 12.08.2020) helikopterhysteriezwo.blogspot.com: Das Hubschrauberblog des Heinrich Dubel, Heliport Duisburg-Duissern (abgerufen 27.10.2020 und 03.11.2020) digit.wdr.de: „Hubschrauber unter Menschen“, 1955 in Duisburg-Duissern (abgerufen 04.11.2020) fr.wikipedia.org: Héliport de Bruxelles-Allée-Verte (französisch, abgerufen 27.10.2020) fr.wikipedia.org: Sabena (französisch, abgerufen 27.10.2020) de.wikipedia.org: Geschichte der Luftfahrt im Ruhrgebiet (abgerufen 27.10.2020) de.wikipedia.org: Sabena (abgerufen 27.10.2020) de.wikipedia.org: Duissern (abgerufen 27.10.2020) www.landkartenarchiv.de: Falk-Plan Duisburg, 1. Auflage 1957 (abgerufen 28.10.2020) www.derwesten.de: Aus altem Flughafen wird neuer Wald (Text Willi Mohrs, Der Westen vom 28.03.2013, abgerufen 27.10.2020) www.waz.de: Krohne bezieht in Duisburg neue Zentrale aus Glas und Kunst (Text Stefan Endell, WAZ vom 06.04.2017, abgerufen 27.10.2020)
Literatur
Dienel, Hans-Luidger (1997)
Verkehrsvisionen in den 1950er Jahren. Hubschrauber für den Personenverkehr in Deutschland.. In: Technikgeschichte, Band 64, Nr. 4/1997, S. 287-322. o. O.
Stern, Volkhard (2011)
Im Lufttaxi nach Brüssel: Der Hubschrauber-Dienst nach Köln und Bonn. In: Köln-Bonner Verkehrsmagazin, Heft 19, 2/2011, S. 60-64. Hürth.
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