Als das älteste profane Gebäude in Rhöndorf wird die Villa „Haus im Turm“ genannt, dass zwischenzeitlich Landvolkshochschule war und auch als „Villa Merkens“ benannt wird. Obwohl das tatsächliche Baujahr nicht überliefert ist, ist bekannt, dass eine hier befindliche Burganlage im 13. beziehungsweise 14. Jahrhundert von einer Ritterfamilie von Roendorp genutzt wurde. Die Villa „Haus im Turm“ hat somit siedlungs- wie auch familiengeschichtliche und wirtschaftliche Bedeutung. Mit der Familie Merkens als Eigentümerin kam auch der zweite Name Villa Merkens, der auch heute noch mit dem Anwesen verbunden wird. Ein weißer, dreigeschossiger Turm mit achsial ausgerichtetem Fensterband, der von anliegenden Bauten beiderseits flankiert wird, ist charakterisitisch für die Villa.
Frühe Geschichte Es ist überliefert, dass die Villa „Haus im Turm“ zwischen 1500 und 1690 Domizil der Löwenburger Richter war, was damit zusammenhing, dass das Hauptgericht des Amtes Löwenburg in Honnef angesiedelt war. Der verheerende Dorfbrand verschonte glücklicherweise das Anwesen. Rodorphi, Eylenberg und Eichas stellen nur einen kurzen Ausschnitt der Familiennamen dar, die sich als Besitzer der Villa ausweisen konnten. 1821 ging das Haus in den Besitz der Eheleute Theodor Essingh und Katharina Englert über. Dies ist eine Folge des damaligen Überangebots an säkularisierten Häusern. Die Flügelbauten, die den Turm flankieren, waren Teil des Erwerbs und wurden 1830 bis 1832 durch Bauten im klassizistischen Stil ersetzt. Dies führte dazu, dass „Teile des alten östlichen Gebäudeflügels … derart umgebaut [wurden], dass nur die Parkfassade ein einheitliches Aussehen erhielt. Neben dem Ostflügel kam ein Ökonomiegebäude und zur Gartenseite ein Treibhaus hinzu. Das alte Turmgiebeldachgeschoss wurde durch eine Dachhaube mit einem aufgesetzten Belvedere ersetzt“. Weitere Umbauten wurden im Laufe der Zeit durch verschiedene Eigentümer immer wieder durchgeführt.
Villa Merkens Von 1849 bis 1960 ist schließlich die Villa „Haus im Turm“ so eng mit einer Familie namens Merkens vernüpft, dass das Gebäude heute noch unter dem namen Villa Merkens bekannt ist. Der wohlhabende Kaufmann Franz Merkens (1823-1905) war Teilhaber des Kölner Privatbankhauses Seydlitz & Merkens und Großgrundbesitzer. Ihm gehörten unter anderem Weingüter, er war Mitglied des Verwaltungsrats der Rheindampfschifffahrt und Gemeinderatsmitglied der Stadt Honnef, vertrat bei wichtigen Entscheidungen stets seine Gunst und die seines Besitzes und er war mit Maria Katharina Merkens (1827-1908, geb. Essingh) verheiratet. Ihm ist das große Wasserbecken der Villa aus dem Jahr 1857 zuzuschreiben, das heute noch im Park liegt. Die Begründung für den Bau war, sich dadurch besser vor Feuer schützen zu können. Das Wasser kam aus einer extra erbauten Wasserleitung aus einer Quelle am Wolkenburger Weg.
Franz Merkens war auch Mitglied im Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS), um den Straßenbau und die Erschließung des Siebengebirge voranzutreiben. Auch förderte er aufgrund erhöhter Basaltnachfragen die Steinbruchindustrie im Siebengebirge, was ihn in einen Konflikt zum VVS brachte, der seinerseits Steinbrüche aufkaufte und Schutzstreifen errichtete. Nichtsdestotrotz erinnert an Franz Merkens die bewaldete Anhöhe Merkenshöhe, die früher Brüngelsberg hieß, und die in der Nähe des Ölbergs im Naturschutzgebiet Siebengebirge liegt. Nachdem Franz Merkens im Januar 1905 und drei Jahre später seine Gattin verstarb, fiel das Erbe an eines seiner Kinder, Otto Merkens. Jedoch verstarb auch dieser frühzeitig im Jahre 1912, womit das Erbe des Hauses auf den Sohn Walter Merkens (1867-1929) übertragen wurde, der in Bad Honnef Stadtverordneter und Beigeordneter war. Nach dessen Tod 1929 und dem Tod seiner Witwe 1943 verwaltete die bis 1960 im Haus lebende Tochter Ghislaine Merkens (1897-1992) das Anwesen. Ein 1937 von ihr gestellter Antrag, das Haus abreißen zu dürfen, um das Grundstück als Bauland nutzen zu können, wurde 1937 abgelehnt. Stattdessen wurden Haus und Parkgelände später unter Schutz gestellt.
Die Villa während und nach dem Zweiten Weltkrieg Das großbürgerliche Leben wurde schon zu Zeiten der letzten Merkens’schen Witwe und ihrer Tochter nicht mehr geführt – zumal der Erhalt des Anwesens kostspielig war, die Villa an „Alterserscheinungen“ litt und vom Abbruch bedroht war. Als die letzte Eigentümerin den Abbruch bei der Stadt beantragte, verweigerte ihr die Stadtverwaltung diesen, weil sie den schützenswerten Charakter des Hauses sah. Der Antrag auf Genehmigung zur Eintragung in die Landschutzkarte führte dazu, dass das Haus und die Anlage unter Schutz gestellt wurden. Es folgten viele Streitigkeiten zwischen der Stadt und Ghislaine Merkens zur Zeit der Nationalsozialisten. Während des Zweiten Weltkrieges diente die Villa als Ausweichquartier für Konsularbeamte und erhielt einen Schutzraum in einem der gewölbten Keller. 1963 fand Ghislaine Merkens in dem Generalviktariat der Erzdiözese Köln einen Interessenten und Käufer, der das Anwesen für eine Millionen Mark erwarb. Nachdem die Villa schon einmal durch den Landeskonservator zur Erholungs- und Schulungsstätte empfohlen worden war, wurde diese Bestimmung der Villa „Haus im Turm“ nun zuteil.
Im August 1981 wurde die Villa schließlich als Baudenkmal eingetragen, nachdem erneut Abbruchsanträge gestellt wurden. Mit der Verantwortungsübergabe auf die Landesvolkshochschule wurden Sanierungen, Renovierungen, Restaurierungen und Umbauten durchgeführt, die zum Teil durch die Denkmalpflege finanziert wurden und 1995 ihr Ende fanden. Auch wenn die Villa „Haus im Turm“ erst spät als Denkmal eingetragen wurde, so war man sich ihrer historischen Bedeutung stets bewusst. Aufenthalts-, Schulungs-, Vortrags-, Konferenz- und Versammlungsräume einerseits und Parkanlage als Veranstaltungsort andererseits sind jetzt Teile der Nutzungsvielfalt des historischen Gebäudes Villa „Haus im Turm“.
Hinweise Das Objekt „Villa 'Haus im Turm'“ ist ein eingetragenes Baudenkmal der Stadt Bad Honnef (Nummer A 3, vgl. www.meinbadhonnef.de) und wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).
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