Die an der Lahn gelegene Altstadt von Wetzlar wird von der ehemaligen Stifts- und Pfarrkirche St. Maria, gemeinhin Dom genannt, überragt. Seine interessante Baugeschichte ist eine der Besonderheiten dieses Gebäudes.
Der gotische Neubau des Chores aus der Mitte des 13. Jahrhunderts lässt stilistische Anlehnungen an den Limburger Dom und die Elisabethkirche in Marburg erkennen. Es entstand eine Hallenkirche mit drei Schiffen. Das Westwerk sollte zwei Türme erhalten, die jedoch nie fertiggestellt wurden. Der romanische Vorgängerbau ist deshalb noch teilweise erhalten. So erkennt man, wie im Mittelalter Kirchen erweitert und den jeweils neuen Stilvorstellungen angepasst wurden. In Wetzlar sind der romanische Nord- oder Heidenturm und das Heidenportal noch erhalten und von dem gotischen Neubau umschlossen. Das ist eine der Besonderheiten dieses Domes.
Wetzlar war bereits 1180 durch Friedrich Barbarossa zur Reichstadt erhoben worden. 1524 schloss sich die Stadt zur Reformation an. Die Kirche der Reichsstadt wurde so zu einer Simultankirche. Der Chor war lange Zeit durch eine Trennmauer vom Schiff abgetrennt, so dass beide Konfessionen gleichzeitig ihren Gottesdienst feiern konnten. Durch einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom beschädigt und die Trennmauer zerstört. Seitdem benutzen beide Konfessionen die Kirche ohne eine Trennung.
Wegen des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde der Sitz des Reichskammergerichtes 1693 von Speyer nach Wetzlar verlegt. Dort blieb das Gericht bis 1806. Aus dieser Periode stammt auch eine weitere Besonderheit des Domes. Für viele der in Wetzlar verstorbenen Richter und Assessoren des Reichskammergerichtes wurden Epitaphien an den Wänden in den Seitenschiffen und an der Westwand angebracht. Es entwickelte eine Gedenktradition, die es sonst nur für Kirchenfürsten und Domherren in katholischen Domen gab. Diese Epitaphien im Dom weisen auch stilistische Traditionen auf und sind aus schwarzem oder dunkelgrauem Lahnmarmor gefertigt.
Lahn-Marmor-Route Dieses Objekt ist Teil der Lahn-Marmor-Route von Wetzlar nach Balduinstein.
(Willi Wabel, 2019)
Literatur
Dehio, Georg (1982)
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen. München, Berlin.
Wabel, Willi / Historische Kommission für Nassau (Hrsg.) (2015)
Form, Farbe, Glanz. Lahnmarmor im Barock. Eine umfassende Darstellung der Erschließung und Verbreitung des Lahnmarmors sowie seiner Verwendung für sakrale, memoriale und profane Kunstwerke des 17. und 18. Jahrhunderts. (Beiträge zur Geschichte Nassaus und des Landes Hessens Band 8.) S. 537-547, Wiesbaden.
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