Ortschaft Holzem

historisch auch „Holtzheim“, Ortsteil der Großgemeinde Wachtberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Wachtberg
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 37′ 23,94″ N: 7° 06′ 18,16″ O 50,62332°N: 7,10505°O
Koordinate UTM 32.365.962,80 m: 5.609.651,24 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.578.240,79 m: 5.610.325,99 m
  • Luftbildaufnahme von Haus und Gut Holzem mit Nordpfeil (2018)

    Luftbildaufnahme von Haus und Gut Holzem mit Nordpfeil (2018)

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    Andreas Schmickler/ Landschaftsverband Rheinland
    Fotograf/Urheber:
    Andreas Schmickler
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  • Ausschnitt aus der "Karte der politischen und administrativen Eintheilung der der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789" (Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz, 1894).

    Ausschnitt aus der "Karte der politischen und administrativen Eintheilung der der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789" (Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz, 1894).

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    Fabricius, Wilhelm / gemeinfrei
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Der im Zentrum des Gemeindegebiets von Wachtberg liegende Ort Holzem ist die kleinste Ortschaft der Gemeinde im Drachenfelser Ländchen. Mit Stand 2024 leben hier 213 Einwohnerinnen und Einwohner.

Ortsgeschichte und Entwicklung
Historische Karten und administrative Entwicklung
Internet, Literatur

Ortsgeschichte und Entwicklung
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande von 1801-1828 (Tranchotkarte, vgl. auch nachfolgend) findet sich das heutige Wachtberg-Holzem unter dem Namen „Holtzheim“ dargestellt und wird nordöstlich durch den „Holtzheimer Busch“ begrenzt - dem wohl aus der fränkischen Zeit stammenden Ursprung des Ortsnamens Holzem (Töpner 2006, S. 199).
„Der Name Holzem geht auf die Ritter von Holtzheim zurück, die Burgmänner von Are waren und deren Stammsitz in der Nähe von Neuss lag. Sie errichteten ‚irgendwann im 11. oder 12. Jahrhundert' in dem bewaldeten Gebiet südlich von Villip eine Hofanlage. Diese und ein später errichteter weiterer Hof waren bis ca. 1400 im Besitz der Ritter von Holtzheim.“ (zitiert nach www.wachtberg.de)
Nach verschiedenen Besitzerwechseln im 15. und 16. Jahrhundert gehörte Holzem zusammen mit Pech und Villip (mit Villiprott) zur Reichsherrschaft Villip, die von den Waldbotts von Bassenheim (vgl. zu diesen Herrschaft Olbrück) und später den von der Vorst-Lombecks von der Burg Gudenau aus regiert wurde (Müller 1993).

Bei der historischen Siedlungsfläche handelt es sich um ein typisches Straßendorf, das sich an der Verkehrsachse zwischen Villip im Norden, Berkum im Westen und im Süden Fritzdorf und Oewerich (heute Leimersdorf-Oeverich in Rheinland-Pfalz) entwickelt hat. Auf dem Kartenausschnitt ist deutlich ein größeres Gehöft am südlichen Ende der Siedlung zu erkennen, vor dem sich eine Art Platz in dreieckiger Form gebildet hat. Die Siedlung „Holtzheim“ ist im Vergleich zu den anderen Wachtberger Dörfern schon zu Tranchots Zeiten sehr klein.

Auf der Preußischen Uraufnahme von 1836 bis 1850 sind die bewirtschafteten Flächen, die die Ortschaft „Holzem“ umgeben, gut zu erkennen, außerdem noch zwei kleinere Waldstücke, die sich im Osten und Südwesten, direkt neben der Siedlung befinden. Der „Holtzheimer Busch“ wird hier bereits einfach als „Wachtberg“ bezeichnet. Die für die Gemeinde Wachtberg namensgebende, 258 Meter hohe Erhebung mit dem 1921 errichteten Wachtberg-Denkmal befindet sich in diesem Waldgebiet.
Die Preußische Neuaufnahme von 1891-1912 zeigt dann auf, dass sich die Wirtschaftsflächen noch ausgedehnt haben. Die hier anhand dieser Karte eingezeichnete Objektgeometrie umfasst etwa 5,7 Hektar besiedelte Ortsfläche. Die Siedlungsfläche an der Krahnhofstraße, die die senkrechte Achse des Ortes bildet, hat sich nur gering in eine zweite Häuserreihe ausgedehnt, ferner sind einige Gebäude am Ortseingang, am Anton-Raaff-Platz und an der Querachse, der Holzemer Allee und der Straße Auf dem Stein entstanden. Der historische Ort hat sich seitdem bis heute kaum verändert.
Etwas außerhalb liegt im Osten direkt am Waldrand das in der Preußischen Neuaufnahme noch nicht verzeichnete größere Anwesen Haus Graffemberg, das einst der Familie Strasoldo-Graffemberg gehörte. Die ursprünglich von der Burg Gudenau stammende Familie war lange Zeit politisch aktiv und engagierten sich insbesondere für die Orte Holzem und Villip (Hausmanns 2011). Heute gehört das Anwesen zur evangelischen Jugendhilfe Godesheim, einem Jugendhilfeverbund mit Leistungsspektrum im Bereich der Kinder-, Jugend-, Behinderten- und Gesundheitshilfe und bietet Platz für Jugendwohngruppen (www.godesheim.de).
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Am Anton-Raaff-Platz im Süden des Orts steht die 1744 erbaute und zuletzt 1977 renovierte Nepomukkapelle, eine Stiftung des in Holzem aufgewachsenen und zeitlebens mit dem Ort verbundenen Startenors des 18. Jahrhunderts Anton Raaff (1714-1797). An den für Kurfürst Clemens August tätigen und international berühmten Tenor, zu dessen Freunden auch Wolfgang Amadeus Mozart zählte, erinnert eine Gedenktafel (Kapellen 2009 und Hausmanns 2011, S. 205). Der kleine Kirchenbau war bis 2009 katholische Kapelle in der Villiper Pfarrei St. Simon und Judas Thaddäus, seit 2010 gehört sie zu der Pfarrei St. Marien Wachtberg (www.wachtberg.de).

Die einzige Gaststätte des Dorfes mit dazugehörigem Dorfsaal schloss bereits in den 1990er-Jahren. Seitdem werden Feierlichkeiten, wie etwa der Seniorenkaffee in Villip ausgetragen (Hausmanns 2011, S. 206). Auch schulisch und kirchlich sind die Holzemer nach Villip orientiert. Seit einiger Zeit hat sich auch die einst eigenständige Feuerwehr der Villiper Löschgruppe angeschlossen.
In Holzem gibt es heute außer einer kleinen Pferdepension keine landwirtschaftlichen Betriebe mehr. Bis 1971 gab es ein Abkommen, dass den Holzemer Bürgern erlaubte, Ländereien der Gemeinde anteilig zu bewirtschaften.

Vermutlich in den 1990er-Jahren wurde ein rund 2,5 Hektar Fläche einnehmendes Neubaugebiet im Norden der älteren Siedlung erschlossen, welches den Ortseingang bzw. das Ortsende von Holzem in Richtung Norden verschoben hat. Es besteht aus ca. 30 Häusern, die sich am Heidegartenweg aneinander reihen, und beinhaltet eine für diese Zeit für Zwecke der Verkehrsberuhigung typische Sackgasse.
Die Hauptstraßen Krahnhofstraße und Holzemer Allee werden heute durch Fachwerkfassaden gesäumt und der Ort Holzem gehört zu den eher „gemächlichen“ Ortschaften des Wachtberger Landes. Zuletzt entstand am südlichen Ortsrand ein Briefverteilzentrum der Post, welches etwas versteckt liegt und somit das schöne Ortsbild nicht beeinträchtigt (Hausmanns 2011).

(Clarissa Pönisch, Universität Koblenz-Landau, 2018)
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Historische Karten und administrative Entwicklung
Die kleine Siedlung „Holzem“ findet sich in der Karte Die Rheinprovinz im Jahre 1789, Uebersicht der Staatsgebiete in Wilhelm Fabricius' Geschichtlichem Atlas der Rheinprovinz ganz im Westen des Bereichs „Land Burggrafschaft Drachenfels“ eingezeichnet (vgl. Abb.). In den zugehörigen Erläuterungen wird der Ort indes nicht eigens genannt, auch nicht im Kontext einer Zugehörigkeit zu der Reichsherrschaft Villip mit Haus Gudenau und Pesch (Fabricius 1898, S. 61 und 497).

Während der Franzosenzeit (1794-1814/15) wurden „die bis dahin zu Villip gehörenden Dörfer Holzem und Pech zu selbständigen Gemeinden“ in der seinerzeit neu geschaffenen Mairie (Bürgermeisterei) Villip im Kanton Bonn (de.wikipedia.org). Ab dem Jahr 1798 gehörte Holzem dann zu den zehn Gemeinden der 1816 aus der Mairie Villip gebildeten preußischen Bürgermeisterei Villip (ab 1930 Amt Villip) im Landkreis Bonn.
Zum 1. August 1969 erfolgte durch das Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn (das so genannte „Bonn-Gesetz“, vgl. recht.nrw.de) der Zusammenschluss der Gemeinden des Amtes Villip und der Gemeinden Adendorf, Arzdorf und Fritzdorf (zuvor Amt Meckenheim) zur neuen amtsfreien Gemeinde Wachtberg im neu entstandenen Rhein-Sieg-Kreis. Holzem bildet zusammen mit Villip (einschließlich Villiprott) eine gemeinsame Ortsvertretung.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)

Internet
www.wachtberg.de: Holzem (abgerufen 18.11.2025)
de.wikipedia.org: Holzem (abgerufen 18.11.2025)
www.godesheim.de: EJG - Evangelische Jugendhilfe Godesheim gGmbH (abgerufen 18.11.2025)
recht.nrw.de: Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn (abgerufen 18.11.2025)
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Literatur

Hausmanns, Barbara / Gemeinde Wachtberg (Hrsg.) (2011)
Wachtberg - aus dreizehn Dörfern wird eine Gemeinde. Ein Blick auf vier Jahrzehnte kommunale Entwicklung seit 1969. Wachtberg.
Müller, Franz (1993)
Leben rund um den Wachtberg. eine Zeitreise durch 30.000 Jahre Geschichte einer rheinischen Landschaft. o. O.
Ökumenischer Arbeitskreis Wachtberg (Hrsg.) (2009)
Kirchen und Kapellen in Wachtberg. (Broschüre 24 S.). S. 10, Wachtberg. Online verfügbar: web.archive.org (vormals www.wachtberg.de), PDF, abgerufen am 11.11.2025
Töpner, Walter (2006)
Wunderbares Wachtberg. Anleitungen zum Verlieben in das Drachenfelser Ländchen. Trier.

Ortschaft Holzem

Schlagwörter
Ort
53343 Wachtberg - Holzem
Fachsicht(en)
Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Auswertung historischer Schriften
Historischer Zeitraum
Beginn 1000 bis 1200

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Ortschaft Holzem”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-282391 (Abgerufen: 13. Dezember 2025)
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