Die ehemals sechsgleisige Halle des Depots trägt ein Dach aus einer leichten Eisenkonstruktion mit sichelförmigen Trägern, dünner Betondecke und einem zentralen Oberlicht am First. An der Rückseite zum Wald hin ist noch die ursprüngliche Giebelform in Jugendstilmanier erhalten: Zwei mehrfach geschweifte Schrägen schwingen sich hinauf zu einem mächtigen Natursteinblock. Backsteinstreifen gliedern die verputzte Wand, an der Spitze über dem großen Giebelfenster thront ein großes kölnisches Stadtwappen, das unübersehbar die städtische Baumaßnahme und den damals noch nicht eingelösten territorialen Anspruch Kölns markiert. Während geschlossene Blendrahmen das Erdgeschoss der Hallenrückseite strukturieren, sind in die Seitenwände Fenster eingefügt. Die Einfahrtsseite hatte ursprünglich sechs Einzeltore, ist nach Erneuerungen heute aber auf ganzer Breite geöffnet.
In den 1990er Jahren wurden Abstellflächen und Wartungsbetrieb nach Merheim verlagert und das Gebäude zur Bahnsteighalle der Endstation mit vier Gleisen und zwei Bahnsteigen umgebaut. Die 1926 im Norden ergänzte zweite Halle des Depots dient jetzt als Fahrzeughalle und Veranstaltungsraum des Straßenbahnmuseums der Kölner Verkehrsbetriebe. Zwischen den Hallen liegt eine Gaststätte mit Biergarten. Die ehemalige Wendeschleife um das Depot wird heute vom Museum genutzt. Aus der eingleisigen Trasse durch den Thielenbrucher Forst nach Bergisch Gladbach ist ein Waldweg geworden.
Zwischen dem Bahnhof und der Bergisch Gladbacher Straße weiter nördlich entwickelte sich etwa ab 1900 ein Villenviertel mit der Thielenbrucher Allee als Hauptachse. Neben gründerzeitlichen Villen und Landhäusern im Heimatstil finden sich hier auch bemerkenswerte moderne Wohnhäuser der 1920er Jahre. Viele der oft liebevoll gepflegten Bauten stehen unter Denkmalschutz. Etwas südlich des Bahnhofs auf der Ostseite der Brambachstraße wurden um 1920 bescheidene Doppelhäuser für Bahnangestellte errichtet.
Hinweis
Das Objekt „Straßenbahndepot Thielenbruch in Köln-Dellbrück, um 1905“ ist seit dem 12. Dezember 1985 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln, Nr. 3373 / DE_05315000_A_3373).
(Walter Buschmann / Matthias Hennies / Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)
Sanierung 2025 mit Verlust des historischen Holzfußbodens
Das Depot mit Wagenhalle und Gleis-Wendeschleife wird als Endhaltestelle „Thielenbruch“ für Straßenbahnlinien der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) genutzt. Der von vielen Freundinnen und Freunden der historischen Bahnanlage häufig verwendete Spitzname „Märchenbahnhof“ bezieht sich auf die historische Anmutung der Gebäude im Äußeren und insbesondere auch im charmant-stilvollen Inneren mit dem angeschlossenen Straßenbahnmuseum und der Gastronomie.
Im Zuge von 2025 begonnenen Ausbau- und Sanierungsarbeiten für den Einsatz von längeren Bahnen soll der alte Holzfußboden durch einen Bodenbelag aus roten Klinkern ersetzt werden.
Dass der nicht unter Denkmalschutz stehende Holzboden dabei nicht zumindest in dem überdachten Teil der Anlage erhalten wird, wird mit dessen Anfälligkeit für ein Aufquellen durch Tropfwasser begründet, ferner eigne sich der historische Holzbelag nicht für die Installation eines notwendigen Blindenleitsystems nach den dafür aktuellen Vorgaben.
Auf Anfragen teilte die KVB dazu mit, dass „Ein Holzbelag, der nicht vor Nässe geschützt ist, ... in diesem Bereich wegen der fehlenden Überdachung daher nicht infrage kommt. ... Die notwendige betriebliche Pflege sowie Reparaturarbeiten zur Einhaltung der Verkehrssicherungspflicht sind aufwendig und zum Teil kostenintensiv“. (ksta.de)
Dies verwundert viele an der Bahnanlage Interessierte, zumal viele Beispiele zeigen, dass sich barrierereduzierende Leitsysteme auch in historischen Gebäuden ohne größere Probleme und Kosten installieren lassen. Obgleich der inzwischen wohl mehr als 100 Jahre alte Holzfußboden bislang kaum erkennbare Schäden aufweist (vgl. Abb.), soll dieser nun „auf den Abfallhaufen der Geschichte“ kommen.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025 / freundliche Hinweise von Herrn Werner Müller, Historisches Luftfahrtarchiv Köln, 2025)
Internet
hsk.koeln: Historische Straßenbahn Köln e.V., Straßenbahn-Museum Thielenbruch (abgerufen 13.10.2025)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 13.10.2025)
ksta.de: Haltestelle Thielenbruch - Bahnhof bekommt neuen Boden und Eingang (Text Rika Kulschewski, Kölner Stadt-Anzeiger vom 24.10.2025, abgerufen 29.10.2025)