Das markante Gebäude in Kölns zentralem Innenstadtbereich wurde in den Jahren 1928-30 als Stahlbeton-Skelettbau nach Plänen des Architekten Bruno Paul (1874-1968) errichtet. Es diente von Anfang an Verwaltungsaufgaben sowie, im Erdgeschoss, dem Einzelhandel. Der Architekt nutzte die spitzwinklige Einmündung der Ludwig- in die Brückenstraße zur Ausbildung einer gerundeten Ecklösung für den zunächst sieben-, heute sechsgeschossigen winkelförmigen Baukörper. Dieser ist nach oben und zu den Seiten hin abgetreppt und endet mit flachen Dächern hinter Attikabrüstungen. In den optisch dynamisierten Fassaden herrscht die Horizontale vor: Gleich hohe Streifen von Brüstungs- und Fensterbändern markieren die Stockwerkshöhen. Im Erdgeschoss nimmt die durchlaufende Schaufensterfront die Rundung auf. Ein Erker im 1. Obergeschoss an der Brückenstraße sowie ein vertikaler Treppenturm im Bereich der oberen Etagen an der Ludwigstraße setzen Akzente. Travertinplatten verkleiden die Brüstungsbänder, schmale Travertinstäbe trennen die quadratischen, horizontal nur einmal gesprossten Fenster (Bronze!) der Büroetagen. Bruno Paul orientierte sich an den schwungvollen Kaufhausfassaden Erich Mendelsohns (1877-1953), die in den 1920er Jahren in ganz Deutschland Furore machten. Assoziationen zur topmodernen Architektur der Ozeanriesen lagen offen zutage. Im Innern gestaltete er ein sich schwungvoll über Kreisgrundriss emporwindendes Treppenhaus, daneben setzte er einen Paternoster, der sich bis heute als eines der seltenen Exemplare dieser Gattung erhalten hat. Dank seiner modernen Konstruktion überlebte der Bau den Zweiten Weltkrieg, allerdings war die Travertinverkleidung verloren. Das oberste Geschoss wurde nicht wiederhergestellt, und zunächst erhielt das Gebäude eine wenig attraktive Putzverkleidung.
Erst 1983/84 konnten Fassadenverkleidung und Fenstergestaltung nach denkmalpflegerischen Maßstäben erneuert werden. Vor einigen Jahren wechselte das Gebäude aus städtischem in Privatbesitz über; das Innere wurde den gewandelten Funktionsansprüchen angepasst, das gerundete Treppenhaus samt Paternoster blieb erhalten. In seinem Namen überlieferte das Gebäude die Erinnerung an den Vorgängerbau auf gleichem Grundstück, das legendäre Hotel Disch, das im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu den ersten Adressen in Köln gehört hatte. Vor allem Fotos seines neubarocken Festsaals wecken aus heutiger Sicht nostalgische Erinnerungen an die „Belle Époque“. Bruno Paul erhielt nur ein Jahr später durch Hans Gerling den Auftrag, in der Von-Werth-Straße einen Flügelbau an das von Gerling erworbene gründerzeitliche Palais Langen anzufügen. Der ebenfalls bis heute erhaltene Bau regt mit seinem Pendant aus dem Jahre 1937 zum Vergleich mit dem Dischhaus an: Hier griff Bruno Paul den konservativen Geschmack seines Bauherrn auf, was sich damals allerdings aus Gründen der Anpassung der beiden Neubauten an den Neorenaissance-Stil des heute nicht mehr vorhandenen Palais gleichsam wie selbstverständlich aufdrängte.
(Ulrich Krings, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2018)
Die Bedeutung des Hauses für das Kölner Judentum in den 1930ern In dem Büro- und Geschäftsgebäude waren unter anderem Firmen jüdischer Eigentümer sowie einige jüdische Juristen ansässig, so dass hier bis 1933 jüdische wie nichtjüdische Beschäftigte selbstverständlich Tür an Tür arbeiteten. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mussten die jüdischen Mieter im Zuge von Berufsverboten und Enteignung das Haus jedoch nach und nach verlassen. Von 1933 bis 1938 war das Disch-Haus zusätzlich Sitz des Jüdischen Kulturbunds Rhein-Ruhr (miqua.lvr.de).
(Digitales Kulturerbe LVR, 2022)
Internet miqua.lvr.de: Spaziergang „Zwischen den Häusern“, Disch-Haus (abgerufen 13.10.2022)
Literatur
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2018)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.