Die erhaltenen Hohlwege belegen die lange Nutzung der Brüderstraße für Pilgerreisen, Transporte von Handelswaren und vor allem für Bergbauerzeugnisse. Der hier erhaltene Abschnitt war Teil des Jakobspilgerweges von Marburg nach Köln. Produkte der Eisenhütten im Siegener Raum kamen über diesen Weg nach Köln und an den Rhein.
Brüderstraße
Die Brüderstraße ist ein mittelalterlicher Fernhandelsweg zwischen Köln und dem Bergbaugebiet um Siegen. Der Name entstand durch Verballhornung aus Brückerstraße (1386 erstmals erwähnt) und geht auf die Brücke über den Flehbach zurück, an der sich der Ort Brück (Ersterwähnung 1166), entwickelte. Wie bei praktisch allen Altstraßen liegt auch die Entstehung der Brüderstraße im Dunkeln. Eine Nutzung der Trasse lange, bevor erste Schriftquellen die Straße nennen, ist sehr wahrscheinlich; handfeste archäologische Beweise fehlen jedoch vollständig.
Der Naturraum des Bergischen Landes bietet nicht sehr viele günstige Korridore für Fernstraßen, vor allem die tief eingeschnittenen Täler mit feuchten Niederungen erschweren bis heute das Reisen über Land. Die Brüderstraße verlief daher auch über weite Strecken als Höhenstraße entlang von Bergrücken und Wasserscheiden. Die Querung von Flusstälern wurde weitgehend vermieden.
Im Laufe der Zeit entstanden entlang des Weges vereinzelt Siedlungen, so z.B. Overath, zuerst 1066 erwähnt. Der Verlauf der Brüderstraße über Köln-Brück, Bensberg, Overath, Drabenderhöhe, Denklingen, Freudenberg und Siegen ist durch vielfache Hohlwege belegt. Sie war die wichtigste Verbindung des Oberbergischen Landes mit dem Siegerland und dem Rhein. Sie hat einige wenige Flusseinschnitte wie durch die Agger bei Overath. Die Höhen hatten eine natürliche Entwässerung durch das Hanggefälle und ermöglichten trockenere Wege.
Mit dem Bau der Köln-Olper Chaussee 1823 bis 1834 verlor die Brüderstraße ihre Bedeutung.
Die Entstehung
Spätestens im 12. Jahrhundert gewannen Städte und mit ihnen ein sich formierendes Bürgertum an Bedeutung. Resultierend aus dem Ausbau der urbanen Zentren – man denke nur an den Bau von Stadtmauern oder von bis heute das Stadtbild dominierenden Kathedralen – wurde die Belieferung der Städte mit Waren immer wichtiger. Während des Mittelalters entstand so nach und nach ein dichtes Netz an überregionalen Verbindungen (Landstraßen), die mit regionalen oder lokalen Wegen verknüpft waren.
Eine große Bedeutung als Transportroute gewann die Brüderstraße mit der Erschließung reicher Erzlagerstätten im Bergischen Land. Zahlreiche Quellen bezeugen zudem den Handel von Eisen- und Stahlerzeugnissen aus dem Siegerland nach Köln; Siegerländer Eisen wurde von dort aus weiter nach Norden und Westen bis nach England verhandelt.
Relikte im Gelände
Die Fuhrwerke konnten je nach Bauart sehr schwere Lasten transportieren, bei Regen schnitten die eisenbereiften Räder entsprechend tief in den Boden ein. Nachfolgende Fuhrwerke versuchten dann, allzu morastige Stellen zu umfahren. In der Folge entstanden so ganze Bündel an tief ausgefahrenen Wegetrassen. Ungezählte Wagen befuhren über Jahrhunderte die alten Landstraßen und hinterließen teils mehrere Meter tiefe Rinnen. Bis heute bilden Hohlwege daher eindrucksvolle Zeugnisse der Verkehrsgeschichte.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2019)
Hinweis
Die Hohlwege der Brüderstraße bei Marienberghausen waren Station der Archäologietour Oberberg 2019 (siehe Infoblatt in der Medienleiste).
Internet
de.wikipedia.org; Brüderstraße (Köln–Siegen) (Abgerufen: 13.9.2019)
de.wikipedia.org: Hohlweg (Abgerufen: 13.9.2019)
www.jakobspilger.lwl.org: Wege der Jakobspilger von Marburg nach Köln (Abgerufen: 13.9.2019)