Der Speyerbrunner Woog ist der in Fließrichtung unterste Triftwoog am Erlenbach. Unweit des Wooges befindet sich die kleine Siedlung Speyerbrunn, die einen Ortsteil der Gemeinde Elmstein bildet. Ebenso befindet sich in Sichtweite des Wooges eine gefasste Quelle mit der Bezeichnung Speyerbrunn. Sie ist namensgebend sowohl für den Woog wie auch für die Siedlung. Der Woog ist in seinem heutigen Zustand gefüllt und das Dammbauwerk besitzt ein massives Absperr- und Auslaufbauwerk. Als einziger Woog am Erlenbach führt ein Umleitungsgraben für die Holzscheitfracht um das Staugewässer herum.
Zur Problematik der Speyerbrunn-Namensgebung Die Namensgebung der Speyerbrunn-Quelle, der alternativen Woogbezeichnung Speyerbrunner Quellwoog und der Fließgewässer im Umfeld der Siedlung Speyerbrunn spiegelt nicht die hydrologische Situation wider. Häufig missverstanden wird , dass die Speyerbrunn-Quelle nicht die Quelle des Speyerbachs ist. Die Inschrift über dem gefassten Quellwasseraustritt „Speyerbach-Quelle“ ist in hydrologischer Hinsicht nicht zutreffend. Die tatsächliche hydrologische Situation stellt sich so dar, dass von Süden der Erlenbach und von Westen der Schwarzbach, ein Fließgewässer mit periodischer Wasserführung, im Bereich der Siedlung Speyerbrunn zusammenfließen. Ab diesem Zusammenfluss wird für das Fließgewässer die Bezeichnung Speyerbach verwendet. Die neue Bachbezeichnung entsteht durch einen zusammenflussbedingten Namenswechsel. Die sogenannte Speyerbach-Quelle ist nur ein naher Quellwasseraustritt, der in dieses existierende Gewässernetz einfließt, ohne ein neues Fließgewässer entstehen zu lassen. Zuweilen wird auch der Speyerbrunner Woog alternativ als Speyerbrunner Quellwoog bezeichnet und damit als Ursprung des Speyerbaches. Auch dies ist nicht zutreffend, fließt doch der mehrere Kilometer lange Erlenbach durch den Woog hindurch.
Funktion Die Funktion des Speyerbrunner Wooges im System der Holztrift war die eines Sammelwooges mit Umleitungsgraben. Wesentliches Kennzeichen des Sammelwooges war der Aufstau von möglichst großen Mengen von Wasser. Der Sammelwoog hatte ausschließlich die Funktion des Wasserstaus und der Wasserabgabe während der Holztrift. Entsprechend musste das Auslaufbauwerk so dimensioniert werden, dass große Mengen Wasser gestaut werden konnten. Holzscheite jedoch mussten nicht durchgeleitet werden. Die gesamte Holzfracht wurde durch den Umleitungsgraben am Woog vorbei getriftet.
Bauwerke Der Speyerbrunner Woog ist in seinem heutigen Zustand gefüllt. Dabei fließt ein Teil des Erlenbaches durch den Woog. Ein anderer Teil des Bachwassers durchströmt den Umleitungsgraben des Woogs. Der heutige Zustand im unmittelbaren Bereich des Dammes ist gleichermaßen aufschlussreich wie unbefriedigend. So steht einem umfänglichen baulichen Erhaltungsgrad eine großflächige Verbuschung gegenüber, die wiederum die Bauwerke überdeckt und sukzessive schädigt. Im Bereich des Dammes steht ein fast vollständiges, aus massiven Sandsteinquadern zusammengesetztes Absperr- und Auslaufbauwerk. Äußerst selten bei Relikten von Triftwoogen ist die Existenz einer vollständigen Kurbel, die mittels eines vertikalen Gewindes die Holzbohlen hebt und senkt, je nachdem, ob Wasser gestaut oder abgelassen wird. Die Kurbel ist in den horizontal überspannenden Quader eingelassen. Verbuschung umgibt die ansonsten sehr gut erhaltene Sandsteinquaderkonstruktion. Triftwooge mit Umleitungsgraben sind im Pfälzerwald sehr selten (siehe Alter Schmelzwoog am Legelbach oder Goldwoog am Breitenbach). Der Umleitungsgraben des Speyerbrunner Woogs ist größtenteils kaum erkennbar. Insbesondere im Dammbereich ist der Graben zusammen mit den anderen Bauwerkteilen fast vollständig von Vegetation eingenommen. Durch den Graben, der durch kleine Sandsteinquader randlich befestigt ist, wurde einst die Holzscheitfracht am Woog vorbei getriftet.
Entlang des Erlenbachs ist einzig der Speyerbrunner Woog denkmalgeschützt. Die vollständige Bezeichnung lautet: „Speyerbrunnenklause und Quellfassung, Stauweiher, bez. 1834; Sandsteinquader und Treppe, 19. Jh.“ (GDKE 2017, S. 34).
Räumliche und zeitliche Einordnung des Wooges Der Speyerbrunner Woog war einst Teil der Holztrift am Erlenbach. Der rund fünf Kilometer lange Erlenbach zählt zum Einzugsgebiet des Speyerbachs, der den mittleren Pfälzerwald in Richtung Rheinebene entwässert. Angelegt wurde der Woog im Jahr 1823 (Koehler 2010, Seite 229) oder auch erst 1834 (GDKE 2017, Seite 34). Die Holztrift im Pfälzerwald wurde großflächig bis ins späte 19. Jahrhundert betrieben. Spätestens im Jahr 1906 erfolgte die Einstellung der Holztrift mit der formalen Aufhebung des Triftbetriebes durch die bayerische Regierung.
Umgebung des Wooges Zwischen der Speyerbach-Quelle und dem Woog befindet sich der Ritterstein Nr. 254 mit der Inschrift „Speyerbach-Ursprung und Floßwoog mit Schleuse“. Es handelt sich um einen Sandsteinfindling, der zwei Inschriften trägt, jedoch in der Zählung der Rittersteine nach Eitelmann (Eitelmann, 2005) nur eine Nummer zugewiesen bekam. Die Inschrift ist symptomatisch für die oben geschilderten Fehlinterpretationen in Bezug auf den Ursprung des Speyerbachs, der für diese Stelle so benannt wurde, hier aber nicht zu finden ist. Außerdem wird der Triftwoog als Floßwoog bezeichnet, was ebenso nicht korrekt ist. Die Holzflößerei, das heißt der Transport von zu Flößen gebundenen ganzen Baumstämmen über die Fließgewässer fand im Pfälzerwald nie statt. Das Gewässersystem des Pfälzerwalds ist nicht wasserreich genug für die gebundene Holzflößerei, wie dies beispielsweise die Flüsse Murg und Kinzig im Schwarzwald ermöglichen. Der wassergebundene Holztransport im Pfälzerwald fand ausschließlich in Form der rund einen Meter langen Holzscheite statt. Dieser wird als Holztrift (Triftwooge) bezeichnet.
Räumlich eng verbunden mit dem Woog und dem Ritterstein ist die kleine Siedlung Speyerbrunn. In dem rund einhundert Einwohner zählenden Ortsteil der Gemeinde Elmstein steht die katholische Kirche St. Wendelinus und Hubertus, die 1930/31 im barockisierenden Heimatstil errichtet wurde. In unmittelbarer Nähe zum Kirchenbau befindet sich der Ritterstein Nr. 121 mit der Inschrift „Frhr. v. Haacke = Holsriese“. Die Holsriese, gemeint ist eine Holzriese, bildet eine Art Gleitfläche, bestehend aus Baumstämmen, die in Hangrichtung bergab angelegt wurde. Darauf glitten geschlagene Baumstämme rutschenartig ins Tal. Dort wurden sie einst zu rund einen Meter langen Holzscheiten zurechtgesägt, um sie sodann über die Triftbäche in die Rheinebene zu transportieren oder wie unter dem Freiherrn Hacke zum Bergbau zu verwenden. Die Namensinschrift verweist auf Ludwig Anton von Hacke (1682-1752), der wesentliche Impulse im Bergbauwesen des Pfälzerwaldes setzte.
(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2019)
Literatur
Albrecht, Karl-Heinz / Landkreis Pirmasens (Hrsg.) (1983)
Die südpfälzische Holztrift und ihr Ende vor 100 Jahren. (Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1983.) S. 53-56. Rengsdorf (Westerwald).
Eitelmann, Walter / Pfälzerwald-Verein e.V. (Hrsg.) (2005)
Rittersteine im Pfälzerwald. Gedenksteine und Inschriften - Eine steinerne Geschichtsschreibung. Neustadt an der Weinstraße (5. Auflage).
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Bad Dürkheim. Denkmalverzeichnis Kreis Bad Dürkheim, 25. Mai 2023. S. 34, Mainz. Online verfügbar: denkmalliste.gdke-rlp.de/Bad Dürkheim, abgerufen am 19.06.2023
Koehler, G. (2010)
Konzept zur ökologischen Bewertung und Entwicklung der Wooge im Biosphärenreservat Pfälzerwald. (Reihe der Berichte des Fachgebietes Wasserbau und Wasserwirtschaft der TU Kaiserslautern (Bericht 20).) o. O.
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