Burg Poppelsdorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 30,26″ N: 7° 05′ 31,59″ O 50,72507°N: 7,09211°O
Koordinate UTM 32.365.339,30 m: 5.620.988,63 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.158,32 m: 5.621.631,62 m
  • Kupferstich von Frans Hogenberg: Erstürmung der Wasserburg Poppelsdorf am 14. November 1583.

    Kupferstich von Frans Hogenberg: Erstürmung der Wasserburg Poppelsdorf am 14. November 1583.

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    Vogel, Jürgen; LVR-LandesMuseum Bonn
    Fotograf/Urheber:
    Jürgen Vogel/LVR-LandesMuseum Bonn
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Bereits im 12. Jahrhundert existierte auf dem Grund, auf dem heute das Poppelsdorfer Schloss steht, ein Gutshof. Der Besitzer dieses Guts, der Probst Gerhard von Are (um 1100-1169), übertrug Mitte des 12. Jahrhunderts die Ländereien mittels einer Schenkung dem Cassiusstift in Bonn.

Als Erzbischof Walram von Jülich (~1304-1349, Kölner Erzbischof von 1332-1349) in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts das Gebäude – wohlgemerkt nicht die dazu gehörigen Ländereien – kaufte, hatte der ehemalige Gutshof seinen Charakter bereits sehr geändert. Aufgrund seiner Lage diente der Standort vermehrt der Grenzsicherung des Bonner Herrschaftsgebietes gegenüber den Grafen und Herzögen von Jülich, weshalb die Wehrhaftigkeit des Gebäudes zunehmend ausgebaut wurde. Auch als Gefängnis für Wegelagerer und Diebe wurde das trutzige Gebäude genutzt: Die nahegelegenen Fernstraßen Meckenheimer Allee und Reuterstraße bestanden bereits seit der Römerzeit und hatten sich als wichtige Handelsrouten etabliert (Satzinger 2011, S. 9 und www.poppelsdorfer-geschichte.de).

Ein Kupferstich Frans Hogenbergs dokumentiert die Erstürmung des alten Poppelsdorfer Schlosses im Truchsessischen Krieg (1583-1588) durch bayerisch-spanische Truppen (vgl. Abbildung in der Mediengalerie). Von der Bildecke links unten hin zum rechten Bildrand, lässt sich die heutige Reuterstraße ausmachen. Auf dieser laufen Bewaffnete zu Fuß und zu Pferde den Wassergraben entlang, um sich an der Stürmung der Vorburg (der Standort der Vorburg entspricht dem des heutigen Schlosses) zu beteiligen. Ebenfalls in der unteren linken Bildecke befindet sich eine weitere Straße. Diese verläuft vertikal nach oben und entspricht der heutigen Meckenheimer Allee. Folglich lässt sich der Betrachterstandpunkt für den Kupferstich an der Stelle verorten, wo sich die Clemens-August-Straße mit der auf einem tieferen Niveau unterführten Reuterstraße kreuzt.

Die Gestalt, wie es sich in Hogenbergs Kupferstich in Form von Vorburg und Hauptburg präsentiert, erhielt das Gebäude mit dem Umbau, der unter Kurfürst Salentin von Isenburg (1532-1610, Kölner Erzbischof 1567-1577) ausgeführt wurde. Zu dieser Zeit erfreute sich die Burg Poppelsdorf bei den Kurfürsten großer Beliebtheit, galt sie doch als Residenzort bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, also bis zur von Hogenberg dargestellten Erstürmung des Gebäudes durch bayerisch-spanische Truppen.
Die Burg bestand, so dokumentiert dieser Stich, aus Vorburg und Hauptburg. Die Vorburg war durch einen Wassergraben komplett umringt. Lediglich an zwei Stellen konnte dieser Wassergraben über Brücken überquert werden. Die Brücken waren durch Tore geschützt.
Auf dem durch den äußeren Wassergraben geschützten Areal befand sich auch ein kleines Lusthaus mit einem Garten.
Auch die Hauptburg war von einem Wassergraben umgeben, der über eine Zugbrücke passiert werden musste, um in diese zu gelangen. Der heute noch erhaltene Wassergraben an den Straßen Am Poppelsdorfer Weiher und am Venusbergweg entspricht ungefähr in Teilen dem ursprünglichen äußeren Graben.
Damit kann das Gebäude in seiner Baugestaltung recht genau dem rheinischen Adelssitz zugeordnet werden, der sich folgendermaßen charakterisieren lässt:
„Ein rheinischer Adelssitz bestand immer aus zwei Teilen. Das meist zweigeschossige Burghaus und die vorgelagerte, meist dreiflügelige Vorburg waren von Wassergräben umgeben und nur über eine Brücke miteinander verbunden. Die zum Herrenhaus hin offene Vorburg konnte mit Ecktürmen und mit Torbauten wehrhaft befestigt sein.“ (Langbrandtner 2009, S. 126)

Eine Burgruine in prächtigem Park
Nach der Plünderung im Truchsessischen Krieg überließ man die Ruine dem Verfall, während jedoch das umliegende Areal im 17. Jahrhundert unter der Herrschaft Ferdinands von Bayern (1577-1650, Erzbischof ab 1612) und Maximilian Heinrichs von Bayern (1621-1688, Erzbischof ab 1650) zur prächtigen Gartenanlage im Stile der Renaissance ausgestaltet wurde. Diese war mit Skulpturen, Wasserspielen, Scherzfontänen etc. versehen. Im Jahr 1652 wurden beispielsweise Zitronen- und Orangenbäume für die Orangerie im Wert von vielen hundert Talern gepflanzt.

Allgemein wurde die Anlage wegen ihrer Schönheit weithin gerühmt:
„Einen anschaulichen Bericht erhielt der Große Kurfürst [Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Verf.] in Berlin durch seine Gesandtschaft von 1663: Daniel Papebroich beschreibt den prächtigen Renaissance-Garten mit Statuen, Grotten, Wasserkünsten und Blumenrabatten, die Besucher in Erstaunen und Bewunderung versetzten. Der Gesandte von Bonin erwähnte Wege, die so breit sind, daß drei Kutschen nebeneinander fahren können.“ (www.uni-bonn.de und Satzinger 2011, S. 9f.)

Während der Park gepflegt wurde und dem Hof mit seinen Skulpturen und Scherzfontänen Vergnügen bereitete, verfiel das Gebäude der alten Burg zunehmend, was durchaus aber auch bezweckt war. Bezeugt doch der Ausbau der Bonner Befestigung zur Bastion in Form eines Pentagons (vgl. Abbildung), dass die Stadt in dieser Zeit realer Bedrohung ausgesetzt war, die sich in der Belagerung des Jahres 1689, im sogenannten Bistumsstreit, offenbarte. Um potentiellen Belagerern keinen befestigten Standort zu überlassen, wurde die Ruine der alten Burg Poppelsdorf ab dem Jahr 1657 abgetragen und somit unbrauchbar gemacht. 1689 wurde auch der prächtige Park zerstört, als französische Truppen innerhalb des Reunionskriegs 1683-1684 Poppelsdorf heimsuchten und brandschatzten (www.uni-bonn.de).

Hinweis
In der grafischen Sammlung des LVR-LandesMuseums Bonn befindet sich einer der originalen Kupferstiche Hogenbergs unter der Inventarnummer 2017.86,8-0.

(Florian Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018)

Internet
www.uni-bonn.de: Geschichte des Botanischen Gartens der Universität Bonn. Vom Kurfürstlichen Lustgarten bis zu Gründung der Universität 1818 (abgerufen 04.06.2018]
www.poppelsdorfer-geschichte.de: Die Ortsgeschichte Poppelsdorfs. Von den Anfängen bis zur kurfürstlichen Zeit (abgerufen 04.07.2018)
de.wikipedia.org: Truchsessischer Krieg (abgerufen 12.12.2018)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Frans Hogenberg, Kupferstecher und Graphikverleger in Köln (um 1538-1590) (Text Peter H. Meurer, abgerufen 10.11.2022)

Literatur

Langbrandtner, Hans-Werner (2009)
Baukultur. In: Adlige Lebenswelten im Rheinland. kommentierte Quellen der Frühen Neuzeit. Herausgegeben von Gudrun Gersmann und Hans-Werner Langbrandtner, (Schriftenreihe der Vereinigten Adelsarchive im Rheinland e.V., 3.) Köln u.a..
Satzinger, Georg (Hrsg.) (2011)
Schloss Clemensruhe in Bonn-Poppelsdorf. München und Berlin.

Burg Poppelsdorf

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Meckenheimer Allee 171
Ort
53115 Bonn - Poppelsdorf
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1100 bis 1150, Ende 1583 bis 1588

Empfohlene Zitierweise

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„Burg Poppelsdorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290097 (Abgerufen: 25. April 2024)
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