Kanzelwoog am Erlenbach

Kanzelklause

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Wilgartswiesen
Kreis(e): Südwestpfalz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 19′ 10,16″ N: 7° 50′ 51,91″ O 49,31949°N: 7,84775°O
Koordinate UTM 32.416.262,91 m: 5.463.611,29 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.416.304,90 m: 5.465.357,65 m
  • Absperr- und Auslaufbauwerk

    Absperr- und Auslaufbauwerk

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    Matthias Dreyer
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  • Damm

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  • Sohlrampe

    Sohlrampe

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  • Eisenklammer am Absperr- und Auslaufbauwerk

    Eisenklammer am Absperr- und Auslaufbauwerk

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  • Absperr- und Auslaufbauwerk

    Absperr- und Auslaufbauwerk

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Der Kanzelwoog ist, neben dem Speyerbrunner Woog, einer von zwei Triftwoogen am Erlenbach, der noch heute über ein vollständiges Absperr- und Auslaufbauwerk aus massiven Sandsteinquadern verfügt. Im Gegensatz zum vollständig erhaltenen Dammbauwerk ist das Wasser des Woogbeckens abgelassen und von Gras- und Buschvegetation eingenommen.

Funktion
Der Kanzelwoog war im System der Holztrift ein Durchleitungswoog. Wesentliches Merkmal war der Aufstau und die schubartige Abgabe von möglichst großen Mengen an Wasser zeitgleich mit der Durchleitung der Holzscheitfracht. Entsprechend waren die Abmessungen des Absperr- und Auslaufbauwerkes auf die gut einen Meter langen Holzscheite ausgerichtet.

Bauwerke
Der Kanzelwoog ist in seinem heutigen Zustand nicht mehr mit Wasser gefüllt. Einzig der Erlenbach fließt durch das mit Gras und Buschwerk überprägte Woogbecken hindurch.
Die Bedeutung des Kanzelwooges wird an dem annähernd vollständig erhaltenen Dammbereich ersichtlich. Der Damm ist vollständig aus massiven Sandsteinquadern gemauert. Der Durchlass ist breit genug für die Holzscheitfracht und wird im unmittelbaren Abfluss durch eine Sohlrampe ergänzt. Fand keine Trift statt, wurde das Wasser durch eine Holzbohlenwand gestaut, die heute noch den Durchlass versperrt.
Um die Holzbohlen anheben und absenken zu können wurde einst ein Überbau aus drei Sandsteinquadern konstruiert. Dabei wurden zwei Seitenblöcke, links und rechts des Durchlasses, durch einen aufgesetzten rund zwei Meter langen Block verbunden, der den Durchlass überspannt. Auf der Oberfläche des Querblocks befinden sich heute noch die beiden Schraubgewinde, an denen vertikal die Gewindekurbel befestigt war, um die Holzbohlen heben und senken zu können. Eine solche, am Kanzelwoog nicht mehr vorhandene Kurbel, findet sich am Absperr- und Auslaufbauwerk des Speyerbrunner Wooges .
Die Fixierung der Seitenblöcke mit dem überspannenden Querblock erfolgte durch eine Eisenklammer. Diese ist in zwei gebohrte Löcher im Querblock und im Seitenblock eingelassen. Eine Fixierung durch Mörtel, wie sie bei den Quadern im Damm vorgenommen wurde, war offenbar nicht ausreichend für den Überbau, der den Wasserdruck auf die Holzbohlen abzufangen hatte.
Darüber hinaus lassen sich mit der Konstruktion am Kanzelwoog die wenigen Relikte des Franzenwooges am Hochspeyerbach erklären. Dort wurden, um Platz zu machen für Straßen und Schienenwege, die beiden Seitenblöcke umgelagert. Von Woog, Damm und überspannendem Sandstein-Querblock sind keine Relikte erhalten. Einzig die beiden Seitenblöcke liegen scheinbar zusammenhanglos am Rand eines Gebüsches. Tatsächlich ähnelt die Form der beiden Blöcke den Seitenblöcken am Kanzelwoog - zumal sie die gleichen Lochfassungen für die fixierenden Eisenklammern vorweisen.

Räumliche und zeitliche Einordnung des Wooges
Der Kanzelwoog war einst Teil der Holztrift am Erlenbach. Der rund fünf Kilometer lange Erlenbach zählt zum Einzugsgebiet des Speyerbachs, der den mittleren Pfälzerwald in Richtung Rheinebene entwässert. Angelegt wurde der Woog im Jahr 1835. Die Holztrift im Pfälzerwald wurde großflächig bis ins späte 19. Jahrhundert betrieben. Spätestens im Jahr 1906 wurde die Holztrift mit der formalen Aufhebung des Triftbetriebes durch die bayerische Regierung eingestellt.

Umgebung des Wooges
In Fließrichtung unterhalb des Kanzelwooges, gut einhundert Meter entfernt, befindet sich eine sehr gut erhaltene Sohlrampe mit einem außergewöhnlichen Höhenversatz von vier bis fünf Metern. Es handelt sich um die Sohlrampe mit dem größten Höhenversatz am Erlenbach und gleichzeitig um eine der größten Sohlrampen entlang der Triftbäche des Pfälzerwaldes. Im Zusammenhang mit der Holztrift bewirkten Sohlrampen ein gleichmäßiges Gefälle entlang des Triftbaches.


(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2019)

Literatur

Albrecht, Karl-Heinz / Landkreis Pirmasens (Hrsg.) (1983)
Die südpfälzische Holztrift und ihr Ende vor 100 Jahren. (Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1983.) S. 53-56. Rengsdorf (Westerwald).
Koehler, G. (2010)
Konzept zur ökologischen Bewertung und Entwicklung der Wooge im Biosphärenreservat Pfälzerwald. (Reihe der Berichte des Fachgebietes Wasserbau und Wasserwirtschaft der TU Kaiserslautern (Bericht 20).) o. O.

Kanzelwoog am Erlenbach

Schlagwörter
Ort
76484 Wilgartswiesen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Bauaufnahme, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1835, Ende 1906

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Kanzelwoog am Erlenbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290494 (Abgerufen: 25. April 2024)
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