Bergrennstrecke Klingenring zwischen Wupperhof und Orth

Strecke des Bergpreises zu Solingen bzw. Klingenring-Bergrennens

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Leichlingen (Rhld.)
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 08′ 12,52″ N: 7° 04′ 59,88″ O 51,13681°N: 7,0833°O
Koordinate UTM 32.365.907,20 m: 5.666.785,68 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.575.863,69 m: 5.667.425,04 m
  • Ein als Fahrzeug für Bergrennen modifizierter NSU TT beim Bergrennen von Würgau im oberfränkischen Landkreis Bamberg (2017).

    Ein als Fahrzeug für Bergrennen modifizierter NSU TT beim Bergrennen von Würgau im oberfränkischen Landkreis Bamberg (2017).

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    Möller, Reinhold / CC BY-SA 4.0
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    Reinhold, Möller
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Die Motorsport-Strecke ist ein Teilstück des ursprünglich für die Rad-Weltmeisterschaften 1954 eingerichteten etwa 15 Kilometer langen Straßenrundkurses auf öffentlichen Straßen südlich von Solingen (vgl. den übergeordneten Objekteintrag). Zwischen 1966 und 1984 wurden auf einem rund 2 km langen Teilstück Bergrennen als „Bergpreis zu Solingen“ bzw. „Klingenring-Bergrennen“ ausgetragen.
Den „scharfen“ Namen der Strecke, der natürlich von der Messer-, Scheren- und Klingenstadt Solingen herrührt, führte bereits der Radrennkurs.

Klingenring-Bergrennen 1966-1984
Bergrennen werden im Gegensatz zu Rundstreckenrennen als Einzelzeitfahren auf einer bergauf verlaufenden Strecke über rund 2,5 km durchgeführt, die in der Regel über ansonsten öffentliche Straßen führt. Bei den Rennen über enge und waldgesäumte Pisten werden Spitzengeschwindigkeit von bis zu 220 km/h erreicht. Traditionell rollen die Rennfahrzeuge am Ende eines Laufs im Pulk zurück ins Fahrerlager (berg-meisterschaft.de).
Veranstalter der mit einem Rennwochenende vom 15. und 16. Oktober 1966 beginnenden Klingenring-Bergrennen war der Motorsportclub „Benzinfüchse Solingen e. V.“, der diese meist am zweiten oder dritten Septemberwochenende zwischen den Ortschaften Wupperhof und Orth auf der heutigen Landstraße L 427 austrug. Die ursprünglich 2,2 km lange Strecke mit einem Höhenunterschied von 147 Metern wurde im Laufe der Zeit auf 1,8 km mit 125 m Höhenunterschied verkürzt.

Das erste Rennen 1966 wurde noch als eine „komplett lokale Veranstaltung“ ausgetragen, zog aber immerhin bereits knapp 10.000 Zuschauer an. Der Chronist Andreas Seidel berichtet, dass alle, die im Bergischen „etwas Vierrädriges unterm Hintern hatten“ teilgenommen hätten: „Die Fahrer sind teils mit ihren Privatautos gekommen und die Piste mit VW-Kombis gefahren“ (www.wz.de).
Im Rennen setzte sich der Wuppertaler Lokalmatador Jürgen Neuhaus (*1941) auf Porsche Carrera in zwei Läufen mit insgesamt 2:51,4 Minuten gegen 82 gewertete Konkurrenten durch.
Neben lokalen Größen wie dem Langenfelder Willi Bergmeister (1949-2013) oder dem Solinger Uwe Reich (*1940) nahmen in den Folgejahren unter den insgesamt über 1.300 Klingenring-Fahrern u.a. der spätere Kölner Formel-1-Pilot Rolf Stommelen (1943-1983), der aufgrund seiner zehn Deutschen Bergmeisterschaften und sieben Europameistertitel „Berglöwe“ genannte mehrfache Bergmeister Herbert Stenger (1948-2014) und der langjährige DTM-Tourenwagenpilot Roland Asch (*1950) an den Rennen teil.
Nach einem Unfall mit tödlichen Ausgang im Jahr 1971 fand 1972 erstmals kein Rennen statt.

Im Jahr 1978 wurde die zuvor lokale Veranstaltung dann auch überregional bedeutend, als sie Teil des Endlaufs des deutschen Bergpokals wurde – während gleichzeitig aber die Zuschauerzahlen deutlich abnahmen, so dass am Ende nur noch rund 1.500 Besucher gezählt wurden.
Seit einem letzten Bergrennen 1984 fand keine Veranstaltung mehr auf dem Klingenring statt. Mitte der 1980er Jahre hatten deutlich erschwerte Sicherheitsauflagen und Durchführungsbestimmungen zur Genehmigung von Bergrennen zu einem quasi-Verbot dieser Rennen geführt. Das Jahr 1984 markiert damit nicht nur das Ende der Klingenring-Rennen, sondern gleichzeitig auch das Ende vieler traditioneller Bergrennen über öffentliche Straßen in Deutschland (in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gilt seitdem ein generelles Verbot), die seitdem noch vereinzelt als Traditionsfahrten oder Oldtimerrennen ausgerichtet werden.
Eine Übersicht über die aktuell in zahlreichen Fahrzeuggruppen ausgetragenen nationalen und internationalen Klassements bietet www.berg-meisterschaft.de. Eine europäische Bergmeisterschaft wird bis heute als FIA European Hill Climb Championship des internationalen Automobil-Dachverbands Fédération Internationale de l’Automobile ausgetragen. Als deutsches Bergrennen ist dabei einzig noch das 2011/12 wiederbelebte Glasbachrennen im Altensteiner Oberland im Thüringer Wald vertreten.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019)

Internet
www.wz.de: Bergrennen auf dem Klingenring, Motorsport: Die 2,1 Kilometer von Witzhelden (Westdeutsche Zeitung vom 05.10.2016, abgerufen 08.04.2019)
www.berg-meisterschaft.de: Bergrennen in Deutschland (abgerufen 09.04.2019)
de.wikipedia.org: Klingenring (abgerufen 08.04.2019)
de.wikipedia.org: Bergrennen (abgerufen 08.04.2019)

Literatur

Czepiczka, Friedgard; Hinrichs, Hans Werner (2014)
Als die Rad-Champions durch Witzhelden fegten. Die Rad-Weltmeisterschaft auf dem Solinger Klingenring vor 60 Jahren. In: Rheinisch Bergischer Kalender 2014, S. 210-212. Bergisch Gladbach.
Seidel, Andreas (2016)
Klingenring-Bergpreis. 2 Bände 2016 und 2017. o. O.

Bergrennstrecke Klingenring zwischen Wupperhof und Orth

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Landstraße L 427
Ort
42799 Leichlingen - Wupperhof / Orth
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
keine Angabe
Historischer Zeitraum
Beginn 1966, Ende 1984

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„Bergrennstrecke Klingenring zwischen Wupperhof und Orth”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290486 (Abgerufen: 24. April 2024)
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