Der Kirchplatz befindet sich in zentraler Lage der Innenstadt, süd-östlich der Zitadelle und im Nordosten an den Marktplatz angrenzend. Der Platz wird durch die Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt in zwei Bereiche geteilt: Einen Bereich nord-westlich und einen süd-westlich der Kirche. Nach Osten hin schließt sich der Platz enger um die Kirche herum und bietet nur kleinere Freiflächen.
Die heutige Kirche steht zum Teil auf Fundamenten der römischen Stadtmauer. 945 wird sie erstmals urkundlich erwähnt. Der Neubau entstand im 12. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurden sowohl das Langhaus und der Chor gebaut als auch der Turm restauriert. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Propsteikirche massive Schäden, 1951 begann der Wiederaufbau.
Der Kirchplatz ist im Osten von der Stiftsherrenstraße, im Norden von der Kölnstraße und im Nord-Westen von der kleine Rurstraße gefasst und geht in seiner Entstehungsgeschichte bis auf die Zeit der römischen Befestigung aus dem 4. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit befindet sich am Standort der heutigen Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt, die das Zentrum des Platzes markiert, eine römische Basilika.
Der Standort und die Umgebung wandeln sich in den folgenden Jahrhunderten stark. So fallen die mittelalterlichen Strukturen Jülichs dem Stadtbrand 1547 zum Opfer. In Folge dessen entsteht die Idealstadtanlage des Architekten Alessandro Pasqualinis nach italienischem Vorbild, welche sich vor allem durch die linearen, auf Blickbezüge ausgelegten Straßenachsen, die Zitadelle und die sternförmige Befestigung auszeichnete. Obwohl diese Befestigung 1895/96 gesprengt wird, bleiben in der folgenden Zeit viele Strukturen der Idealstadtplanung des 16. Jahrhunderts erhalten, was sich auch heute, unter anderem am Beispiel des hier beschriebenen Platzes, nachvollziehen lässt.
Zum Kirchplatz selbst lässt sich sagen, dass er sich in seiner grundliegenden Gestalt und den Platzgrenzen mindestens seit dem 16. Jahrhundert kaum gewandelt hat. Auch die Rolle im Stadtgefüge, als zentraler Anlaufpunkt für die Allgemeinheit, in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz, veränderte sich seit seiner Entstehung wahrscheinlich kaum. Zu bemerken ist hier allerdings, dass sich am Ort des heutigen Kirchplatzes bis zur entsprechenden Verordnung aus dem Jahre 1784 der Kirchhof - also der städtische Friedhof - befindet. Dieser war, in Verbindung mit der Kirche, ein wichtiger Ort im Alltag der Bevölkerung.
Die deutlicheren Wandlungen, nachvollziehbar vor allem im 20. Jahrhundert, finden sich in der Gestaltung des Platzes, vor allem beeinflusst durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und in der den Platz umgebenden Bebauung, die dessen Erscheinung und Wahrnehmung prägend mitbestimmt. An der aktuellen Bebauung um den Platz herum lassen sich heute handwerkliche Details, wie Eingangstüren aus Holz oder Türbeschläge finden, die den Eindruck verstärken, dass der Platz auch im Selbstverständnis der Stadt und ihrer Bewohner eine gewisse Wertigkeit besitzt.
Es lässt sich zusammenfassen, dass der Kirchplatz, nicht nur auf Grund seiner sehr weit zurückreichenden Wurzeln und seines Zeugniswertes städtebaulicher Strukturen aus dem 16. Jahrhundert, sondern auch auf Grund seiner heutigen Gestaltung einen großen Wert für die Stadt Jülich darstellt - nicht nur im historischen Sinne, sondern auch unter städtebaulichen und sozialen Aspekten. Der Wiederaufbau und die Gestaltung des Platzes kann symbolisch für die Entwicklungen der Stadt Jülich gesehen werden. Außerdem bietet der Platz eine gut nutzbare Fläche für das städtische Leben, was Potenzial und somit einen Mehrwert für die Innenstadt darstellt.
(Anne Spieker und Jasmin Strauch, Studierende der TH Köln, 2020)
Internet www.juelich.de: 2000 Jahre Jülich - ein historischer Überblick (abgerufen 14.05.2020)
Literatur
Bers, Günter (1989)
Jülich. Geschichte einer rheinischen Stadt. Jülich.
Eberhardt, Jürgen (1978)
Jülich, Idealstadtanlage der Renaissance. Die Planungen Alessandro Pasqualinis und ihre Verwirklichung. (Arbeitsheft der Rheinischen Denkmalpflege 25.) Köln.
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